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Manfred Lämmer

Manfred Lämmer

*1943
Sporthistoriker

Von 1975 bis 2008 war Manfred Lämmer Leiter des Instituts für Sportgeschichte an der Deutschen Sporthochschule Köln. Sein Wirken umfasst eine Vielzahl an Funktionen im organisierten Sport – und nicht zuletzt ein andauerndes Engagement für die deutsch-israelischen Beziehungen.

Kurzbiografie

  • Geboren 1943 in Gladbeck
  • 1962 Abitur am Gymnasium Theodorianum in Paderborn
  • 1962-1965 Studium zum Diplomsportlehrer an der Deutschen Sporthochschule Köln
  • 1962-1967 Studium der Fächer Griechisch, Latein und Geschichte an der Universität zu Köln Promotion zum Dr. phil. in Geschichte und Klassischer Philologie
  • 1972-2005 Mitglied des Präsidiums der Deutschen Olympischen Gesellschaft
  • 1972-2006 Mitwirkung an der inhaltlichen Vorbereitung und wissenschaftlichen Begleitung aller Olympischen Spiele für das NOK für Deutschland
  • 1975 Berufung zum Professor und zum Leiter des Instituts für Sportgeschichte der Deutschen Sporthochschule Köln
  • 1981 Mitinitiator und Leiter des Aufbaustabs des Deutschen Sport- und Olympia-Museums in Köln
  • Seit 1993 Mitglied des Direktoriums des Deutschen Olympischen Instituts

Manfred Lämmer über …

… Schulzeiten am Gymnasium Theodorianum in Paderborn

„Ich bin ein echtes Kind des Kohlenpotts, geboren in Gladbeck, nach der Aussage meiner Mutter 1943 während eines alliierten Luftangriffs und wurde dann im Keller notgetauft. Wenige Monate später wurden wir nach Ostwestfalen evakuiert, in ein kleines Dorf bei Paderborn, wo wir dann später auch wohnten. Und dort in der Kaiser-, Bischofs- und Hansestadt, bin ich im katholischen Milieu sozialisiert worden.
Entscheidende Impulse, wie ich das heute sehe, gingen von meiner Schulbildung aus. Ich war Schüler des staatlichen altsprachlichen Gymnasiums Theodorianum, eine alte Jesuitenschule, die nach dem Kriege und nach der Zerstörung dann wieder den Betrieb aufnahm. Und was an dieser Schule entgegen dem Vorurteil, dass man manchmal hat herrschte, war auf der einen Seite eine sehr starke Betonung der klassischen Fächer Griechisch, Latein. Aber auf der anderen Seite war unsere Schule bekannt für ihre Nähe zum Sport.
Die Schule hatte sofort nach dem Wiederaufbau eine große Turnhalle, was damals selten war. Das war schon 1951/52.
In Paderborn wurde ein Bad wiedererrichtet, das Kaiser-Karls-Bad. Und aus den Trümmern der Stadt, die ja neben Düren und Pforzheim zu den zerstörtesten Städten Deutschlands gehörte, wurde das Inselbadstadion errichtet. Das heißt, die Trümmer wurden benutzt, um die Wälle aufzuschütten. Wir haben damals Lehrer gehabt, die nicht die Kombination Sport-Biologie, Sport-Geografie hatten, sondern alle Lehrer, die ich hatte, hatten im Hauptfach Griechisch oder Latein und im Nebenfach Sport. Und wir sahen sie nicht nur in der Schule. Wir sahen Sie auch nachmittags als Trainer auf dem Sportplatz.“

… Bannerwettkämpfe und eine besondere Begegnung mit Harald Norpoth

„Ich habe nicht nur Fußball gespielt. Ich muss auch zugeben, dass sich erst im Turnverein TV 1875 war, dann im Paderborner Schwimmverein. Aber das Schwimmen lag mir überhaupt nicht. Ich wollte es, aber es lag mir nicht. Und so war der Fußballverein erst die dritte Wahl. Aber die beiden anderen sportlichen Tätigkeiten waren nur sehr kurz.
Ich erinnere mich vor allen Dingen an die schulischen Wettkämpfe, die sogenannten westfälischen Bannerwettkämpfe. Die höheren Schulen in Westfalen haben jedes Jahr die Bannerwettkämpfe um ein Banner ausgetragen. Und unsere Schule, das Helmholtz-Gymnasium in Essen und das Marianum in Münster, das waren die Schulen, die immer an der Spitze lagen.
Und diese Bannerwettkämpfe fanden immer an irgendeinem zentralen Ort statt. Ich erinnere mich noch an die Bannerwettkämpfe, die mal in Olpe stattfanden, im Sauerland. Und da hat man mich dazu verdonnert, in der 3x 1000 Meter-Staffel zu laufen. Ich war ein recht guter Mittelstreckler, muss ich sagen. Der 1500 Meter-Lauf war das Einzige später im Zehnkampf, was ich gewonnen habe.
Ich übernahm also den Stab mit einem Riesenvorsprung, ich würde sagen 150-200 Meter und dachte: Das fährst du jetzt nach Hause! Plötzlich spüre hinter mir, dass da einer aufholt und er zieht an mir vorbei. Ich war regelrecht schockiert. Es stellte sich heraus, es war Harald Norpoth vom Gymnasium Telgte, dem Deutschen Meister und internationalen Langstreckler über 5000 Meter und 10.000 Meter. Das war so ein Erlebnis.
Im Übrigen hatten wir in Paderborn wirklich das Glück, was selbst heute kaum eine Schule hat. Und zwar, dass das neu errichtete Kaiser-Karls-Bad ein Hallenbad bereits 1952 im vorher so zerstörten Paderborn wieder errichtet wurde, dass das keine fünf Minuten zu Fuß von der Schule waren. Wir haben also ohne großen Zeitverlust samstagmorgens immer Schwimmunterricht gehabt. Da träumt heute manche Schule von.“

… die Anfänge seines Wirkens während des Studiums an der DSHS Köln

„Wir hatten damals eine ganze Galerie von Persönlichkeiten des Sports, die man heute auch noch als Lehrer kennt. Fußball habe ich gelernt bei Hennes Weisweiler, Turnen bei Helmut Banz mit mehr oder weniger geringem Erfolg. Andere bekannte Persönlichkeiten, Olympia-Teilnehmer von 1936, zum Beispiel Nettesheim und andere haben hier damals als Dozenten gewirkt. Die damalige Ausbildung war sehr stark auf die Praxis ausgerichtet, im Gegensatz zu heute, wo man ja von Sportwissenschaft spricht. Aus meiner Sicht wird die Praxis heute bedauerlicherweise sehr stark in der Ausbildung vernachlässigt.
Das war die Zeit 1962/63. Wir waren kleine Semester, ich kenne die Zahlen nicht mehr. Aber während heute ein Semester 400-500 Studenten umfasst, waren das damals vielleicht 40-45.
Ganz entscheidend damals für meinen beruflichen Bildungsweg war die Tatsache, dass ich Mitglied der Deutschen Olympischen Gesellschaft wurde und damals an einer der ersten Griechenland-Fahrten der DOG teilnahm, die von Herrn Doktor Kebernik aus Hersfeld über bestimmt 20 Jahre geleitet wurden. Und danach habe ich mich entschlossen, den Sport und das Interesse an der griechischen Antike miteinander zu verbinden.
Ich habe schon sehr früh, ich glaube im zweiten Semester, nachdem Diem gestorben war, von seinem Nachfolger Professor Werner Körbs das Angebot bekommen, als studentische Hilfskraft bei ihm tätig zu werden. Und kurz darauf wurde dann auch die Hochschule in verschiedene Institute und Seminare geteilt und eines davon war der Geschichte zugewiesen. Aber Professor Körbs wurde Nachfolger von Diem als Rektor und konnte sich sehr wenig um den Aufbau dieses Instituts kümmern. Also hat er mir als jungen Studenten einen aus meiner heutigen Sicht unerklärlichen Freiraum gelassen. Ich konnte dort Bücher kaufen, ich konnte das Institut aufbauen ich war immer noch Student. Ich habe dann 1965 mein Diplom gemacht. Und schon in dieser Zeit hatte ich mich sehr stark auf die Olympischen Spiele der Antike fokussiert.
Körbs hat mich dahingehend geprägt, dass er mich darauf aufmerksam machte, dass die antiken Olympischen Spiele in dieser romantisierenden und idealisierenden Sicht, die man damals vor allen Dingen auch in Sportkreisen vertrat, nicht der Realität entsprachen, die sich aus den objektiven Quellen ergaben. Und da habe ich dann eine Diplomarbeit geschrieben, die später auch meine Promotionsarbeit wurde.“

… die drei großen Enttäuschungen im Leben des Willi Daume

„Also Willi Daume ist ja auch ein Kind aus Nordrhein-Westfalen. Er ist in Hückeswagen geboren. Er hat lange Zeit in Dortmund als Unternehmer und als Sportfunktionär gewirkt und ist ja eigentlich nur durch die Olympischen Spiele 1972 nach München gekommen.
Willi Daume hat in seinem Leben sicherlich drei große Enttäuschungen erlebt, aus der ersten hat er etwas Positives gewonnen. Das war die IOC-Session 1965 in Madrid, als das IOC beschloss, das von 1968 an die deutsche politische Wirklichkeit durch zwei Olympiamannschaften verdeutlicht werden sollte.
Er hat mir das selbst erzählt, wie er sich in der Nacht danach im Bett umgedreht hatte. Und dann kam nun diese offensichtliche Niederlage, wie er dies nun zu Hause darstellen sollte. Ob er das später ein bisschen geschönt hat oder nicht, weiß ich nicht, aber da ist ihm schon der Gedanke gekommen: Jetzt erst recht! Jetzt bewerben wir uns um Olympische Spiele und wir nutzen diese Niederlage zu einem Aufbruch.
Und dann hat er in einem Parforceritt, der uns heute unverständlich erscheint, von genau zwei Monaten die olympische Bewerbung zustande gebracht, um sie am 31. Dezember 1965 gerade noch durch den deutschen Konsul in Genf dem IOC überbringen zu können.
Heute dauern solche Dinge ja sieben Jahre, acht Jahre und so weiter. Also das war die erste große Enttäuschung. Aber daraus hat er etwas Positives gewonnen.
Die zweite Enttäuschung waren natürlich die Spiele selbst, die er ja als Gesamtkunstwerk und als Spiele in einer gewissen Lockerheit und Heiterkeit geplant hat. Und so sollten sie später auch vor der Geschichte stehen. Und das ist natürlich durch das Attentat durch die palästinensischen Terroristen zerstört worden. Und es ist schon so, wenn man heute fragt: ‚An was erinnerst du dich 1972 in München?‘ Dann sagen 80 Prozent aller Befragten: ‚Da war doch was mit einem Attentat?!’ Das ist natürlich schade, denn Daume wollte etwas anderes. Diejenigen, die die Spiele jenseits des Attentates beurteilen, die ganze Anlage der Spiele, die Architektur der Sportstätten und so weiter, die sehen das heute nach wie vor anders. Dass das Spiele waren, die eine neue Dimension der olympischen Bewegung eingeläutet haben. Man kann sagen, die ersten Spiele, die wirklich was Neues waren, waren die Berliner Spiele, die zweiten die Münchener und die dritten die in Barcelona.
Die dritte Enttäuschung, die er hatte, kam nämlich in Moskau 1980, als er nicht zum Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees gewählt wurde. Das ist ein bisschen zwiespältig. Ich muss sagen, wir haben oft darüber gesprochen. Willi Daume hat uns gegenüber immer wieder gesagt: ‚Das war alles wegen des Boykotts und so weiter!‘ Die um ihn herum haben das nicht geglaubt. Die Vorbereitung auf diese Wahl, die der clevere Diplomat Samaranch vorher in Moskau betrieben hatte. Der hatte so viel Netzarbeit betrieben, dass das der Hauptgrund war, dass er gewählt wurde. Wir glauben nicht, dass der Olympia-Boykott des westdeutschen NOK dort eine Rolle gespielt hat.“

… die Vorreiterrolle NRWs bezüglich der deutsch-israelischen Beziehungen

„Die Reise nach Israel ist noch von Carl Diem mit vorbereitet worden. Carl Diem sollte die Studenten begleiten, was auch dafür bezeichnend ist, was für ein Bild man in Israel und hier von Carl Diem damals hatte. Und dann starb er und an seiner Stelle ist seine Frau mitgefahren. Wir sind 25, 26 Studenten gewesen und wir sind damals an das Wingate Institut gefahren. Das war die zentrale Ausbildungsstätte des israelischen Sports, damals so auf Collegeniveau, aber schon sehr differenziert. Das war also eine Einrichtung: Wir würden sagen, das war eine Sporthochschule und gleichzeitig der Landessportbund und alles. Weil ja Israel so ein kleines Land war, damals mit nur 3,5 Millionen Einwohnern, so viele wie heute Berlin. Und diese Reise habe ich mitgemacht.
Und Nordrhein-Westfalen war ja das erste Bundesland, das Kontakt zu Israel aufgenommen hatte und zwar 1961 durch den Landesjugendring und durch eine Reise einer Gruppe des Landessportbundes. Aber das waren keine Sportler, das waren Funktionäre. Wir waren dann 1963 die ersten Sportler. Die Reise war ein durchschlagender Erfolg, was uns kaum jemand glauben wollte, wir sind dort als junge Deutsche in einer Weise aufgenommen worden, dass man nicht für möglich gehalten hat. Niemand hat sich in irgendeiner Weise uns gegenüber negativ geäußert. Wir wurden eingeladen in die Familien. Es war eine Zeit, in der man, wenn man einen Bus bestieg, nun ausschließlich vor und hinter einem Deutsch hörte. Heute hört man Englisch oder Hebräisch oder Russisch. Das war damals also sehr stark noch aus dem deutschen Kulturraum geprägt. Wir sind so nah an die Menschen rangekommen, dass fast alle aus dieser Gruppe begeistert waren. Und ich habe dann die zweite Reise 1964 auch mitorganisiert, habe dann schon 1967 auf einem Kongress dort ein Vortrag über jüdische Sportgeschichte gehalten. 1971 haben wir dann die erste Hochschulpartnerschaft zwischen einer deutschen und einer israelischen Hochschule begründet. Das war die Partnerschaft der Deutschen Sporthochschule Köln und dem Wingate Institut in Natanya. Bis zu dem Zeitpunkt hatte keine deutsche Universität ähnlich intensive Verbindungen mit Israel. Der Sport hat hier den ersten Schritt getan und der Sport hatte es viel leichter als die Wissenschaft oder die Kultur.
Und dann kamen diese Jahre der Sechziger und Siebziger, wo dann durch die Freundschaft von Hennes Weisweiler und Edi Schaffer, die ja hier an der Sporthochschule entstanden war, diese intensiven Sportbeziehungen weitergeführt worden.
Ich war Mitglied im TuS 04 Leverkusen und Bayer Leverkusen und TuS 04 hatte damals die hervorragenden Leichtathleten. Und mit denen haben wir zwei Trainingslager vor den Olympischen Spielen in München gemacht. Das weiß heute auch niemand, dass ausgerechnet in Israel die Trainingslager der Leichtathleten stattgefunden hatten. Weil es im Frühjahr warm war, weil es diese Einrichtungen wie Estepona und Fuerteventura noch nicht gab und weil Flüge nach Kalifornien enorm teuer wo gewesen wären. Und deshalb sind die Leichtathleten ab 1969/70/71 nach Israel gefahren.“

… das Spiel Borussia Mönchengladbach gegen die israelische Nationalmannschaft 1970

„Was interessant war und was auch für Nordrhein-Westfalen spricht, ist das die Israel-Mission, die all die Warenlieferungen des Luxemburger Wiedergutmachungsabkommens abwickelte von 1953 bis 1965 in Köln an der Subbelrather Straße errichtet worden war. Die israelischen Studenten, die hier an der Sporthochschule waren, die haben sich ihr Studium dadurch verdient, dass sie nachts diese Israel-Mission bewacht haben. Die haben dann Nachtdienst getan oder auf dem Kölner Flughafen Flugzeuge entladen.

Und Schaffer und Weisweiler waren unzertrennlich. Und während des Studiums hat Schaffer dann die Fußballmannschaft von Rhenania Würselen trainiert. Und dann wurde Hennes Weisweiler 1968 eingeladen zu einem Lehrgang in Israel und hat dort 14 Tage doziert. Und da kam den beiden dann der Gedanke: Wir müssten doch mal ein Spiel machen zwischen Borussia Mönchengladbach und einer israelischen Mannschaft. Und da hat man dann vereinbart, im Februar 1970 ein Spiel gegen die israelische Nationalmannschaft zumachen.
Und dieses Spiel war bedroht dadurch, dass wenige Tage vorher zwei Attentate verübt wurden, auf eine El-Al-Maschine in München und auf eine Swissair-Maschine, die über dem Mittelmeer explodierte. Also das war der Höhepunkt des Terrorismus.
Die Spieler von Borussia Mönchengladbach und die Familienangehörigen hatten sehr große Sorge, dass die nun nach Israel wollten. Und das zweite Attentat, das mit der Swissair, war nur drei oder vier Tage vorher. Und dann hat Herr Grashoff, der Geschäftsführer von Borussia Mönchengladbach, sich an dem Wochenende an die Bundesregierung gewandt und gefragt, was er machen könnte. Die wollten montags fliegen, Dienstag sollte gespielt werden und am Freitag oder Samstag hat er sich an die Bundesregierung gewandt.
Und daraufhin hat Bundesinnenminister Genscher mit dem Verteidigungsministerium entschieden, dass eine Maschine der deutschen Luftwaffe nun auf einer NATO-Route nachts nach Israel flog und die Mannschaft nach Israel brachte. Damals war das ein Tabubruch.
Ich habe ja ein Buch geschrieben über die deutsch-israelische Fußballfreundschaft und habe darin auch Ergebnisse von Befragungen der Spieler gehabt. Und die Erinnerungen sind da seltsamerweise sehr widersprüchlich. Aber Berti Vogts saß im Cockpit und hat sich alles erklären lassen. Die Maschine hatte nicht einmal richtige Sitze, es war eine Transportmaschine, die für Frachtflüge von der Bundeswehr benutzt wurde. Und gegenüber der Flugsicherung wurde angegeben, es handelt sich um einen Versorgungsflug mit Lebensmitteln für Biafra. Und so ist die Maschine gestartet und über dem westlichen Mittelmeer plötzlich nach Osten abgebogen und nach Israel geflogen. Also eine unglaubliche Geschichte.
In Israel hatte man schon gedacht, die kommen nicht. Und dann wurde die Mannschaft in Tel Aviv mit großer Begeisterung begrüßt. Aber noch begeisterter waren die israelischen Zuschauer, als die Borussen die israelische Nationalmannschaft mit 6:0 schlugen. Die Israelis waren auf dem Weg nach Mexiko. Sie wollten sich qualifizieren für die Weltmeisterschaft, in der Halbzeit stand es 3:0 für Deutschland. Schaffer hat mir das selbst erzählt, sagt er: ‚Kam der Hennes in die Kabine und sagte zu mir: Edi, sollen wir so weiterspielen oder sollen wir uns zurückhalten?‘ Und daraufhin hat Schaffer zu Weisweiler gesagt: ‚Spielt weiter so. Meine Leute sollen wissen, wie hoch die Trauben in Mexiko hängen.‘
Und dann hat sich Israel das einzige Mal überhaupt für die Weltmeisterschaft qualifiziert und sind nur sehr unglücklich ausgeschieden, nach zwei Unentschieden und einer Niederlage. Die haben gegen Schweden unentschieden gespielt und da eine sehr gute Figur abgegeben. Noch heute erinnert sich eine ältere Generation an dieses Spiel vor 30.000 Zuschauern im Jaffa Stadion. Noch bis Mitternacht wurden die Spieler auf dem Balkon des Hotels immer wieder rausgeholt und berittene Polizei musste für Ordnung sorgen. Und dann ist Borussia Mönchengladbach 14 Jahre lang nach Israel gefahren, immer über Weihnachten ins Trainingslager und haben dort Spiele veranstaltet. Welche Mannschaft würde das heute noch machen, welche Profimannschaft? So eng war die Freundschaft zwischen den beiden. Und dann, als Weisweiler zum FC ging, hat er genau dasselbe mit dem FC gemacht. Die sind auch sieben, acht Jahre lang nach Israel gefahren, haben dort Trainingslager bezogen und Spiele veranstaltet. Also was Weisweiler und Schaffer mit zwei Mannschaften aus dem nordrhein-westfälischen Raum dort gemacht haben, ist damals außerordentlich beachtet worden. Ich glaube, das ist nicht übertrieben. Der deutsche Fußball hat das Bild, das Israelis damals von Deutschland hatten, entscheidend verändert. Das war eine Sympathiewerbung erster Güte.“

Sport am Paderborner Theodorianum

Die erste Israel-Reise deutscher SportlerInnen 1963

Das Institut für Sportgeschichte

Der Marathon zum musealen Olympia

Standortsuche für das Deutsche Sport und Olympia Museum


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: