

Horst Melzer
*1950
Netzwerker, Schwimmtrainer und Schulsportreferent der Stadt Essen
Schon als Kind kam Horst Melzer mit dem Schwimmsport in Berührung. Nach dem Studium an der Sporthochschule Köln fand er in der Stadt Essen ideale Bedingungen, um als Schwimmtrainer für den Deutschen Schwimm-Verband tätig zu sein und sich zugleich als engagierter Netzwerker für die olympische Idee einzubringen.
Kurzbiografie
- Geboren 1950 in Marl
- 1957-1968 SV Wasserfreunde Marl
- Ab 1968 SV Essen 06
- 1968 Westdeutscher Meister (200m Brustschwimmen)
- 1971-1974 Ausbildung zum Diplomsportlehrer DSHS Köln
- 1974-2015 Schulsportreferent der Stadt Essen
- Ab 1975 Schwimmtrainer Essen 06
- 1984 Gründung eines Teilzeitinternats für Schwimmen in den Räumlichkeiten des Schwimmzentrums Essen-Rüttgenscheid
- 1987-2005 Schwimmtrainer und Mitbegründer der SG Essen, u.a. von Christian Keller (zweifacher Europameister und olympischer Bronzemedaillist 1996) sowie Mark Warneke (zweifacher Weltmeister und olympischer Bronzemedaillist 1996, in dieser Zeit auch als Honorartrainer des DSV tätig
- 1996 DSV Trainer des Jahres
- Ab 2001 Olympiabeauftragter der Stadt Essen (Mitorganisator bzw. Botschafter der Olympia-Bewerbungen 2012 bzw. 2032)
- 2007-heute Geschäftsführer Trägerverein des Sport- und Tanzinternats in Essen-Rüttenscheid
- 2021 (Mit)Initiator des Projekts „Schwimmassistenz“. Eine Initiative, die sich für das Schwimmenlernen von Grundschulkindern stark macht und ehrenamtliches Engagement fördert
- 2023 Ehrenplakette der Stadt Essen
Horst Melzer über …
„Die Stadt war ja geprägt durch die chemische Industrie und durch den Bergbau. Mein Vater war im Bergbau als Betriebsführer tätig. Ich hatte aber auch viele Freunde, deren Eltern in der chemischen Industrie gearbeitet haben. Wir hatten sehr sportbegeisterte Eltern. Wir sind immer gerne zum Schwimmen gegangen. Es gab einen großen Badeweiher in Marl, und da sind wir im Sommer ständig hingegangen und haben dort geschwommen. Es gibt in der Marl-Zeitung ein schönes Bild: Horst Melzer, fünf Jahre alt, der jüngste Freischwimmer in Marl. Der Schwimmmeister, der dort tätig war, war etwa 1,95 Meter groß und wog, glaube ich, 150 Kilo. Und ich als ganz kleiner ging ihm bis zum Knie. Das war das Foto. Das liegt bestimmt noch irgendwo bei mir zu Hause. Das war so der Anfang des Schwimmens. Meine Eltern wollten unbedingt, dass ich den Freischwimmer mache, weil das ein großer Badeweiher war. Und da musste man schwimmen können, wenn man dort baden ging. So kam der erste Kontakt zum Schwimmsport.
In meiner Nachbarschaft gab es den Straßenfußball. Man kickte auf der Straße oder traf sich auf den Freiflächen. Ich hatte viele Freunde, die gut mit dem Ball umgehen konnten. Bewegung war bei uns immer da. Wir sind auch schon früh mit dem Fahrrad durch die Gegend gefahren. Mit meinen Eltern bin ich von Marl aus an den Wochenenden gerne zum Halterner Stausee gefahren. Mit dem Fahrrad, durch die Hardt – das ist ein großes Waldgebiet zwischen Marl und Haltern. So haben wir die ganze Umgebung kennengelernt.
Mein Vater war auch kulturell sehr engagiert. Bei den Chemischen Werken Hüls gab es eine Werksbühne. Da waren zwei ehemalige Profischauspieler tätig, die nach dem Krieg nach Marl gekommen waren. Es gab eine Gruppe, die regelmäßig im Feierabendhaus der Chemischen Werke Hüls Aufführungen gemacht hat. Ich erinnere mich noch gut an Die Physiker von Dürrenmatt. Mein Vater spielte den Kommissar. Zuhause ging ich mit ihm durchs ganze Haus, mit dem Textbuch in der Hand, und habe alle Rollen mitgelesen, die er zu sprechen hatte. Ich war die Oberschwester Marta Boll, die Heimleiterin – ich war alles. Bei der Aufführung saß ich ganz vorne und konnte jeden Text mitsprechen – von allen Beteiligten.
Mein Vater war schon 1946 in einer Laienspielgruppe aktiv – da war ich noch nicht geboren. Damals haben sie im späteren Ruhrfestspielhaus in Recklinghausen ein Stück aufgeführt, zusammen mit Profischauspielern. Es war eine Geschichte über Doktor Faust, geschrieben von einem Essener Buchautor. So hat mein Vater damals auch kulturell angefangen, sich zu engagieren.
Der Sport kam dann zusätzlich dazu. Mein älterer Bruder war auch im Schwimmen aktiv. Da es in Marl kein Hallenbad gab, haben wir uns dem Schwimmverein Recklinghausen-Suderwich angeschlossen. In Recklinghausen-Süd gab es ein Hallenbad neben der Festlandhalle. Ich war zehn Jahre alt und bin jeden Montag mit der Straßenbahn von Marl zum Training gefahren. Einmal pro Woche habe ich dort trainiert.
Später wurde dann in Marl ein Hallenbad gebaut. Ich bin zu den Wasserfreunden Marl gewechselt und dort auch geblieben. Mein Vater war dort als Übungsleiter und Trainer tätig. Es war immer etwas Gemeinschaftliches, Nettes und Sportliches da. Aber es war nie ein Zwang – es war einfach eine schöne Gemeinschaft.“
„Der Wolfgang Krämer, ich und noch ein weiterer Freund – der war damals studentischer Sprecher – wir haben zusammen den Karneval an der Sporthochschule organisiert. Damals kamen gerade die Bläck Fööss raus, und wir haben es tatsächlich geschafft, die zu engagieren. Die haben dann in der Eingangshalle gespielt. An solche Dinge erinnere ich mich gerne. Ist ja schon lange her.
Was die Sporthochschule so besonders gemacht hat, war die Vielseitigkeit. Schon mittags in der Mensa traf man sich mit Sportstudenten aus ganz unterschiedlichen Bereichen. Viele kamen aus dem Leistungssport, aber nicht alle – und gerade das war das Interessante. Abends saß man dann oft noch in der kleinen Mensa zusammen, hinten auf ein Kölsch. Ich habe das als etwas Großfamiliäres empfunden, so in dieser sportlichen Atmosphäre.
Ich habe damals an der Aachener Straße gewohnt – das war natürlich auch ganz praktisch. Die Schwimmausbildung fand im Agrippabad statt, im Hallenbad. Das war eine richtig gute Zeit. Mit dem Wilke habe ich heute noch Kontakt. Und dann gab’s da noch die Frau Fastrich. Bei den Medizinern war der Hollmann eine wichtige Figur.
Die Ausbildung insgesamt war sehr komplex – besonders im Schwimmsport. Man hat wirklich alles durchlaufen: vom Anfängerschwimmen über die Methodik bis hin zum leistungssportlichen Schwimmen. Und was ich besonders geschätzt habe, war der unkomplizierte, sportlich geprägte Kontakt zu den Hochschullehrern. Die kamen alle selbst aus dem Sport – da war eine große Nähe, kein großer Abstand. Man hat früh die Grundlagen vermittelt bekommen, die man später gebraucht hat.
Es war ja zunächst gar nicht klar, dass ich mal als Trainer arbeiten würde. Als ich dann fertig war, war der Wolfgang Krämer schon in Essen beim Schulamt tätig – damals nannte man die Funktion noch Oberturnlehrer. Er sagte: ‚Hör mal, bei uns wird eine Planstelle frei. Komm zu uns.‘ Und so war’s dann auch. Der Krämer und ich hatten die Aufgabe, den Schulsport zu fördern. Ich sagte: ‚Mensch, wir kommen doch aus dem Schwimmsport – wir nehmen uns jetzt auch mal das Schulschwimmen vor und bringen das voran.‘“
„Unsere Aufgabe war es, das Schulschwimmen in Essen zu organisieren und zu optimieren. Es ging darum, sicherzustellen, dass Schulklassen regelmäßig am Schwimmunterricht teilnehmen konnten. Ich habe mich vor allem um die Lehrerfortbildung gekümmert – im Bereich Anfängerschwimmen, speziell um die Methodik. In Zusammenarbeit mit der DLRG haben wir auch dafür gesorgt, dass die Lehrkräfte rettungsfähig wurden. Die Stadt Essen hat als Schulträger in dem Bereich wirklich viel getan, zum Beispiel, indem sie sich solche Schulsportreferenten überhaupt geleistet hat, die den Schulsport aktiv mitgestaltet haben.
Wir haben viele Schulsportfeste organisiert – in der Leichtathletik, im Schwimmen natürlich, aber auch im Hockey, im Fußball. Das war für uns das Schönste, das hat einfach Spaß gemacht.
In den 1980er-Jahren wurden ja in vielen Ruhrgebietsstädten Hallenbäder geschlossen. In Essen haben wir das verhindern können, weil ich der Politik ganz klar gesagt habe: ‚Schulschwimmen ist Unterricht. Das steht im Lehrplan. Und ein Hallenbad ist nichts anderes als ein Unterrichtsraum – so wie ein Klassenraum. Und den schließt man ja auch nicht einfach, damit kein Unterricht mehr stattfinden kann.‘ Das ist bei vielen Politikern sehr gut angekommen. Dadurch sind in Essen tatsächlich weniger Bäder geschlossen worden.
Wir hatten im Essener Norden in Altenessen ein Hallenbad und auch ein Freibad. In Borbeck gab’s ein Hallenbad, ebenso in Frohnhausen, in Rüttenscheid und in Essen-Steele, wo das Schwimmzentrum Stadtbad Ost gebaut wurde – mit Hallen- und Freibad. In Essen-Werden wurde ein Hallenbad gebaut, in Essen-Kettwig ein Hallenbad mit Freibad. Die Bäder, die ich gerade genannt habe, sind alle noch in Betrieb. So ist es gelungen, ein flächendeckendes Netz an Bädern aufzubauen und zu erhalten.
Natürlich hatten wir immer auch Kontakt zur Sport- und Schulpolitik. Die Stadt Essen hat früh erkannt, wie wichtig es ist, Sport in seiner ganzen Vielfalt zu fördern. Ein Beispiel ist das Grugastadion – das Leichtathletikstadion. Dort haben wir, ich weiß gar nicht mehr genau wann, den Euro-Schulsportcup organisiert. Damals gab es diesen Euro-Gipfel in Essen, bei dem viele Nationen zusammengekommen sind. Und wir haben gesagt: ‚Lass uns im Rahmen dieses Treffens einen sportlichen Wettbewerb machen.‘
So haben wir den Euro-Schulsportcup auf die Beine gestellt – mit Leichtathletik, Schwimmen, Basketball, Fußball. Ich habe im Grugastadion eine richtige Eröffnungsfeier organisiert, fast wie bei Olympischen Spielen. Die Mannschaften sind mit Musik einmarschiert, vorneweg Schülerinnen mit Tafeln, auf denen die Nationen standen. Ich hatte eine Diskothek im Stadion aufbauen lassen, die für jede Nation die Einmarschmusik gespielt hat. Das war der Euro-Schulsportcup.“
„Beide – der Warnecke und der Keller – hatten ja die olympische Atmosphäre schon erlebt und wollten unbedingt in Atlanta bei den Olympischen Spielen dabei sein, vielleicht sogar um eine Medaille kämpfen. Die waren hoch motiviert. Ich habe gesagt: ‚Ich unterstütze euch, ich mache alles. Wichtig ist nur, dass ihr schulisch und beruflich klarkommt.‘
Der Warnecke hat damals angefangen, Medizin zu studieren – erst in Bonn, später dann in Bochum. Und für den Christian Keller habe ich nach dem Abitur eine Ausbildung bei der Deutschen Bank in Essen organisiert – in Rüttenscheid, damit er möglichst schnell zum Training kommen konnte. Ich hatte mit dem Vorstand abgesprochen, dass sie ihn auch mal freistellen, wenn etwas anstand. Das habe ich alles so geregelt. Wir haben dann vier Jahre zusammengearbeitet. Da waren ja auch viele Wettkämpfe zwischendurch – Weltmeisterschaften, Weltcups – und die beiden waren da auch immer erfolgreich. Ich war da auch ehrgeizig. Ich wollte ja auch eine Medaille. Und ich habe gesagt: ‚Ich werde jetzt nicht Bauer, ich werde Trainer. Ich will als Trainer erfolgreich sein.‘ Und so habe ich die gesamte Planung bis zu den Olympischen Spielen gemacht – also eine richtige Vierjahresplanung. Die war natürlich mit viel Geld verbunden.
Die Vereine konnten das finanziell nicht stemmen. Ich hatte im Schwimmzentrum in Rüttenscheid unten ein kleines Trainerbüro, da hatte ich einen Kleiderschrank. Wenn das Training vorbei war, habe ich mir den Anzug angezogen und bin zu irgendwelchen Veranstaltungen gegangen. Damals gab es schon das politische Forum – mit Holthoff-Pförtner zum Beispiel. Den habe ich 1988 kennengelernt, da war er auch im Tennis aktiv. Er war übrigens mein erster richtiger Sponsorenpartner.
Er hatte damals die Sportmarketing Ruhr gegründet, zusammen mit dem Stefan Settelmayer als Geschäftsführer. Und bei einer Veranstaltung habe ich ihn kennengelernt. Wir waren uns sofort sympathisch. Und er hat dann über diese Sportmarketing Ruhr die Finanzierung für Keller und Warnecke übernommen. Er hat dafür gesorgt, dass wir überhaupt nach Atlanta kommen konnten. Er hat mir jedes Jahr einen hohen Betrag zur Verfügung gestellt, den ich abrechnen musste – für Flüge, Trainingslager und so weiter.
Die Sportler selbst haben ja über die Sporthilfe Geld bekommen. Aber das, was ich als Trainer organisiert habe – da kam vom Verband nichts. Der DSV hat unsere privaten Trainingslager nicht finanziert. Zum Beispiel: Wir sind zweimal im Jahr ins Höhentrainingslager nach Flagstaff in Arizona geflogen – das hat der DSV bezahlt, klar. Aber dazwischen – im März zum Beispiel – sind wir auch mal nach Florida geflogen. Das habe ich alles selbst organisiert, finanziert über mein Netzwerk.
Ich hatte da gute Kontakte – zum Beispiel zu Holthoff-Pförtner oder zum Geschäftsführer eines großen Betonwerks in Essen. Der war Fan der Handballer, und mit dem habe ich oft auf der Tribüne gesessen, wenn TUSEM gespielt hat. Es war immer ein gutes Netzwerk. Und wie gesagt, dem Holthoff-Pförtner – das vergesse ich ihm nie – der war mein erster starker Partner, der mich richtig unterstützt hat. Was er später privat oder mit seiner Firma gemacht hat, mit der WAZ – das ist seine Sache. Aber für uns drei, auf dem Weg nach Atlanta, hat er wirklich viel möglich gemacht.“
„Die erste Bewerbung war ja im Jahr 2000. Da haben wir angefangen – ich habe sogar noch ein Exemplar der WAZ davon. Es gab diesen sogenannten ‚Rütlischwur‘ im RWE-Turm ganz oben in der Innenstadt – dieses große runde Gebäude. Da waren alle dabei: der Vesper, alle Oberbürgermeister, die RAG, Holthoff-Pförtner – wirklich alle. Ich war auch da. Und alle haben gesagt: ‚Wir möchten die Olympischen Spiele an Rhein und Ruhr.‘
In dem Heft von damals sind Zitate von den Beteiligten drin – mit meinem Foto stand da zum Beispiel: ‚Man muss die Olympischen Spiele heutzutage auf mehrere Schultern verteilen.‘ Das habe ich damals schon gesagt, vor 25 Jahren. Weil ich genau wusste, was für ein Aufwand das ist – das kann keine einzelne Stadt mehr alleine schaffen.
Ich habe die ganze Idee damals angestoßen. Meine Vision war, die Schwimmwettbewerbe in Essen durchzuführen. Ich hatte Kontakt zu einem Schwimmvater, der als Ingenieur bei der Firma Küttner arbeitete – die bauen weltweit Industrieanlagen. Der hatte schon um 2000 computergestützte Programme, mit denen man ganz realistische Visualisierungen machen konnte. Ich habe ihm erklärt, wie ich mir die Schwimmhalle vorstelle – und er hat das alles in seinem System umgesetzt.
Dann habe ich einen Filmemacher aus Essen angesprochen. Ich habe quasi Regie geführt, den Text geschrieben – und er hat den Werbefilm gedreht. Der Film dauerte etwa fünf bis sechs Minuten und wurde auf Großbildleinwänden gezeigt – vier bis sechs Meter breit. Ich habe damit richtig Werbung gemacht. Bei einer Veranstaltung mit 400 geladenen Gästen lief der Film – eine Olympia-Party war das. In dem Film wurde die geplante Schwimmhalle gezeigt: eine Multifunktionsarena, mit einem verschließbaren Schwimmbecken, einem in den Boden versenkbaren 10-Meter-Turm – voll flexibel auch für andere Sportarten wie Fußball, Tennis oder Handball.
Für die Schwimmwettbewerbe wären 18.000 Zuschauer möglich gewesen – das verlangte das IOC. Und für große Showveranstaltungen sogar 22.000. Die Halle sollte direkt neben dem Grugabad und den Messehallen entstehen. Unten drunter eine Tiefgarage mit 2.000 Stellplätzen. Die A52 läuft ja direkt dort vorbei Richtung A40 – und ich hatte die Idee, die Autobahn zu überdachen und ein riesiges Parkhaus mit 5.000 Stellplätzen draufzusetzen. Das habe ich alles in den Film eingebaut. Ich hatte in Stuttgart mal ein Parkhaus gesehen, das direkt über der Autobahn gebaut war – das hat mich inspiriert. Denn bei der Messe parken die Leute sonst ganz Rüttenscheid zu.
Zusätzlich sollte im Grugapark Beachvolleyball stattfinden, und Rudern war auf dem Baldeneysee angedacht – aber das war nicht mein Fokus. Mit dem Film bin ich überall rumgereist, habe Werbung gemacht. Den Film habe ich übrigens noch auf CD – den kann ich auch hierlassen.
Am Ende wollte Kanzler Schröder ja unbedingt eine Stadt im Osten fördern, also ist Leipzig innerdeutsch weitergekommen – weil der Oberbürgermeister da so schön Cello spielen konnte. Für mich waren eigentlich Hamburg oder Frankfurt die stärkeren Kandidaten. Aber für mich war das Wichtigste, Werbung für die Region zu machen.
Das Stadion hätte man übrigens trotzdem bauen können. Die Firma Hochtief war ganz heiß darauf – die wollten es bauen und betreiben. Der ganze Komplex hätte 350 Millionen Euro gekostet. Und ich hatte sogar Kontakt zu Aldi – ich war bei den Albrechts. Es wäre der Aldi-Dom geworden. Die Einflugschneise vom Flughafen Düsseldorf verläuft direkt darüber – oben auf dem Stadion wäre ein beleuchtetes, rotierendes Aldi-A gewesen. Jeder Fluggast hätte das gesehen.
Und immer wenn mittwochs die neuen Angebote kamen, wäre da eine große Party gewesen – und alle wären mit diesen Aldi-Tüten rausgegangen. Das war eben wieder nicht typisch Schwimmtrainer – das war meine kreative Verrücktheit. Und die Stadt Essen hat damals gesagt: ‚Melzer, mach, mach, mach!‘“