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Elisabeth Brand

Elisabeth Brand

*1935
Gründungsmitglied der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft e. V. (Dortmund)

In ihren späten 30ern findet Elisabeth Brand zum Laufen. Im Jahr 1974 gründet sie gemeinsam mit anderen Sportbegeisterten die Viermärker Waldlauf Gemeinschaft. Als (Sport-)Funktionärin bekleidete sie eine Vielzahl an Ämtern.

Kurzbiografie

  • Geboren 1935 in Mont St. Aignan (Frankreich)
  • 1960-1962 Referendarausbildung Amts und Landgericht Dortmund
  • 1968-2000 Mitglied TSC Eintracht Dortmund
  • Seit 1976 Mitglied der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft e. V. (VWG)
  • 1978-1990 Vorsitzende der VWG
  • Seit 2002 Ehrenmitgliedschaft der Deutschen Triathlon Union
  • Seit 2009 Ehrenvorsitzende der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft e. V.
  • Auswahl weitere Ämter: Frauenwartin u. (später) Stellvertretende Vorsitzende des Stadtsportbundes Dortmund e.V.; Stellvertretende Vorsitzende des Frauenbeirats im LSB NRW und Ausschussmitglied “Frauen des Deutschen Sportbundes”; Breitensportwartin der Deutschen Triathlon Union e. V.

Elisabeth Brand über …

… Kriegsjahre im Ruhrgebiet

„Essen in den Kriegsjahren habe ich gute Erinnerungen aber auch schlechte Erinnerungen. Essen wurde relativ früh bombardiert. Wir krochen dann durch den Keller von einem Haus in das andere. Da war ein Durchbruch. Und meine jüngste Schwester, geboren 1941, die wurde im Wäschekorb dann durch diese Durchreiche gegeben. Und wir hatten immer ein kleines Köfferchen mit dem Nötigsten bei uns. Das mussten wir also mitnehmen. Und ja, wenn man rauskam aus dem Keller, sah es natürlich manchmal dann nicht mehr so gut aus. Meine Mutter mit uns vier Kindern ist dann sehr viel evakuiert worden. Dadurch ist auch der Schulbetrieb natürlich sehr wechselnd gewesen. Zum Teil hat meine Mutter uns Kinder dann ein bisschen unterrichtet. Wir sind dann in Säckingen gewesen. Wir sind in der Nähe vom Riesengebirge gewesen.
Man konnte nicht sehr lange an einem Ort bleiben. Haben dann das Kriegsende in Sprockhövel bei Hattingen erlebt. Auf der Zeche Haase. Das fanden wir Kinder natürlich sehr spannend. Da haben wir dann in einem Bunker erlebt, wie die Amerikaner einrollten. Wir haben zum ersten Mal farbige Menschen gesehen und wurden dann auch von unserer Mutter gewarnt. Wir sollten ja nichts, was sie im Haus hinterlassen hatten, anrühren. Man wusste ja nicht, ob das irgendwie kontaminiert sei. Aber die Soldaten waren sehr freundlich und haben uns dann auch immer was zu stecken wollen. Aber das sollten wir ablehnen.“

… die Lauf- und Trimm-Dich-Bewegung

„Ich glaube, es hat sich von unten her entwickelt. In der Dortmunder Presse ist natürlich immer mal wieder etwas darüber berichtet worden, weil wir auch einen sehr engagierten Journalisten hatten, der sich dafür interessierte und auch mitgelaufen ist. Von den anderen Städten, wie es sich da dann weiterentwickelt hat, weiß ich nicht. Aber in unseren Vororten hat sich dann innerhalb von zehn Jahren an vielen Stellen auch ein Lauftreff entwickelt. Und wir haben zusammen später gut kooperiert. Bei längeren Läufen ‚Rund um Dortmund‘ zum Beispiel.
Die Trimm-Dich-Bewegung habe ich in Anfängen auch in der Schweiz kennengelernt. An den Parkplätzen der Autobahn waren öfter mal Trimm-dich-Geräte, und auch in den Erholungsorten in der Schweiz waren Trimm-dich-Geräte angebracht. Und da hatte mein Mann dann auch die Idee, in Dortmund solche Trimm-Dich-Stationen zusammen mit der Industrie und Handelskammer einrichten zu lassen. Das hat sehr lange gut funktioniert. Mittlerweile ist das Interesse daran leider gestorben.
Förderer waren eigentlich keine da, außer der Industrie und Handelskammer. Die hatten junge Leute, die sich auch für Sport interessierten und die haben dann mitgeholfen, so etwas in die Wege zu bringen. Ich glaube, die ganzen Stationen, die dann aufgebaut worden, die kamen letztlich dann doch vom Deutschen Sportbund.“

… Entwicklungen im Frauensport

“Ich habe ganz unten angefangen, im Stadtsportbund. Bin da Frauenbeauftragte gewesen, früher hieß es Frauenwartin. Aber das Wort wollte man dann auch nicht mehr haben. Also Frauenbeauftragte ist es jetzt. Und die haben mich dann irgendwann entsendet in den Landessportbund. Und da habe ich sehr gerne sechs Jahre mitgearbeitet, weil da wirklich sehr engagierte Frauen waren, die zusammen vieles in ihren Heimatstädten unternommen haben, um den Frauensport zu fördern. Und immer wieder Eingaben an das Präsidium gemacht haben.
Man hat erst einmal versucht zu sehen, wie viele Frauen in welchem Verein überhaupt engagiert sind. Und wenn Mitgliederversammlung des Stadtsportbundes war, hat man dann versucht, den Vereinsvorsitzenden vielleicht anzusprechen, wenn man wusste, dass dort wenig Frauen repräsentiert waren.
Es war dann nachher ein großer Bereich, dass die Frauen Angst hatten vor allen Dingen in den Umkleiden und Duschräumen. Wir haben dann diese Plakate entwickelt im Landessportbund, dass die Frauen geschützt werden sollen im sexuellen Bereich. Und ich glaube, das war eine sehr gute Kampagne. Die aber später dann insgesamt vom Präsidium übernommen wurde. Also, es ist nie gesagt worden: ‚Das haben die Frauen entwickelt von sich aus und haben gesehen, wo da die Schwierigkeiten sind.‘ Sondern es wurde sofort dann nach drei, vier Jahren auf die höhere Ebene gehoben und gesagt: ‚Also, das ist der Landessportbund, der das macht‘.“

… Dortmunder Städtepartnerschaften und Marathonläufe

„Eine Dortmunder Städtepartnerschaft ist Leeds in England. Ich weiß nicht, ob ich das erzählen soll. Da war zum Schluss dann so eine Strecke, die bergauf ging. Und als ich das sah, habe ich wohl zu meiner Kollegin nebenan gesagt: ‚Scheiße!‘ Und sie sagt: ‚Also, das hast du noch nie gesagt! Das kann ich in Dortmund auch nicht erzählen, dass du so etwas gesagt hast!‘
Aber es war eben aus dieser Anstrengung heraus. Als man diesen Berg dann noch einmal sah. Das war der Leeds-Marathon, da hatten wir sehr gute Freunde, eben über die Städte Partnerschaft. Wir waren alle privat untergebracht.
Die Partnerstadt Buffalo war sehr interessant insofern, als wir auch bei Familien untergebracht waren und dann ohne einen Pass vorzuzeigen, bis zu den Niagarafällen über die Grenze laufen konnten. Das war damals auch ein großes Ereignis. Und ich meine, das wäre auch so Mitte der 70er-Jahre gewesen, allein ins Ausland zu dürfen. Der Flug kostete ja damals auch Geld, und das war also ein großes Erlebnis.
In Xi’An war ein Halbmarathon auf der Stadtmauer und ist insofern interessant durch die Terrakottaarmee, die wir dann auch gesehen haben. Wir haben also ein sehr interessantes Programm drumherum gehabt. Viele, die mit mir dann auch zu Wettkämpfen gefahren sind, haben gesagt: ‚Elisabeth, du hast bestimmt wieder irgendetwas, eine Kirche oder Museum oder irgendetwas, was wir dann besuchen.‘ Das habe ich auch gemacht. In Stockholm waren wir zum Marathon. Da sind wir mit dem Zug hingefahren, haben sehr schön gewohnt, hatten dann Zweibettzimmer, bis auch wieder was ausgetauscht werden musste, weil die eine schnarchte und die andere das nicht hören konnte. Aber wir hatten da ein Erlebnis in der Schlosskapelle. Ich hatte da Karten für ein kleines Konzert besorgt, und da ist das Königspaar erschienen. Und da habe ich gesagt: ‚Das habe ich extra für euch alles so arrangiert.‘ Das war natürlich reiner Zufall.“

… die Vormachtstellung der Borussia in Dortmund

„Dortmund als Sportstadt wird eigentlich immer genannt. Aber es wird dominiert vom BVB, es ist leider so. Auch jetzt durch das Fußballmuseum. Wo die Stadt ganz viel Geld dazuzahlen muss, was vorher auch sicherlich bekannt war, aber so ein bisschen unter der Decke gehalten wurde. Wir haben viele Vereine, auch kleinere Vereine in den Vororten, die gut arbeiten, und ein Verein wie TSC Eintracht mit über 5000 Mitgliedern gehört zu den ganz großen Vereinen. Die haben immer sehr viel Zulauf, haben auch jetzt angebaut, haben eine wunderbare neue Tartanbahn, soviel ich weiß und machen auch eine ganze Menge für Kinder. Auch im Bereich Hockey zum Beispiel. Das sind vielleicht Vereine, die weiter wachsen werden, die weiter ihre Bedeutung haben werden, aber auch die kleinen Vereine. Aber gegen den BVB kommt man eben nicht an, wenn man auch sieht, was da ausgegeben wird für Bekleidung bis hin zu Bettwäsche für Kinder, für Erwachsene mit BVB-Logo drauf. Und es kommt immer was Neues raus. Und es wird immer teurer. Und es wird immer noch einmal ein neues Shirt gekauft. Also, da wundere ich mich wirklich manchmal. Aber im Lauftreff ist noch nie jemand mit einem BVB-T-Shirt erschienen.“

Gründung der Viermärker Waldlauf Gemeinschaft

Marathon- und internationale Erfahrungen

Weg zur Deutschen Triathlon Union


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: