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Claus Stauder

Claus Stauder

*1938
Ehrenvorsitzender des Essener Turn- und Fechtklubs sowie Ehrenpräsident des Deutschen Tennis Bundes

Der Filzballriege des Essener Turn- und Fechtklubs entsprossen, stand Claus Stauder 14 Jahre an der Spitze des Deutschen Tennis Bundes. Von dort führte der bierbrauende Familienunternehmer die sportlichen Erfolgsknospen der Ära Becker, Graf und Stich zur ökonomischen Verbandsblüte.

Kurzbiografie

  • Geboren 1938 in Essen
  • 197-1961 Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg, München und Bonn
  • 1963 Promotion an der Universität Bonn
  • 1964-2005 Co-Geschäftsführung in 5. Generation der familieneigenen Privatbrauerei Jacob Stauder GmbH & Co. KG
  • 1967-1970 Beisitzer und Sportwart der ETuF-Tennisriege
  • 1977-1989 ETuF-Vorstandsvorsitzender
  • 1985-1999 DTB-Präsident
  • 1991-1993 ITF-Präsidiumsmitglied
  • 1998 Großes Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
  • Seit 1999 Ehrenpräsident des Deutschen Tennis Bundes

 

Claus Stauder über …

… Tennisduelle mit seiner Mutter

„Aufgewachsen bin ich in Essen, wo die Familie mit der Marke Stauder seit fünf Generationen zu Hause ist. Insofern hat sich zunächst einmal alles, auch das sportliche Leben in Essen abgespielt.
Die Frage, warum und wieso die Verbindung zu Tennis entstanden ist, die ist einfach zu beantworten. Meine Mutter war eine sehr gute und begeisterte Tennisspielerin. Sie hat so lange gespielt oder auch wieder angefangen, bis ich sie als Kind schlug. Und insofern ist das in der Familie gewachsen und Tennis war am naheliegendsten. Der ETuF war immer mein Verein bis auf die Studentenzeit. Da habe ich also auch in Freiburg und in Bonn in Uni-Mannschaften gespielt und auch in anderen Vereinen natürlich, sonst war mein ganzes Leben eigentlich im ETuF. Der ETuF bietet sehr viele Sportarten, Wassersportarten, Ballsportarten und Hockey habe ich dann auch kurze Zeit gespielt. Aber eigentlich war Tennis immer im Mittelpunkt.
Meine Mutter habe ich dann mit 13-14 geschlagen. Doch so ganz genau kann ich das auch nicht mehr sagen. Ich habe dann später zehn Jahre in der ersten Mannschaft vom ETuF gespielt. Das hat sie noch sehr wohlwollend begleitet, freute sich, wenn ich erfolgreich war, obwohl mein Tennis sich immer eigentlich im Verein abspielte. Also auf offene Turniere bin ich selten gefahren. Einige kleinere Turniere habe ich gewonnen, klar, Medenspiele außerhalb des Vereins und für den Verein. Das sind so die Erinnerungen an die Kindheit. Eigentlich bin ich im Sport aufgewachsen und immer im Sport geblieben.
Also als Kinder haben wir jeden Nachmittag Fußball gespielt. Meine Eltern waren durchaus interessiert, dass ich zum Tennis ging und durch meine Mutter war das naheliegend, da sie Freude daran hatte, mich beim Tennis zu sehen und zum Tennis zu bringen. Also insofern war vom Fußball nachher der Weg zum Tennis auch innerhalb der Familie begrüßt und vorprogrammiert.“

… Jugendarbeit in Zeiten als Geld noch nicht alles war

„Also damals spielte ja Geld noch nicht die große Rolle, eine gewisse vielleicht schon. Aber eigentlich war der entscheidende Faktor, dass mit Heinz Eckner ein Tennislehrer da war, der auch die Organisation des Sports beherrschte. Wir hatten damals über die Jugendarbeit und mit der Hilfe der hervorragenden Spieler, die in Essen und Umgebung herangewachsen waren, die Grundlagen dafür. Dazu gehören auch Spielerinnen wie Helga Masthoff, Heide Orth, aber auch Attila Korpás gehörte dazu. Aber es gehörten vor allen Dingen die Jugend und auch die Senioren dazu. Und das war das Phänomen, dass das dann später im deutschen Tennis in anderer Weise und auf anderem Niveau auch wieder gelang. Das sind zwei Parallele.
Also zunächst einmal ist es ja so, dass man die Jugend begeistern muss für den Sport. Und das war damals nicht schwierig, weil Tennis eine unheimlich rasant wachsende Sportart war. Das hat ja auch sehr lange angehalten, auch noch in die Becker-, Graf-, Stich-Jahre hinein.
Da musste man nicht groß kämpfen gegen andere Sportarten. Tennis war einfach ‚In‘ und die Jungs schnell dafür zu begeistern. Ich habe aber immer gesagt: ‚Die ganze Arbeit im Spitzentennis macht keinen Sinn, wenn man nicht in der Jugendarbeit daraus schöpft und die Jugend dazu bringt, dass sie Tennis spielt und auch weiterspielt, wenn sie später erwachsen wird.‘ Ich glaube, dass es damals sehr gut gelungen ist. Ich verwende Namen Hans Eckner immer gerne, weil er eigentlich die Garantie war für die Umsetzung.“

… einen jungen Boris Becker und Wimbledon

„Boris Becker habe ich zum ersten Mal in Köln spielen sehen und getroffen. Und zwar gab es damals ein offenes Herren-Turnier.
Da habe ich ihn spielen sehen. Er verlor ganz klar gegen die Nummer neun der Welt im dritten Satz. Und als ich dann später Präsident war und gefragt wurde: ‚Woher haben Sie den Mut hergenommen? Deutsches Tennis ist seit langer Zeit eher mittelmäßig, da ist doch überhaupt nichts zu erwarten!‘ Da habe ich gesagt: ‚Ich habe vor zwei, drei Monaten einen jungen deutschen Spieler gesehen, wenn der nicht absolute Weltspitze wird, dann verstehe ich vom Tennis überhaupt nichts.‘ Und es ist genauso gekommen. Boris Becker wurde ja fünf Monate, nachdem ich Präsident geworden war, Wimbledonsieger mit 17 Jahren. Von da an sah man sich halt sehr oft, vor allen Dingen in Wimbledon. Wir hatten dann in Wimbledon immer ein sogenanntes Deutsches Haus, wo die Spitzenspieler dann auch hinkommen konnten. Die wollten nicht immer in ihrem eigenen Domizil sein. Und dadurch hat man sich natürlich auch sehr gut kennengelernt. In Wimbledon war das Besondere, dass der Präsident des Deutschen Tennis-Bundes oft in die Königsloge, die Royal-Box eingeladen wurde, mehr als 30 Mal bestimmt. Das war zwar nicht immer nur unterhaltsam, denn die Englischen Gäste, die haben manchmal ziemlich wenig gesagt – ich erinnere mich an den Herzog von Marlborough. Da war ich manchmal froh, wenn ich irgendwann in dieses Deutsche Haus in Anführungsstrichen ‚flüchten‘ konnte. Aber es war natürlich etwas Besonderes, das ist klar. Also es waren mit dem Amt auch Privilegien verbunden. Auch in Paris, in der Präsidentenloge, da saß man neben dem französischen Staatspräsidenten oder in Wimbledon, da traf und sprach man die Herzogin und andere, man lernte viele Spieler kennen. Und die lustigste Begegnung war die mit dem damaligen Erzbischof von Canterbury. Ich habe selten einen so lustigen Menschen erlebt. Wir haben anderthalb Stunden zusammengesessen, bevor durch Regenpause die Spieler auf dem Centre-Court weitergehen konnten. In meinem Leben bin ich sehr vielen Leuten begegnet, die in ihren Bereichen spitze waren. In der Politik, im Sport, selbst aus der Kirche. Und das sind natürlich schöne Erinnerungen, die bleiben.“

… Neue Wege und innerverbandliche Arbeit im DTB

 „Das war manchmal schwierig. Man konnte auch niemandem böse sein, das kannte ja keiner. Aber es war unheimlich wichtig, dass man den Deutschen Tennis-Bund dahinter brachte. Worauf ich wirklich innerverbandlich ein bisschen stolz bin: Ich habe alle wichtigen und entscheidenden Abstimmungen einstimmig bekommen, über all die Jahre. Das hätte auch schiefgehen können. Dazu gehört zum Beispiel auch der Bau des Daches in Hamburg. Wenn man es nicht gemacht hätte, dann hätten wir die großen Turniere nicht bekommen. Leider sind sie später dann nicht verteidigt worden oder konnten nicht verteidigt werden. Jetzt ist es also wieder auf einem guten Weg, glaube ich. Da musste man in einem Verband schwierige Gespräche führen. Und ich bin nie abends noch an die Bar gegangen, weil ich mir gesagt habe: Das kann nicht konstruktiv sein, was dann so spät diskutiert und besprochen wird. Ich lasse das am nächsten Tag auf mich zukommen. Und aus einstimmiger Ablehnung ist in vielen Fällen ein einstimmiges ‚Ja‘ geworden.
Ich würde sagen, die Tätigkeit an der Spitze des größten und erfolgreichsten Tennisverbandes der Welt über elf, zwölf Jahre das war etwas, was in der Zeit schneller vergeht, als man es vorher meint. Das erste Mal habe ich wirklich darüber nachgedacht, als die Ära allmählich zu Ende ging. Damit man nicht Gefahr lief, wieder in eine neue Ära hineinzurutschen, wo dann keiner versteht, dass man dann nicht weitermacht. Dann hätte ich lieber zwei, drei Jahre früher aufhören sollen. Aber ich habe natürlich die Ära zu Ende begleitet. Und ich glaube, das war gut. Ich glaube, dass es fürs deutsche Tennis eine gute Lösung war.
Meine Nachfolger haben das ja dann etwas schwieriger gehabt. Man kann eine solche Top-Position in einer Sportart nicht über 20 Jahre halten, 14 Jahre waren schon unendlich lange. Das hätte man ja auch nicht für möglich gehalten. Dann kommt auch eine neue Ära. Und meine habe ich dann auch beendet, indem ich also wirklich gedacht habe: 14 Jahre sind genug.“

… den World Team Cup in Düsseldorf und das ATP-Turnier in Halle

„Die Etablierung des World Team Cups habe ich positiv in Erinnerung. Denn im Rochusclub kannte ich sowieso viele, Horst Klosterkemper an der Spitze sogar sehr gut. Das ist wirklich ein guter Freund. Und was das Verhältnis zum World Team Cup betrifft, ich habe gegen den Widerstand des internationalen Verbandes damals diese Veranstaltung unterstützt und gesagt: ‚Das müssen wir vom Deutschen Tennis-Bund nicht nur billigen, sondern auch unterstützen.‘ Sonst wäre das alles nicht möglich gewesen, die Veranstaltung in dieser Form durchzuführen. Insofern war der World Team Cup eine Sache, die ich immer unterstützt haben.
Es war ja so, dass die Veranstaltung von vielen abgelehnt wurde, vor allen Dingen aus dem Sport. Weil man gesagt hat: Das hat nichts mit den mit den Turnieren zu tun, es geht ja um nichts. Und so wurde es ja auch propagiert, dass man gesagt hat, die Spieler brauchen vor Paris eine Veranstaltung auf Sand. Das war es aber nicht alleine.
Die besten Spieler sind hergekommen. Ich habe mich darüber sehr gefreut, habe mich als Präsident des Deutschen Tennis-Bundes trotz andersartiger Interessen bei vielen dafür eingesetzt und das auch durchgesetzt, auch beim internationalen Verband, der sehr dagegen war. Philippe Chatrier habe ich lange dafür bearbeitet.
In Halle bin ich einige Male gewesen. Die Veranstaltung habe ich auch vom ersten Tag an unterstützt, weil Gerhard Weber und seine Familie da etwas tolles hingebaut und geschaffen haben. Und die Idee, ein Rasenturnier in Deutschland zu machen, war ja etwas Einmaliges. Also auch das Turnier in Halle war für das deutsche Tennis gut und sehr wichtig. Ich bin auch in den ersten Jahren immer zu der Siegerehrung hingefahren, habe das mitgemacht und das symbolisch auch unterstützt.“

Die Schlacht von Hartford 1987

Geschäftsbeziehungen zu Ion Țiriac

Das Verhältnis zwischen Becker und Stich

Helga Masthoff und der ETuF

Rot-Weiss Essen und Helmut Rahn


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: