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Karl Breuer

Karl Breuer

*1932
Zweifacher Paartanz-Weltmeister (der Amateure)

Karl Breuer gehört zu den erfolgreichsten Tänzern der Republik. Mit seiner ersten Ehefrau Ursula wurde er achtmal bundesdeutscher Meister. Auch auf internationalem Parkett tanzten „die Breuers” zu den Titeln der Europa- und Weltmeister.

Kurzbiografie

  • Geboren 1932 in Düsseldorf
  • 1948 Erster Besuch der Tanzschule TC Blau-Gold Solingen e. V. 
  • 1953-1961 Studium der Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln
  • 1958 erste Bundesdeutsche Meisterschaft für den Schwarz-Rot-Club e. V. Wetzlar
  • 1960 und 1961 (Amateur-)Weltmeister (1960 Kombination; 1961 Latein)
  • 1961 Silbernes Lorbeerblatt mit Ursula Breuer (als erstes bundesdeutsches Tanzsportpaar)
  • 1962 Beitritt zum Grün-Weiss-Klub Köln e. V.
  • 1979 Gründung und Betrieb der Tanzschule „TanzBreuer” mit seiner 2. Ehefrau Isolde
  • 1988 Präsident des Deutschen Professional Tanzsportverbandes e. V. (DPV)
  • 1998 Bundesverdienstkreuz am Bande
  • 1999-2005 (Erster) Präsident (nicht-englischer Herkunft) der World Dance & Dance Sport Council Ltd (WD&DSC)

Karl Breuer über …

… Nachkriegsjahre in Minden und die Wurzeln seines Charakters

„Was waren wir in Solingen damals verrückt nach amerikanischer Musik. Swing und so weiter wurde ja verboten während des Krieges, das kannten wir ja nicht. Und wir haben auch während des Krieges kaum Gelegenheit gehabt, diese Musik zu hören.
Ich hatte immer hohe Ziele, grundsätzlich. Ich wollte Weltmeister werden. Ich wollte mein Jura-Examen. Ich wollte Abitur machen. Ich wollte Präsident werden. Ich wollte Weltpräsident werden. Ich wollte alles werden. Da haben die Leute gesagt: ‚Der Breuer, der hat einen Knall. Der ist bescheuert, der ist ein Angeber.‘ Und dann sagten die manchmal: ‚Ach, da kütt ja unser Schaum.‘ Wie der Schaum, der ausschlägt. Ich kann mich in dem Sinn sofort erinnern. Da war einer im Tanzsport, der kam aus München. Den Namen möchte ich nicht nennen. Der hat mich immer angegangen: Schaum und so weiter – nach dem Motto.
Es war 1961, in der Latein-Qualifikation in Wiesbaden gingen wir hintereinander, und da habe ich mich umgedreht und gesagt: ‚Sag mal, ich bin aber wirklich traurig über dich.‘ ‚Wieso?‘ ‚Ja, dass du nicht mehr Schaum sagen kannst!‘ ‚Wieso?‘ ‚Ich habe alles gewonnen, und heute wirst du wieder verlieren!‘ Und dann war Stille.
Ich habe mich also immer durchgesetzt. Und das war so etwas, was wir gewohnt waren. Papa war nicht da, war im Krieg. Ich musste auch für die Familie da sein. Ich war auch durch Kohlegeschäfte, als ich in Minden war, nach 1945 der Ernährer der Familie. Minden ist ja eine ländliche Gegend und ich bin zu den Bauern und habe für unsere Familie gegen Zigaretten, die ich von den Engländern bekam, dann Speck und Butter und Zucker und so etwas geholt. Mit meinem Bruder, der wurde 1944 geboren. Er war dann drei Jahre. Also, ich wurde schon immer gefordert, was zu tun. Papa war ein uranständiger Mann, er hat sich auch immer durchsetzen müssen. Er ist als Volksschüler Direktor einer Versicherungsgesellschaft geworden. Und zwar innerhalb der Agrippina, einer kölnischen Versicherung, die es aber nicht mehr gibt. Zurich hat die damals gekauft. Ich war hinterher noch für die Agrippina tätig, aber da war mein Vater schon ausgeschieden.“

… Trainingsmöglichkeiten in Solingen und Leverkusen der 1950er-Jahre

„Es gab in Solingen, wo ich groß geworden bin, in Widdert, zwei große Säle. Café Müller und Eickhoff hießen die, wo wir am Sonntagnachmittag sehr gerne Gäste waren, auch für den Eigner jeweils. Warum? Wir machten unser Training da. Das Orchester spielte für uns die Sachen, die wir haben wollten und die Leute saßen, haben ihren Kaffee getrunken und Kuchen gegessen. Und haben sich den Karl Breuer mit der Ursel angeguckt, wie die da getanzt haben, trainiert haben. Und wir kriegten dann damals, ich war ja noch nicht so vereinnahmt, dass ich das entsprechend anders gewürdigt hätte, auch eine Tasse Kaffee und Kuchen umsonst. Die hatten ja auch was davon gehabt, denn die Leute kamen ja unsertwegen, um uns zu gucken nachmittags. Das war jedenfalls einmal in Solingen das Eickhoff. Und hinterher in Köln sind wir immer nach Leverkusen gefahren, in den Lindenhof. Und es war ein tolles Orchester und die haben immer tolle Musik gespielt für uns. Wie gesagt, es ist genau dasselbe passiert, wie in Solingen. Und wir haben uns wohlgefühlt. Wir hatten auch noch kein Auto damals. Wir sind immer mit Freunden gefahren, die haben uns dann mitgenommen zum Lindenhof, denn mit dem Fahrrad konnten wir schlecht hinfahren.

Ich habe meinen Roller erst nach der ersten deutschen Meisterschaft bekommen. Aber damit sind wir auch schon zum ersten Turnier gefahren. Das war für den DTV im Juli oder August 1953, da bin ich Erster D oder Erster C geworden. Das war in einem Ort vor Osnabrück damals.“

 

… die Weltmeisterschaft 1960

„1958 wurden wir dann zum ersten Mal Deutscher Meister. Meine erste Frau war damals ja noch Fräulein Präger, 22. Ich war 26, aber ich habe immer noch studiert. Ich habe sehr viel Extrasemester machen müssen deswegen. Es hat sich aber ganz einfach so ergeben. Ich war auch nicht so ein fleißiger Student, muss ich zugeben.

Und ich habe getanzt. Ich habe meine Startbücher mal durchgeschaut und ich komme auf eine erkleckliche Anzahl von Hunderten von Turnieren in ganz Europa, bis 1964 in Australien. 1960 wurden dann die ersten Weltmeisterschaften ausgetragen, die ersten unter sportlichen Gesichtspunkten. Damals gab es nur eine Nation, die ähnlich wie beim Fußball der Vorreiter war. Da war es ja nun auch England. Und im Tanzsport war es auch England. Und es war geradezu sensationell, als in Deutschland dann in München die Kombination von Standard und Latein, die ganzen Tänze zusammengelegt wurden und wir dann Weltmeister wurden. Da standen die Leute Kopf. Das ist ja immer so, wenn jemand das erste Mal Weltmeister wird. Dann stehen die Leute Kopf. Vor allen Dingen in Deutschland, wo wir immer so in dieser Richtung, dann etwas runter gehalten wurden nach dem Kriege. Und dann haben die Engländer gesagt: ‚Ihr kommt ja nächstes Jahr nach London.‘ Dann habe ich gesagt: ‚Ja und? Selbstverständlich!‘ Und dann haben wir in Solingen damals ein bisschen Tamtam gemacht. Dann sind ungefähr so 50, 60 Leute, heute sind es Hunderte oder Tausende, mit uns nach London geflogen, ins Hammersmith Palais.

Und wir wurden wieder Weltmeister in den lateinamerikanischen Tänzen. Also es war, wie sagt man so schön, der Himmel auf Erden. Zumal ich im Jahr vorher schon nach dem Turnier der Weltmeisterschaft mein Examen als Referendar in der Jurisprudenz gemacht habe. Ich habe zwar ein Jahr nachholen müssen, erst mal also nicht bestanden, weil ich Turniere getanzt habe. Aber ist ja klar. Aber dann habe ich mir die Leistung erstritten. Ich habe mich dahintergeklemmt und überall, wo ich mich dahintergeklemmt habe, hat das normalerweise auch geklappt. Und ich habe dann auch sofort meine Doktorarbeit bekommen. Und das war dann 1961.“

… Wertungen im Tanzen

„Was einige Journalisten von mir erwartet haben, wissen Sie, das sind so die Sachen, ohne die geht ja sonst heute nichts mehr. Wenn du keine korrupten Sachen bringst, dann ist das ja nicht interessant. Und dazu bin ich nicht bereit. Es gibt schlimme Sachen bei uns. Die gibt es, jawohl. Aber warum? Entschuldigen Sie? Tanzsport ist kein objektiv bewerteter Sport. Wo ich herkomme, das allererste Turnier, wo ich Erster geworden bin. Wissen Sie, von wem ich da bewertet wurde? Die Wertungsgebiete damals, 1949, waren: Stil, Musikalität, Fußarbeit und Gesamteindruck. Wissen Sie, wer die Wertungsrichter waren? Ein Schauspieler, ein Musiker, ein Poet oder was auch immer. Das waren damals meine Wertungsrichter, und damals bin ich dadurch auch ein bisschen geprägt worden. Der eine Gesichtspunkt Gesamteindruck ist natürlich kein sportlicher. Der wurde als Erstes dann gecancelt, nachdem wir ´53 zum DSB kamen. Aber ich fand das gar nicht so schlecht für mich damals, weil ich mit diesen Sachen gut was anfangen konnte. Ich war sehr musikalisch, sehr musikalisch. Mein Vater hat Geige gespielt und ich wollte immer, aber wir hatten das Geld nicht dazu.

Wie gesagt, ich hatte meine Mutter sehr früh verloren, im Jahr 1948, mit knapp sechs Jahren. Und das ist schon einschneidend.
Wir meinen Stil, was ist Stil? Stil, das ist eine Eigenart. Das war alles relativ von damals. Das war vom Boston Club Düsseldorf. Heute würde ich sagen, das war damals das hohe Volk. Wir haben ja auch ganz anders getanzt damals miteinander. Das war aber noch der Ausläufer des Krieges. Und wie gesagt: Gesamteindruck, Fußarbeit, das konnte ein Tanzlehrer natürlich sagen. Aber Musik? Musik, die gespielt wird oder was soll man sagen? Oder wie es auf ihn gekommen ist, wie der Breuer das vertanzt hat oder in irgendeiner Weise? Also man kann schon sehr viel aus dieser Sache machen. Denn wenn man bedenkt, das muss man sich einfach mal sich auf der Zunge zergehen lassen, 70 Jahren Tanzen ist schon eine Menge.“

… die Entstehung der Tanzschule Breuer

„Ich habe lange gebraucht, um mir meinen Dream zu verwirklichen. Meine eigene Tanzschule in Köln. Ich war ja alter Meyer-Tanzschüler auf der Bismarckstraße. Das war eine der ersten Tanzschulen, die es hier gab. Dann Dresen und van Hasselt und so weiter. Und dann habe ich gedacht: Du musst deinen Kampf gegen den ADTV drangeben, denn das ist auf die Dauer nicht gut.
Ich trainierte damals freitagabends immer in Gelsenkirchen. Und der Raum, wo das war, war in einer Schule. Und von der Schule musste ich, es war gar nicht so geplant, immer an dem Haus meiner jetzigen Frau vorbei, um auf die Autobahn zu fahren, durch Essen nach Köln. Da bin ich schon mal dageblieben. Ihre Mutter hat dann sechs Kuchen gebacken, und da war es dann passiert. Wir waren ´75 in Kanada, dann haben wir bis ´76 gebraucht, um zu überlegen: Packen wir das an? Dann war in meinem Klub damals ein Freund Elektriker. Dessen Frau war mit meiner jetzigen Frau ein bisschen befreundet. Dann haben wir gesagt: ‚Lass‘ uns das mit denen zusammen machen.‘ Kostete ja sehr viel Geld. Ich schäme mich das zu sagen: 900.000 DM.
Dann war das abgesegnet, mit den Inhabern. Das war damals ein Tee Laden, Stärke und Sohn. Der Eigentümer hat interessanterweise mit mir zusammen studiert. Wir sind gleichaltrig. Und dann haben wir Anfang 1979 geheiratet. 1979 da war ich mitten im Geschehen der Profis drinnen. Ich war inzwischen Vizepräsident vom ADTV geworden.

Und dann hat sich das alles so entwickelt über die 80er Jahre. Und dann haben wir zusammen hinterher so zwölf, 13 Tanzschulen eröffnet, das war eine Saisonleistung. Aber das entsprach meinem Wollen und Tun. Etwas, was die anderen noch nie gemacht haben. An sich wollte ich die Schulen nur im Umkreis von 100 Kilometern, damit ich die noch am Wickel haben konnte. Das ist mir so ein bisschen gelungen. Dann hat sie Schulen gekauft und ich nicht mehr. Und jetzt haben wir noch fünf: In Junkersdorf, in Köln, Troisdorf, in Brühl und in Hennef. Troisdorf mussten wir jetzt wieder neumachen. Und was uns alle stark beschäftigt hat, war die Krankheit. Die hat starke Verluste gebracht. Und dann muss ich sagen, war es immer gut, wenn man mit Partnern arbeiten konnte. Und da ich das nie alleine gemacht habe und immer darauf geachtet habe, Partner zu haben, und zwar Partner, die da drin arbeiten. Ich konnte ja nicht an allen Stellen, überall sein. Darum war natürlich mein Sitz- und Angelpunkt in Köln.“

Trainingsmöglichkeiten in Solingen und Leverkusen

Selbstverständnis als Sportler

Die TV-Sendung “Tanz mit mir!”

Gründung der Tanzschule Breuer


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: