
Eberhard Schöler
*1940
Erster deutscher Weltklassespieler im Tischtennis
Als Athlet kratze der langjährige Wahldüsseldorfer im Doppel, Einzel und Mixed gemeinsam mit seiner Ehefrau Diane an der Weltspitze des Tischtennis. Nachdem die Schläger an den Nagel gehangen wurden, blieb Eberhard Schöler seinem Sport in diversen Ämtern als Funktionär erhalten.
Kurzbiografie
- Geboren 1940 in Flatow (Pommern)
- 1954-1957 Schwarz-Weiß Düsseldorf
- 1957-1967 DJK TUSA 08 Düsseldorf
- 1963 3. Platz Mannschaftswertung Weltmeisterschaft in Prag
- Seit 1967 Borussia Düsseldorf
- 1969 Vizeweltmeister Herren Einzel in München
- 1971 3. Platz Mixed-Doppel mit Ehefrau Diane Weltmeisterschaft in Nagoya
- Silbernes Lorbeerblatt
- 1981-2007 Diverse Rollen im DTTB (Sportwart, ab 1993 Vizepräsident)
- 1992-? Council-Mitglied ITTF (später Board of Directory)
- 1994-? ETTU Vizepräsident
- 1999 Georg-von-Opel-Preis für soziales Engagement
- 2009 Bundesverdienstkreuz am Bande
- Seit 2011 Mitglied der “Hall of Fame des deutschen Sportes”
Eberhard Schöler über …
„Als junger Mensch habe ich noch keinem Verein angehört. Aber wir haben in einem Bereich, wo es ein bisschen Raum gab, mit einer ganzen Reihe anderer Kinder spielen können. Heute würde man sagen, das war eine Art Freizeitbereich. Die Kinder aus der Umgebung trafen sich dort und spielten miteinander, teilweise auch Fußball. Wir sind gelaufen, haben Leichtathletik gemacht – das war praktisch der Beginn des Sports für mich. Tischtennis war da noch nicht integriert. Ab 1954 habe ich dann auch Tischtennis gespielt. Das hing damit zusammen, dass meine beiden älteren Brüder damals schon in einem Tischtennisverein in Düsseldorf aktiv waren. Die waren auch beide keine schlechten Spieler, sie haben zum Beispiel mit dem Rheydter Spielverein eine Westdeutsche Mannschaftsmeisterschaft gewonnen – westdeutsch bedeutete im Tischtennis Nordrhein-Westfalen. Wahrscheinlich hat mich das dann auch animiert, selbst mit dem Tischtennis anzufangen. Aber da meine Brüder deutlich älter waren, wuchs ich im Tischtenniskreis in einer anderen Gruppe auf. Mein erster Verein war Schwarz-Weiß Düsseldorf, wo auch meine Brüder gespielt haben.
Später, als ich mich entschloss, das Ganze etwas intensiver anzugehen – ich hatte ja nebenbei auch Fußball gespielt und Leichtathletik gemacht – habe ich mich 1957 dafür entschieden, mich ganz auf Tischtennis zu konzentrieren. Dann bin ich zum Verein TUSA gewechselt, damals 08, heute 06 Düsseldorf. Dort hatten wir eine ganz ordentliche Mannschaft. Schon nach einem Jahr sind wir in die Oberliga aufgestiegen und haben später sogar Deutsche Meisterschaften gewonnen. Das war ganz gut, weil es ein Kreis relativ junger Spieler war. Drei von ihnen, die später auch die Meistertitel mitgewonnen haben, waren zwei Jahre jünger als ich. Ich habe versucht, sie zu motivieren und ein bisschen mehr zum Training zu bewegen. Das war, glaube ich, der entscheidende Faktor – dass wir einfach mehr und besser trainiert haben als andere.
Das Training war sehr unterschiedlich. Wir hatten bei TUSA in einem Schulkomplex im Keller zwei Räume – in einem standen zwei Tische, im anderen ein Tisch. Also insgesamt drei Tische, die wir die ganze Woche über von morgens bis abends nutzen konnten. Ich glaube, das war ein großer Vorteil im Vergleich zu anderen, die auf Hallenzeiten angewiesen waren. Vor allem mit den drei Jüngeren haben wir dort viel trainiert. Wie gesagt, Jahrgang 1942, zwei Jahre jünger als ich, und wir haben uns dann relativ schnell verbessert und sind in die deutsche Spitzenklasse aufgestiegen. Schon 1962 haben wir als Mannschaft den ersten Titel gewonnen. Wir hatten keinen Trainer – die Organisation habe ich übernommen.“
„Eine Internationalisierung begann dann in den 1970er-Jahren. Bei Borussia hatten wir den Desmond Douglas aus England. Er hat bei uns ein paar Wochen gewohnt, was einfach unglaublich war, denn er war ja Schwarzer. Wir hatten ein Haus in Holzbüttgen mit einem Gästezimmer, und so lebte er bei uns. Da er vormittags zu Hause war, bevor nachmittags das Training begann, sahen die Kinder aus der Nachbarschaft zum ersten Mal einen Schwarzen – das war eine ganz wesentliche Erfahrung. Später wurde das natürlich normaler, als andere kamen. Desmond war ein sehr guter Spieler und eine große Bereicherung für die Mannschaft. Heute ist er wieder in England und schon etwas älter.
Später spielte auch Jörgen Persson bei uns, was den Beginn der internationalen Ausrichtung der Mannschaft markierte. Immer mehr Teams schauten im Ausland nach interessanten Spielern. Die Saarbrücker holten zum Beispiel Waldner, was ebenfalls spannend war. Desmond hatte in Düsseldorf Geld verdient, es gab damals die ersten Bezahlungen an einzelne Spieler, und das weitete sich schnell aus. Wenn man die Nummer eins bezahlt, was macht man dann mit der Nummer drei? Die muss man schließlich auch bezahlen. So entwickelte sich das ganz natürlich weiter. Sponsoren waren ebenfalls da, die mit den Spielern Werbung machten und so vielleicht mehr Schläger oder Beläge verkauften. Das führte zu einem normalen Wachstum des Sports, unterstützt durch lokale Sponsoren.“
„Also, wenn ich mich richtig erinnere, war das für uns ganz normal. Wir waren keine olympische Sportart, hatten aber Weltmeisterschaften und eine Reihe von anderen Wettbewerben. Später entwickelte sich das so, dass es Preisgelder gab, sodass die Spieler ein bisschen davon abbekommen haben. Denn die meisten konnten nach ihrer aktiven Zeit praktisch keinen Beruf mehr ausüben. Es gab nur ganz wenige, die noch ein Studium machen konnten oder eine Lehre. Heute sind es eben Tischtennisspieler, wie zum Beispiel der ‚Rossi‘, der Tischtennisspieler ist und schauen muss, möglichst viel Geld zu verdienen. Wenn er demnächst aufhört, muss er von dem leben, was er sich erarbeitet hat. Ich glaube, das war damals eine relativ normale Entwicklung. Sobald Geld in den Sport hineinkam, mussten die Spieler natürlich auch etwas davon abbekommen, das ist ja auch ganz normal. Heute haben alle Bundesligavereine Sponsoren, von deren Geld sie die Organisation bezahlen und auch die Aktiven, die für sie spielen. Die müssen daran auch teilhaben können. Im Tischtennisbereich ist das, verglichen mit anderen Sportarten, noch sehr moderat. Aber es ist eben so, dass die heutigen Aktiven ihrer Sportart zu 100 % nachgehen können. Sie müssen mindestens zwei oder drei Trainingseinheiten haben, das heißt, sie können kaum noch eine andere Tätigkeit ausüben. Dann muss eben der Verein sie bezahlen oder sie müssen durch Verträge mit Industriefirmen genug Geld verdienen, um sich das leisten zu können.“
„Den Tischtennisversand habe ich zusammen mit einem Partner, der interessiert war, da auch etwas zu machen, geführt. Ich habe dann zugestimmt, und das lief erst von hier aus in der Gegend und später in Berlin. Es hieß ‚Schöler-Tischtennis‘. Das war auch ganz gut. Da haben wir also die Tischtennisspieler mit entsprechendem Material versorgen können. Finanziell erfolgreich war das zum Teil schon, aber es war nicht so, dass man da wirklich riesiges Geld gemacht hat. Wir hatten ja Angestellte, die mussten den Job machen und mussten den auch gut machen. Und das hat auch alles Geld gekostet und war auch korrekt so!
Seit einiger Zeit gibt es das auch nicht mehr. Durch diese Internetgeschichten hat sich das einfach nicht mehr gelohnt. Deshalb haben wir das vor zehn, zwölf Jahren eingestellt. Das war auch in Ordnung. Wir hatten da eine Vereinbarung mit Butterfly. Butterfly ist ja diese japanische Firma, die auch hier in Deutschland vertreten ist. Wir hatten damals eine Vereinbarung mit denen und haben das Material verkauft. Wir hatten auch Kontakte zu deutschen Firmen, die es heute auch nicht mehr gibt. Eine aus Osnabrück, die Schläger und Noppenbeläge hergestellt hat. Also das war einfach kein Problem, und wir haben das dann eben nur angeboten.
Mein Engagement im Verband ist ziemlich einfach zu erklären. Ich war teilweise ja auch kritisch gegenüber Funktionären in Bezug auf das, was die nicht ganz richtig gemacht haben. Und als dann 1981 Hans Gäb – der Name ist Ihnen bekannt – gesagt hat: ‚Ich bin das jetzt leid und wir müssen jetzt was verändern!‘ Und dann hat er gesagt: ‚Ich bin bereit, Präsident des DTTB zu werden. Und kannst du mir mithelfen? Machst du da ein bisschen mit?‘
Ich habe dann nach einiger Zeit des Überlegens gesagt: ‚Okay, ich helfe dir. Ich mache da den sportlichen Bereich.‘ Er war ja Profi in diesen Dingen. Er hat das richtig angestellt, hat dann Vorstellungen gemacht, die wir zusammen dann absolviert haben. Und das hat dann auch funktioniert. Die haben ihn dann auch gewählt, und ich bin dann Sportwart geworden. Damals hieß es Sportwart, heute ist es der Vizepräsident Leistungssport, es ist der gleiche Job.“