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Klaus Balster

Klaus Balster

*1950
Multifunktionär und Anwalt des Kinder- und Jugendsports

Der talentierte Fußballer Klaus Balster gestaltet seit den 1980er-Jahren in diversen Ämtern und Institutionen NRWs den Kinder- und Jugendsport. Zahlreiche Publikationen und Handreichungen sollen es Lehrkräften, Pädagogen und Trainern ermöglichen, Bewegung im Kindesalter zu fördern.

Kurzbiografie

  • Geboren 1950 in Bochum
  • 1968 A-Jugend Westfalenmeister mit Westfalia Herne
  • Ab 1971 Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln
  • 1978 Erwerb Diplom-Pädagogik
  • 1981 Dissertation in den Erziehungswissenschaften (Schwerpunkt Psychologie) und Referendariat als Sonderpädagoge
  • 1981-2009 Sonderpädagogische Lehrkraft in Herne
  • 1981-2009 Fachberater für den Schulsport im Regierungspräsidium Arnsberg
  • Seit 1981 div. Ämter und Initiator zahlreicher Projekte im Stadtsportbund Herne
  • 1981-2022 div. Ämter und Initiator zahlreicher Projekte im Fußball und Leichtathletik Verband Westfalen
  • 1990-2018 div. Ämter und Initiator zahlreicher Projekte in der Sportjugend NRW
  • 1997-2018 div. Ämter und Initiator zahlreicher Projekte im LSB NRW
  • 2000-2009 Regionalberater der Bezirksregierung Arnsberg für den „Kompensatorischen Sport“
  • Seit 2000 Initiator zahlreicher Positionspapiere und Fachtagungen im DSB, DOSB
  • 2019 Verdienstkreuz am Bande

Klaus Balster über …

… Kindheitserinnerungen an die DJK Adler Riemke in Bochum

Wir hatten im Straßenbereich eine kleine Fläche, wo wir selbst Tore aus Holz bauten. Erst waren es nur Stangen, hinterher haben wir auch mal eine Querlatte gehabt, weil da irgendein Vater einen Nagel reingestemmt hat, sodass wir auch eine Latte hatten.
Wir haben sogar, was heute undenkbar ist, Seniorentraining in Fußballvereinen beobachtet, obwohl die Mannschaften gar nicht in oberen Ligen spielten.
Warum hat mir der Verein so viel gebracht? Ich hatte das Glück, im Schüleralter die DJK kennenzulernen. Und die Deutsche Jugendkraft hat mir eigentlich alles das ermöglicht, was nachher mein Sinnempfinden bezüglich des Sports war. Im ersten Verein, da gab es nur Fußball, vielleicht eine Fahrt zu einem auswärtigen Verein, aber bei der Deutschen Jugendkraft war es so, da lernte ich dann auf einmal andere Sportarten kennen: Tischtennis, Basketball, Handball. Wir sind weggefahren, wir hatten Auslandaufenthalte, ich wusste gar nicht, dass es bis dahin ein Ausland gab, so in Anführungsstrichen.
Aber es war eine tolle Zeit, weil wir viel gemacht haben und weggefahren sind. Wir waren froh, wenn man dann auf einmal bis Witten gefahren wird. Von Bochum nach Witten ist ja nicht allzu weit, dann war das schon eine Reise, das war ein Erlebnis. Wenn man dann am Wochenende irgendwo in der Jugendherberge war – einfach toll diese Zeit. Weil man vielleicht auch nichts anderes kannte. Das muss man auch sagen, denn wir hatten noch im Anfang des B-Jugend-Jahrganges noch gar kein Fernsehen. Von daher zentrierte sich alles nach draußen. Auch das Spielen fand draußen statt.
Aber es war wunderschön und die schönste Erinnerung, die ich heute noch gerne erzähle, war folgende: Ich hatte dann die Möglichkeit, als Vierzehnjähriger in der Tischtennis-Seniorenmannschaft zu spielen. Und warum war das so schön? Weil es jedes Mal ein Erlebnis war, denn wir spielten in Kneipen. Und in diesen Kneipen wurden dann zwei Tische aufgestellt, in irgendwelchen Räumen, wo man sich sonst zu Hochzeiten oder Beerdigungen traf. Die waren ja nicht so großräumig. Man stand also mit dem Rücken zur Wand. Wenn dann ein Gast von der Theke zur Toilette musste, dann unterbrachen wir immer das Spiel. Das waren also wunderbare Erlebnisse. Was hat mir der Sport gebracht? Ganz viel! Weil ich diese anderen Erlebnisse des wirklichen Alltags kennengelernt habe. Die bleiben in Erinnerung. Das sind so großartige Erinnerungsinseln, wo ich dann sage: ‚Mensch toll!“

… Anfänge bei Westfalia Herne

„Im Jugendalter war es so, dass ich dann nur noch kurze Zeit bei DJK Adler Riemke spielte. Ich habe dann immer noch ein bisschen Tischtennis mitgespielt – Fußball sowieso. Aber wie gesagt, auch Basketball und Handball im ersten Jugendjahrgang, dann habe ich einen Ruf bekommen. Westfalia Herne, die Jugendabteilung war der Meinung: Der könnte vielleicht bei uns ein bisschen reinpassen. Und dann bin ich im ersten A-Jugend-Jahrgang gewechselt. In der B-Jugend war ich noch bei Adler Riemke und habe da auch gespielt. Wir hatten nachher gar keine B-Jugend mehr. Das war dann nur noch eine Mannschaft. Eigentlich war es die Jugendmannschaft und dann durchsetzt von 15 bis 18-Jährigen.  Ab  der B-Jugend kannte ich nur noch den Sportverein und Schule.
Danach spielte sich alles ab der A-Jugend bei Westfalia Herne ab. Wir haben dreimal in der Woche trainiert. Und der Erfolg gab uns ja recht. Wir sind 1968 A-Jugend Westfalenmeister und zweiter bei der Westdeutschen Meisterschaft geworden. Damals gab es noch gar keine deutsche Meisterschaft. Wobei die erste Mannschaft damals schon in der 2. Liga spielte. Das war ja von 1963 bis 1974 die Regionalliga West. Danach wurde das ja erst gesplittet mit der 2. Bundesliga- Nord und -Süd. Ich war sehr froh, dies alles erleben zu dürfen!“

… sein Studium in Köln und erste Einblicke in den Schuldienst

 „Die Sporthochschule bot 1971 ein Schnell-Studium zum staatlich geprüften Sportlehrer an. Ich hatte damals noch darauf gesetzt, Fußball längere Zeit in der zweiten Liga zu spielen und parallel als Sportlehrer zu wirken, um noch ein bisschen Geld zu bekommen. Das habe ich dann gemacht. In der Sporthochschule gab es damals ein Auswahlverfahren, das ich nach wie vor sehr kurios fand, weil die mehrtägige Aufnahmeprüfung für diesen Schnell-Lehrgang zum staatlich geprüften Sportlehrer bestand nämlich als Erstes da drin, einen Intelligenztest zu machen. Ich fand das genial. Ich habe mich nur gefragt: Warum machen die erst einen Intelligenztest, bevor man dann eine Aufnahmeklausur schrieb? Und dann erst wurde die Vielfalt der Sportarten als Aufnahmekriterien abgerufen. Im Laufe des Studiums habe ich gedacht, ich brauche ein Bein beim Fußball und ein stabiles Standbein im Beruf, etwa in der Schule. Diese Gedanken habe ich dann auch 1973 umgesetzt und begann an einer Schule in Hattingen. Hier suchten sie Sportlehrer. Und hier habe ich dann auch meinen Eingang gefunden für Sonderschulen, so hießen diese damals noch. Man fragte mich, ob ich Lust hätte, an eine Sonderschule zu gehen und dort den Sport aufzubauen. Da gab es gar keinen qualifizierten Sport. Das habe ich dann gerne gemacht, habe dann aber schnell erkannt, ich muss doch noch mal ein richtiges Lehramt studieren und vielleicht auch noch mal ein Diplom nachschieben. Und das und jenes noch. Und so ist dann eigentlich die Karriere weiter gegangen. Ich habe im Jugendbereich schon begonnen eine D-Jugend zu betreuen. Und da war ich dann schon immer interessiert, möglichst alle zu integrieren und mitspielen zu lassen. Denn in meinem Schüleralter, da spielten nur die, die aufgestellt wurden. Und der Rest war dann raus. Das war damals so. Da konnte man gar nicht auswechseln. Dann haben Verletzte noch in Mannschaften bis zum Schluss mitgespielt – also unsinnige Regelung im Gegensatz zu heute. Heute ist es ja eine tolle Welt, dass man auswechseln und die Potenziale der Kinder abrufen kann. Also so kommt es, dass ich sehr früh Zugang zur Schule, insbesondere zu einer Sonderschule für Lernbehinderte, fand. Ich bin sehr froh, für diesen Lebenslauf.“

… das Curriculum – Eine Frage der Perspektive

 „In der Sonderschule war ich auch Klassenlehrer, denn das Prinzip in der Sonderschule ist ein Klassenlehrerprinzip. Ich habe dann natürlich ein Teil Sport gemacht, aber auch als Klassenlehrer Deutsch und Mathematik unterrichtet, und auch weitere Fächer. Ich habe  häufig Anfängerschwimmen unterrichtet, weil wir kaum ausgebildete Personen hatten. Das geht teilweise bis heute, dass die Schulen gerade in den jüngeren Jahrgängen darunter leiden. Mein Blick im Sportunterricht ging vom Kind aus. Ziel war es also, einen vom Kind/ Jugendlichen aus orientieren Plan zu entfalten. Dies hieß im Sportunterricht der 81er Richtlinien, die Auswahl der Sportbereiche mit ihren Sportarten vom Schüler/ von der Schülerin aus zu denken und nicht umgekehrt. Leider konnte ich beobachten, dass die verbindlichen, alternativ- und zusätzliche Einheiten häufig der Ausgangspunkt von Unterrichtsplanung waren. Mein Ansatz war also erst auf das Kind zu gucken, was sie für Interessen und Bedürfnisse hatten. Also ich habe nicht in erster Linie genommen, was das Curriculum sagt, sondern ich habe mir das angesehen: Was sagen die Interessen und Bedürfnisse meiner Lerngruppe? Was möchten und können sie? Und wenn diese dann eben in einem verbindlichen Bereich große Schwierigkeiten haben, dann habe ich nachgesehen: Gibt es andere Alternativen, die sie leisten wollen und können.  Ich habe damals darauf geachtet, möglichst immer einen ganzheitlichen Rahmen zu schaffen und nicht nur eine Sportart anzubieten. Dieses Prinzip habe ich nach meiner ersten Sportausbildung in Köln dann auch als Trainer berücksichtigt und immer darauf geachtet, auch mal etwas anderes zu machen und nicht nur Fußball zu spielen. Ich bin sicher, dies war stets der richtige Weg!“

… die Kooperation Schule und Verein

„Wir haben das Jahr des Schulsports 1999/2000 gehabt. Und das ist deshalb auch noch so bedeutsam, weil es da neue Schulrichtlinien für den Sport gab. Mit den neuen Richtlinien und Lehrpläne sollte der Doppelauftrag Entwicklungsförderung durch Bewegung, Spiel und Sport und Erschließung der Bewegungs-, Spiel- und Sportkultur  mithilfe pädagogischer Perspektiven entfaltet werden. Dies hieß, siehe dir erst einmal die pädagogischen Perspektiven an.  Was hilft, den pädagogischen Auftrag des Schulsports zu erfüllen? Wie beispielsweise verbessert man die Wahrnehmung, wie fördert man die Gesundheit? Dann erst wurde gefragt, welche Inhaltsbereiche helfen dabei. So wurde ab 1990 gerade der Gesundheitsaspekt noch stärker in den Fokus gestellt. Ich halte das für genial, dass das so gemacht wurde.
Im Übrigen unabhängig von der Kamera, 1990 durfte ich die Auftaktveranstaltung moderieren, also auch die Inhalte aussuchen und auch Kurzfilme machen. In Herne war diese damals. Und mit Herrn Schwier noch als Kultusminister oder Sportminister. Das war natürlich schön und erlebnisreich. Die 81er Richtlinien und Lehrpläne waren noch sehr davon geprägt, von verbindlichen und alternativ verbindlichen Sportbereichen und Sportarten den Unterricht aus zu gestalten und  Schüler und Schülerinnen für den Sport zu begeistern. Bei Gegenüberstellung der Richtlinien kann man sagen, dass mit den 2000er Richtlinien  noch stärker die Verbundenheit zum außerschulischen Bereich, insbesondere zu den Sportvereinen, betont wird. Dies spürte ich auch in meinem Ehrenamt beim LSB und der SJ NRW. So hat der organisierte Sport das Jahr des Schulsports 1999/2000 entscheidend mitgetragen. Als starker Partner des Schulsports hat der LSB mit seiner Sportjugend sich klar zur Kooperation Schule –Verein positioniert. Beispielsweise in der Siegener Erklärung zum Schulsport, die ich damals dann in Siegen vortragen durfte – darum Siegener Erklärung. Herr Clement war der Ministerpräsident zu diesem Zeitpunkt und anwesend. Das war dann auch der Ausgangspunkt, dass der LSB/SJ sehr aktiv wurde. So entstanden u.a. ein „Orientierungsrahmen Schulsport“; ein „Aktionsprogramm zur Förderung der Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen in NRW“, eine Planungshilfen für Vereine „Lobby für den Schulsport“, ein „Ratgeber zur Kooperation von Vereinen und Schulen im Sport“, ein „Positionspapier zum Schulsport“ und ein Qualitätsmanual „Bewegung, Spiel und Sport“, „Sport im Ganztag“. Wir waren in vielen Gremien mit unseren Partner aus den Ministerien und dem Städtetag beteiligt. Wenn Sie meine Vita einmal gesehen haben, meine ehrenamtliche Vita, an welchen Gremien ich beteiligt war und auch Vorsitzender war, so haben wir viel entwickelt und einen hohen Stellenwert erzielt. Die Zusammenarbeit mit Walfried König und auch Rolf-Peter Pack, vom zuständigen Ministerium, war sehr intensiv und konstruktiv. Der organisierte Sport setzte also stets eigene Akzente zum Thema und Probleme angesprochen und Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen und vielerorts in der Praxis umgesetzt. Unser Kern war stets, die individuelle Persönlichkeitsentwicklung von Kindern in Sportvereine zu fördern. Wir versuchten Wege aufzuzeigen, wie Kinder und Jugendliche Wege in den Verein finden. Ich glaube, es ist uns vielerorts gelungen! Ich bin sehr glücklich, dazu beigetragen zu haben“

Von Bahnen und Brausen, Toren und Trikots

Klaus Balster – Freude am Tun

Die Lobby für Kinder

Anerkannte Bewegungskindergärten

Genese des Landessportfests für Förderschüler


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: