
Volker Ebener
*1944
Judoka, Geschäftsmann und Gründer der FIBO GmbH
Als Judoka bereiste Volker Ebener die Welt. Er erkannte den sich anbahnenden „Fitnessboom“ und eröffnete ab den 1970er-Jahren diverse Fitnessstudios, ehe er sich auf die Organisation und Konzeption von (Sport-) Messen konzentrierte.
Kurzbiografie
- Geboren 1944 in Moers
- 1960-1962 Ausbildung zum Polizeibeamten in NRW
- 1961 und 1962 bundesdeutscher U19-Meister für den Siegener Turnverein 1846 e. V.
- 1965-1969 Studium der Rechtswissenschaften in Köln, 1. Staatsexamen
- 1965-1972 Trainer und Athlet des Polizeisport Vereins Köln 1922 e. V. (Aufstieg von der Bezirks- bis in die Bundesliga)
- 1968 Trainertätigkeiten für den Südafrikanischen Judo-Verband
- 1969-2002 Betreiber einer Kampfsportschule in Bonn
- 1971 bundesdeutscher Vizemeister (Einzel)
- 1972 bundesdeutscher Vizemeister (Mannschaft)
- 1972 Mitglied des DJB-Olympiakaders in München (ohne Einsatz)
- 1972-2001 Eröffnung von sieben Fitnessstudios [Bonn (3), Bottrop, Herne, Hürth und Marburg]
- 1978 Gründung der Firma BonSport GmbH
- 1984-1990 Co-Konzeption, Co-Gründung und Betrieb der FIBO GmbH mit Partner Kurt Thelen – Erstmalige Durchführung 1985
- 1990-1995 Verkauf der FIBO GmbH an Blenheim International Deutschland GmbH (heute: Reed Exhibitions Deutschland GmbH) – bis 1995 Tätigkeit als FIBO-Eventdirektor
- 1996-2000 Konzeption, Gründung und Durchführung der YOU Messe
- 1999-2000 EXPO 2000: Konzeption des Thyssen-Krupp-Pavillons auf dem Messegelände Hannover und Leitung des Youth Information Forums
- 2001-2020 Nach dem Verkauf der FIBO an Reed, Berater bei Reed International
- 2002-2010 Konzept zur Umsetzung des Karstadt-Ruhr-Marathons
- 2002-2008 Gründung der Idko GmbH & Co Kg
- Seit 2021 Herausgeber des Online Magazins „Fitness News Germany“
Volker Ebener über …
„In der Schule wurde ich relativ früh vom Sport freigestellt, weil ich schon Deutscher Jugendmeister war und in der Woche – außer an zwei Tagen – jeden Tag trainiert habe. Und dann hatte man eben Sorge, dass ich mich da übernehme und überlaste. Und dann hat die Schule von sich aus gesagt, dass ich da nicht hinkommen müsse. Wenn ich kommen wollte, dann wäre das ohne Weiteres möglich. Dann habe ich aber auch meistens in der Schule mitgemacht. Und dann war es im Judo so, dass – nachdem ich dann Deutscher Jugendmeister geworden war – ich die Jugendgruppen dort betreut habe. Das war dann auch ein kleines Zubrot. Da gab es dann mal ab und zu einen Zehner jeden Monat. Das ist heute kein Geld, aber damals war das noch schönes Geld, zumindest für einen in meinem Alter und zu der Zeit.
Mein Vater lag viel in Kliniken, bevor er gestorben ist – unter anderem in Gießen und Marburg. Und ich war viel allein zu Hause oder bei Verwandten und bin dann nachmittags durch die Sporthallen gestromert und habe dort geguckt, was die machen. Und dann kam ich irgendwann auf welche, die in weißen Schlafanzügen da rumliefen und sich gegenseitig auf die Matte geworfen haben. Das hat mir dann in dem Alter – damals war ich so um die 14 Jahre alt – imponiert, und da bin ich dann hingegangen. Und da ich keine Aufnahmegebühr zahlen musste – aufgrund meiner wirtschaftlichen Lage – konnte ich dann da mittrainieren. Dann hat schon damals der Trainer gesagt: ‚Wenn aus dir was wird, musst du das hier später abarbeiten, dann kannst du hier Hilfstrainer werden.‘ Und das ist dann auch so passiert.
Judo war damals noch relativ exotisch. Das kann man an meinem Ausweis sehen, den ich vom Deutschen Judobund bekommen habe. Der ist also noch in einer vierstelligen Nummer vergeben worden. Das heißt, um die 10.000 waren da maximal im Deutschen Judobund. Und das war für viele Leute – wenn man es einmal macht – dann war Judo das mit dem Hin- und Herschmeißen in den Schlafanzügen oder so was. Also viel Ahnung hatten die Leute nicht davon, aber es wurde akzeptiert.“
„Ganz grundsätzlich ist es so, dass wir natürlich Mitarbeiter eingestellt haben. Wir mussten ja nachher auch eine eigene Presseabteilung haben und so was. Das war ja gar nicht anders möglich, um entsprechend größer zu werden. Und man lernt da ‚by doing‘. Ich hatte einen guten Steuerberater und auch heute noch eine gute Steuerberaterin. Die möchte ich nicht missen, denn ohne diese Leute wäre es nicht möglich gewesen. Man muss hier ein hundertprozentiges Vertrauen aufbauen, weil es ja auch darum geht, abzuwägen: ‚Wie mache ich das jetzt?‘ Wenn es eine halbe Million oder Million kostet, dann sind das Beträge, da muss man sich sicher sein. Wenn man das Geld noch nicht mal selber hat und es sich noch zum Teil leihen muss, dann wird es natürlich noch intensiver. Es ist wichtig, dass man gute Berater hat. Die sollte man dann auch entsprechend bezahlen. Da führt kein Weg drumrum.
Das letzte Studio war in Marburg. Also ich habe drei in Bonn gemacht, das nächste war Herne und dann war es Bottrop. In Hürth war dann das vorletzte.
Ich bin in Essen aufgewachsen, und mit der Nationalmannschaft habe ich immer mit einem das Zimmer geteilt, der aus Herne war. Und der suchte einen Partner, er hatte wirtschaftliche Probleme, und hat mir einen Teil seiner Anlagen verkauft. Dadurch war ich dann nachher da drin. Er hat dann auch ganz aufgehört, und da habe ich ihm den Rest abgekauft. Und in Bottrop, da hörten wir, dass da damals die beliebtesten Geräte waren – das waren Nautilus und Daniken. Daniken war verchromt, und Nautilus war nicht verchromt. Eigentlich habe ich von verchromten Geräten gar nichts gehalten, aber die Damenwelt, die fährt schwer darauf ab. Das haben wir dann gesehen.
Die haben uns das Bottroper Studio verkauft, samt diesen Daniken-Geräten, und die Geräte habe ich dann teilweise nach Bonn geschafft. Und der Damenzuspruch wurde immer größer. Das war also ‚learning by doing‘. Das war nicht irgendwo gedacht, sondern einfach nur beobachtet.
Der Alltag im Fitnessstudio war sehr abwechslungsreich, je nachdem, wie viele Mitarbeiter oder wie viele Studios man hat. Es gibt eben ständig Kunden, die sich über irgendwas beschweren, und irgendwelche möchten auch ihre Freude zum Ausdruck bringen. Man muss auf alle eingehen. Und dafür braucht man Leute, die man dazu eingearbeitet hat, die dann entsprechend reagieren können. Und die Arbeit liegt eigentlich zum großen Teil eben darin, dass man den Markt auch sehr stark beobachtet und guckt, was es Neues gibt. Dass man nicht zu Hause bleibt, sondern in andere Studios fährt und sich anguckt, womit die anderen Erfolg haben.
Ich bin also damals viel ins Ruhrgebiet gefahren – nicht nur, weil ich da die zwei Studios hatte, sondern weil da viele Impulse herkamen. Hier im Rheinland gab es nur einen, der hieß Blömer. Der war Mister Universe geworden, aber das war nie so meine Gangart. Ich bin zwar ganz gut mit dem Herrn Schwarzenegger bekannt, bin auch mehrfach bei ihm gewesen, aber der ist ja auch als Gouverneur und so was nicht unbedingt immer nur Bodybuilder gewesen.
Und man muss da schon sehr viel abgucken. Man muss abwägen. Man muss überlegen: Passt das zu uns? Wie geht das? Und so weiter. Das konnten nicht viele Kollegen. Das habe ich gemerkt – die haben immer auf der Stelle getreten, und wir sind ständig gewachsen.“
„In den 1980er-Jahren fing es an, dass die Frauen sogar teilweise in den Studios in Kursform, nicht im Individualtraining, mit Abstand die meisten Mitglieder stellten. Ich habe damals Jane Fonda auf die FIBO geholt. Da haben wir 1000 Steps aufgebaut und dann haben wir die verlost, und da mussten wir unter 25.000 Bewerbungen die 10.000 Steps verlosen, die da mitmachen konnten bei Jane Fonda. Und die war dann krank. Sie hatte Magen-Darm, sie konnte nichts machen. Das passiert aber schon mal.
Im Homebereich sind wir, was die Fitnessgeräte angeht, so gut wie nie unterwegs gewesen. Wir haben, um es ganz ehrlich zu sagen, früher den Heimsport als Konkurrenz betrachtet – was aber gar nicht der Fall ist, weil es gibt Leute, die können besser allein trainieren, und andere, die brauchen eben einen Ansporn aus der Umgebung und so weiter und so fort. Also das ist überwunden. Aber die meisten Leute, die damals angekommen sind, die ließen sich auch damals von Trends leiten. Da gab es also alle viertel- oder halbe Jahre in den Group-Fitnessklassen neue Trends. Das hat in letzter Zeit sehr stark aufgehört. Wir haben kaum noch große Trends, außer eben die gesundheitsorientierten. Da wird viel dran gearbeitet – ist aber, sagen wir mal, nicht mehr so bunt wie früher. Früher war dieses Group-Fitnesstraining eine sehr bunte Sache. Da waren eben auch viele gut aussehende junge Damen drin und so was. Das hat sich alles heute ein bisschen mehr Richtung 40 und drüber entwickelt.
Ich bin damals an den Herrn Möller herangetreten bei der ersten Messe und habe ihn gebeten, da auf der Pressekonferenz ein bisschen was zu sagen. Und von der Zeit an haben wir immer sehr eng zusammengearbeitet. Herr Möller war auf den ersten fünf Messen immer über alle vier Tage gebucht. Poschmann vom ZDF, leider verstorben, hat immer alle vier Tage den Conférencier gespielt auf der Bühne – und ich habe mich gewundert, wie einer, der als Läufer da war, er war ja 800-Meter-Läufer, wie einer so gut mit den Leuten umgehen kann. Damals war eben Bodybuilding noch weit vorne. Wir hatten immer fast alle Weltmeister und Mister Universes und so was da auf den Bühnen rumlaufen. Die Firmen brachten die meistens sogar mit, muss man korrekterweise sagen. Die hatten die dann so als Zugpferd für ihre Geräteausstattung. Und die wurden dann bei uns über die Bühnen gejagt. Und das war, sagen wir mal, der Anfang.
Möller war dann nachher sozusagen der Kofferträger von Schwarzenegger. Der wohnte ja damals in den USA, der ist dann am Wochenende zum Arnold, und dann sind die mit der Harley durch die Gegend gefahren. Und dann hat er mich ja irgendwann mitgenommen, und dann gehörte ich dazu – um es mal so zu sagen.“
„Mir war klar, dass das Messewesen mir liegt. Ich habe dann auch relativ zügig begonnen, die YOU-Messe zu planen und dafür ein gutes Team zusammengestellt. Insbesondere mein damaliger Geschäftsführer, Herr Arbin, hat viel dazu beigetragen. Das Projekt entwickelte sich schnell, aber der Anfang war noch schwieriger als bei der FIBO.
Bei der ersten Veranstaltung hing ich mit der damaligen Jugend- und Familienministerin in einer Kletterwand – wir richteten gerade die Europameisterschaften der Junioren im Klettern aus –, als mir mitgeteilt wurde, dass ein Hubschrauber der Bundeswehr mit 13 Jugendlichen an Bord abgestürzt war. Am ersten Tag der Messe.
Nach und nach kamen die Absagen. Der Chef von Sneakers etwa sagte nur: ‘Boys, great show, but we will not make money with the show, we will leave it.’ Und so brach ein Aussteller nach dem anderen ab.
Schon bei der FIBO hatte ich Heide Ecker-Rosendahl als Assistentin an meiner Seite – für mich war sie Gold wert. Sie hatte nicht nur olympisches Gold gewonnen, sondern war eine glaubwürdige Leistungssportlerin ohne jegliche Nähe zu Anabolika. Genau so jemanden brauchte ich an meiner Seite für eine Sport- und Bodybuildingmesse. Ich habe sie auch zur YOU mitgenommen.
Als ich dann zu ihr sagte: ‘Okay, wir brechen hier ab, wir machen Schluss. Heide, komm, wir gehen. Es ist egal, was ich hier bezahlen muss. Ich bin weg!’, antwortete sie nur: ‘Stell dir vor, ich hätte in München dasselbe gemacht wie du jetzt. Stell dir vor, ich hätte auch die Flinte ins Korn geworfen, nachdem die Juden erschossen worden sind. Dann hätte ich nie mehr die Goldmedaille gewonnen.’
Das war für mich der Anstoß, nicht aufzugeben. Auch wenn ich härter getroffen wurde als viele andere, wusste ich: Ich muss da durch. Und Heide hat mich dabei hervorragend unterstützt – sie stand immer an meiner Seite und hat mich bei der Stange gehalten.
Die Messe wurde fortgeführt – teilweise fanden sogar drei Ausgaben im Jahr statt. Ich war immer in Berlin, später auch in Dortmund, Essen oder gelegentlich in Stuttgart. Das schwächste Jahr brachte 80.000 Besucher – eine Zahl, über die sich heute mancher Messeveranstalter freuen würde, selbst wenn er nur 20 Prozent davon erreicht.“
„Inzwischen gibt es in Deutschland eine Vielzahl von Discountern. Gleichzeitig gibt es eine Debatte darüber, ab welchem Alter Kinder und Jugendliche gesundheitsorientiert trainieren dürfen. In der ersten Normkommission, in der ich mitgearbeitet habe, wurde beschlossen, dass Fitness mit freien Gewichten erst ab 16 Jahren erlaubt sein soll. Diese Regelung sorgt dafür, dass sich die Trainer intensiver mit ausgewogenen Programmen beschäftigen müssen.
Heute steckt in den Geräten moderne Technik, die man sich früher kaum vorstellen konnte. Wenn man vor einigen Jahren bei meinen Fitnessgeräten nach künstlicher Intelligenz gesucht hätte, wäre man kaum fündig geworden – es waren im Grunde nur zusammengeschweißte Eisenrohre. Heute gibt es physiotherapeutische Programme, die sich individuell anpassen. Zum Beispiel habe ich vor Kurzem ein neues Knie bekommen, und die Maschine erkennt über EGYM mein Profil und bewegt mein Bein nach der Operation genau so, wie es sein muss.
Elektronik und digitale Technologien haben in der Fitnessbranche stark an Bedeutung gewonnen. Wer sich da einarbeitet, erkennt, wie viel Innovation dahintersteckt. Der Gesundheitsaspekt rückt dabei immer mehr in den Vordergrund.
Gerade nach der Pandemie sind viele Fitnessanbieter klüger geworden. Patienten sind mit Verordnungen vom Arzt zum Physiotherapeuten gegangen und konnten dort trainieren. Heute gibt es kaum noch Physiotherapie-Praxen ohne einen Kraftbereich. Diese durften während der Pandemie offen bleiben und bieten inzwischen auch Reha- und Präventionskurse an.
Was Ärzte verordnen, kann der Gesetzgeber nicht einfach außer Kraft setzen. Wenn ein Rehakurs als gesundheitsfördernde Maßnahme ärztlich verordnet wird, darf die Einrichtung nicht geschlossen werden. Das hat dazu geführt, dass sich viele Menschen mehr um ihre Gesundheit kümmern als um reine Muskelmasse.Ich habe nichts gegen dicke Muskeln – manchmal hätte ich sie selbst gerne größer gehabt. Aber dann hätte ich auch zu viel Gewicht gehabt.“