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Heinz-Gerd Janßen

*1948
Langjähriger Amtsleiter des Duisburger Sportamtes

In den fast 50 Jahren, die Heinz-Gerd Janßen der Stadt Duisburg diente, fallen mit der Universiade 1989 und den World Games 2005 zwei hochkarätige Sportgroßveranstaltungen. Als Betriebsleiter war er federführend an der Gründung des Eigenbetriebes für Sport und Bäder DuisburgSport beteiligt.

Kurzbiografie

  • Geboren 1948 in Duisburg
  • 1965-1971 Ausbildung bei der Stadt Duisburg, dazwischen 18 Monate Wehrdienst
  • 1971-1973 Sachbearbeiter beim Werbeamt der Stadt Duisburg
  • 1973-1978 Sachbearbeiter beim Sportamt der Stadt Duisburg
  • 1978-1991 Stellvertretender Amtsleiter des Sportamtes der Stadt Duisburg
  • 1991-2007 Amtsleiter des Sportamtes der Stadt Duisburg  (Sport und Bäder)
  • 2001-2018 Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter
  • 2007-2010 Betriebsleiter DuisburgSport

Heinz-Gerd Janßen über …

… Ausbildungsjahre bei der Stadt Duisburg

“Letztendlich muss ich sagen, ich hatte gar keine großartigen Vorstellungen, was ich werden sollte, ob einen kaufmännischen Beruf. Und letztendlich war dann ausschlaggebend, dass mein Patenonkel bei der Stadt Duisburg war. Und da wurde gesagt: ‚Bewerbe dich doch mal bei der Stadt. Mach das mal.‘ Und das hat dann auch funktioniert. Und deshalb bin ich dann bei der Stadt gelandet und habe da die Ausbildung gemacht. Das war wohl damals auch, weil fünf Klassenkameraden haben den gleichen Weg genommen. Das war ein attraktiver Ausbildungsgang dort zum gehobenen nichttechnischen Dienst. Wir waren in der mittleren Reife, wir mussten erst ein zweijähriges Praktikum machen, und danach schloss sich die dreijährige Inspektorenlaufbahn an. Heute ist das alles nicht mehr möglich. Heute muss man Abitur haben, Hochschulstudium, so kommt man in diese Laufbahn erst rein.
Es gehörte ja zu der Ausbildung dazu, dass man im Rahmen der Ausbildung verschiedene Ämter aufsucht. Meistens waren das sechs Monate, blieb man bei einem Amt – beim Sozialamt, beim Versicherungsamt, beim Tiefbauamt, bei der Stadtkasse beim Ausländeramt, das waren so die Ämter. Und irgendwann bin ich dann bei meinem letzten Ausbildungsabschnitt beim Werbeamt gelandet. Das Werbeamt ist das, was heute ja die Marketingabteilungen der Städte sind. Damals fing man an, auch Städtetourismus etwas ernster zu nehmen. Und ich war mit einem Kollegen der Erste, der die Stadtinformationen in Duisburg mit aufgebaut hat und dort auch Mitarbeiter war. Das war, glaube ich, einer der wenigen Städte, die schon so eine Anlaufstätte hatten, wenn sie nicht gerade in eine Stadt fahren, wo Tourismus sowieso schon großgeschrieben worden ist. Aber da hatte Duisburg eine Stadtinformation installiert, gleich gegenüber dem Bahnhof. Und da haben wir versucht, Werbung für Duisburg zu machen, und da bin ich hängen geblieben. Und das hat mir unheimlich gut gefallen, weil das kein typischer Verwaltungsberuf war. Wir haben Veranstaltungen für die Stadt organisiert, wir haben Karneval organisiert, in der Stadtinformation gearbeitet. Das war ein wunderbarer Job.“

… die Wahrnehmung des informellen Sports ab den 1970er-Jahren

„Der informelle Sport spielte eine untergeordnete Rolle, würde ich sagen. Es gab bei uns im Sportpark einen Platz, der hieß Sechs-Tore-Platz. Das war ein Fußballplatz mit sechs Toren. Der war für die sogenannten Feierabendsportler gedacht. Solche Anlagen gab es im gesamten Stadtgebiet. Die waren nicht in der Betreuung der Sport Amtes, sondern das Jugendamt hatte da meist die Finger drauf. Es gab aber sehr wenige solcher Anlagen. Der nicht organisierte Sport spielte meines Erachtens so in den 70er-Jahren noch keine große Rolle. Diese Rolle kam erst mit der Laufbewegungen auf die Städte zu, dass sich Menschen gesagt haben: ‚Wir wollen nicht mehr in Sportvereinen uns organisieren, wir joggen so.‘ Das haben die Vereine auch aufgegriffen und haben entsprechende Lauftreffs installiert. Da ist der Fokus von dieser Zeit ab auch schon mal gerichtet worden auf diejenigen, die nicht in Sportvereinen tätig waren. Aber uns hat das im Sportamt in der Zeit in den 70er-, 80er-Jahren gar nicht so tangiert.
Natürlich haben wir eine Seglerszene in Duisburg gehabt. Gerade an der Sechs-Seen-Platte gab es eins, zwei, drei, vier Segelvereine. Und irgendwann mal kam die Surfwelle auf. Und da war auf einmal was auf der Sechs-Seen-Platte los. Da wollte dann jeder mit seinem Brett hin. Und da gab es Konflikte. Dann waren wir wieder gefordert, dort für Ordnung zu sorgen. Und was macht der Deutsche? Der macht ein kleines Gesetz. Auf der örtlichen Ebene war das eine Satzung: Die Benutzungsordnung für die Sechs-Seen-Platte. Wo dann geregelt wurde, wo man denn mit seinem Surfbrett rein und raus darf und sollte. Wie man sich gegenüber den Seglern verhalten sollte und welche Vorfahrtsregeln es gibt. Und wir haben dann auch eine kleine Gebühr noch erhoben, um das so ein klein wenig in den Griff zu bekommen. Denn die Segler haben die Welt dann nicht mehr so richtig verstanden. Die konnten nicht mehr so frei dort segeln, da bretterten die mit ihren Surfbrettern dazwischen. Und das war eine sehr spannende Zeit.“

… Anforderungen und Anpassungen durch kommunale Verschuldung

„Man muss wissen, dass wir, ich glaube, das war so 1978 auf einmal eine Haushaltssperre bekommen haben. Duisburg war verschuldet. Der damalige Kämmerer hat über Nacht gesagt: ‚Es geht nicht mehr.‘ Ich habe gelesen, es war ein Defizit von 30 Millionen. Da lacht man heute darüber. Auf jeden Fall seit diesem Zeitpunkt an war Duisburg nicht mehr als reiche Stadt zu bezeichnen. Und seit – ich denke mal das war es schon Ende der 70er-Jahre haben wir nur mit Haushaltskonzepten gelebt. Es wurden immer wieder neue Sparpakete angepackt.
Und da stellte sich heraus, dass die freiwilligen Bereiche immer zuerst angesprochen worden sind. Freiwilligen Bereiche, das war sofort der Sport, war sofort die Kultur. Wir mussten sparen und liefern. Bis ich auch erst einmal etwas später festgestellt habe, auch in anderen Bereichen, die ganz klassisch als gesetzliche Bereiche galten, nämlich der Sozialbereich. Da gab es auch weiß Gott sicherlich gute Maßnahmen, die finanziert werden mussten, aber unter der Freiwilligkeit hätten gesehen werden müssten. Und so zog sich das von Jahr zu Jahr hin. Wir hatten ja nebenbei auch die Bäder. Wir mussten Bäderkonzepte stricken. Wir hatten sehr, sehr viele Bäder. Und Sponsoren, das ist ein Wort, was eine Verwaltung nicht kennt. Das kennt der Sport. Aber wir haben keine Sponsoren gehabt. Wir haben Sponsoren gesucht, wenn wir Sportveranstaltungen durchgeführt haben. Und die Sportveranstaltungen, die in Duisburg damals stattfanden, es waren sehr, sehr viele. Da haben wir natürlich versucht, unsere Kontakte zu der Duisburger Industrie herzustellen. Immer an erster Stelle kann man sagen die König-Brauerei oder Thyssen. Das waren Unternehmen, die wir immer wieder angesprochen haben.“

… den Stellenwert der Duisburger Regattabahn

„Gerade die Regattabahn hatte immer einen ganz besonderen Stellenwert. Schon solange ich denken kann, sind dort große Regatten durchgeführt worden, im Kanu und Rudersport. Damals hatte ich Verwandte in Duisburg-Wedau, wenn eine Regatta war, da gehörte das zum guten Ton, dorthin zu gehen. Das war was. Und dieses Pfund haben wir als Sportamt auch immer wieder herausgestellt. Dass das ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt und insbesondere des Sports in Duisburg ist. Und wir hatten auch die Verbände, den Ruderverband und Kanu-Verband an unserer Seite, die immer wieder gesagt haben: ‚Das ist eine der besten Bahnen, die wir auf der Welt kennen.‘ Sie ist nicht windanfällig, man kann dort sehr gut Wettkämpfe austragen. Die Nähe auch bei großen Veranstaltungen zu dem Sportpark mit seinen Unterkunftsmöglichkeiten. All das hat diese Regattabahn zu dem gemacht, was sie heute noch immer ist.
Letztendlich stand die Politik sehr hinter dieser Regattabahn und so in der Art und Weise, sie zu bauen. Man muss dazu auch wissen, der Präsident des Deutschen Kanu-Verbandes war auch politisch organisiert, hat dann natürlich auch – das war Peter Maaßen – seinen Einfluss ausgespielt. Aber die Stadt wusste, was sie an der Regattabahn hatte. Aber wir haben dann auch beim Ausbau der Regattabahn damals es war 1979 ein bisschen Federn gelassen. Man sieht das an den Gebäuden. Auch die Tribüne ist nicht gänzlich überdacht. Da hat der Kämmerer gesagt: ‚Geht nicht alles. Könnt ihr nicht auf die Dächer verzichten?‘ Ja, da haben wir dann nun auf die Dächer verzichtet. Mittlerweile hat man sich an dieses Bild gewöhnt. Manche sagen aber: ‚Da fehlt doch irgendetwas?‘ Das war ein Preis, den wir damals zahlen mussten. Wir hatten Gott sei Dank bei den nachfolgenden Regatten immer so tolles Wetter, dass es nicht so ganz stark aufgefallen ist, dass der Besucher dort nicht geschützt sitzen konnte.“

… Hürden und Chance Duisburgs als Teil des Ruhrgebiets

„Duisburg liegt ja so ein klein wenig an der Rheinschiene. Ich weiß nicht, ob es sich immer noch Oberzentrum für den Niederrhein nannte. Aber für mich war die Ausrichtung zum Ruhrgebiet immer entscheidend. Ich habe mich als Ruhrgebietler gefühlt, und die Kontakte, die ich oder wir zum Regionalverband Ruhr hatten, waren immer exzellent. Wir hatten immer einen tollen Austausch mit den Kollegen, die dort auch für den Sport verantwortlich waren. Also wenn, dann war die Ausrichtung Richtung Ruhrgebiet für mich prägend und die möchte ich auch nicht missen. Es war dort immer eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen.
Ich habe schon immer gesagt, was wir uns im Ruhrgebiet leisten. Diese einzelnen Gemeinden müssten doch viel enger zusammenarbeiten. Das fängt schon mit dem öffentlichen Personennahverkehr an. Was man da an Tarifstrukturen vorfindet, es ist unmöglich. In der Nachbarstadt in Mülheim haben die Schienen eine andere Spurbreite. Das finde ich sehr eigenartig. Und deshalb ist auch so ein Masterplan Sport unheimlich schwer umzusetzen. Und wenn man die Bemühungen des Ruhrgebietes sieht, Austragungsort der Olympischen Spiele zu werden, wie schwer das auch wieder ist, dort alle unter einen Hut zu bringen. Das verstehe ich manchmal nicht. Das ist so schade wie nur irgendetwas. Und die letzte Bewerbung, die ich ja mitgemacht habe, war ja für Olympia 2012. Wo es ja die diese unterschiedlichen Bereiche gab, die sich präsentieren mussten. Und ich war ja da mit der Rheinschiene mit dabei. Und dann ja, was daraus geworden ist: Die Olympischen Spiele sind nicht nach Deutschland gekommen, sondern nach London. Das ist schade, das tut manchmal richtig weh. Wo wir eine so tolle Infrastruktur haben mit kurzen Wegen. Wenn man sich da einiger wäre, dann wären wir unheimlich stark.“

… die Universiade 1989

„Das war ganz kurios. Mein Chef kam irgendwann zu mir und sagte: ‚Hömma, das darfst du nicht weitersagen, das behältst du für dich! Da ist was im Raum, da kann ich nicht darüber sprechen – Universiade.‘
Da hatte ich noch nie von gehört. Das hörte sich aber so nach Studenten und Universität an. Wenn man dann im Lexikon nachschlug, hat man das gefunden.
Und dann ging das sehr schnell. Ich glaube, dieses Gespräch hatte er mit mir so im Januar/Februar geführt, danach ging das Schlag auf Schlag. Und da sind dann die entsprechenden Gespräche auch vom damaligen KVR Kommunalverband Ruhr, der sich dort sehr stark eingebracht hat, gemeinsam mit der Stadtspitze der Stadt Duisburg geführt worden. Die Stadt Duisburg hat dann sehr schnell Kontakt zur Landesregierung aufgenommen und natürlich auch zur Bundesregierung, zum Bundeskanzleramt. Von da an war auf einmal das Plazet da: ‚Ja, wir machen diese Geschichte.‘

Sao Paulo hatte den Zuschlag bekommen, konnte die Wettkämpfe aber aus finanziellen Gründen nicht durchführen und wir sind dann eingesprungen. Wir in Duisburg haben natürlich gesagt: ‚Die ganze Universiade, die können wir nicht stemmen.‘ Es sind ja über 20 Sportdisziplinen dort vertreten. Und wir haben gesagt: ‚Ja, dann machen wir die Leichtathletik im Wedaustadion. Wir können Basketball in der Rhein-Ruhr-Halle machen. Wir können Fechten in der Eissporthalle machen und wir haben die Regattabahn, da kann gerudert und gepaddelt werden.‘
Und so ist dann die Idee entstanden, eine sogenannte Rumpf-Universiade zu machen.

Die Organisationszeit war eine wunderschöne Zeit. Sie brauchten nicht mehr viel diskutieren, es musste gehandelt werden. Wenn wir gesagt haben: ‚Die Straße ist schlimm, die muss neu gemacht werden.‘ Dann wurde die neu gemacht. Das Wedaustadion sah auch nicht gerade prickelnd aus. Es wurde innerhalb kürzester Zeit alles aufgebauscht und schön gemacht. Für Investitionen, die notwendig waren ging das ruckzuck. Es durfte auch keine Zeit verstreichen, denn die Spiele sollten im August stattfinden. Im März haben wir letztendlich mit der Organisation angefangen.
Eine neue Kunststofflaufbahn ist auch noch eingesetzt worden. Die erste Bahn, die dort war, ist schon in die Jahre gekommen, die hatten wir 1973 gebaut.

Also die Universiade war eine wunderschöne Zeit. Und es ist auch eine wunderschöne Veranstaltung geworden. Die war fantastisch.

Die Universiade lebte ja von der Leichtathletik, das war für mich eine der schönsten Veranstaltungen – im Stadion. Es waren auch namhafte Sportler da, eine unheimliche Stimmung war das.
Zusätzlich kommen noch die Dinge, die man außerhalb des Stadions geschaffen hat: Imbissstände, Kultur, Bühnen, da war eine lebendige Meile ringsum das Stadion. Unvergesslich.“

Die Verpachtung von Bezirkssportanlagen

Vom Sportamt zum Eigenbetrieb

Wandel der Bäderlandschaft

Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: