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Margarete Adolph-Knarren

Margarete Adolph-Knarren

*1937
Trägerin des 5. Dans und Ehrenpräsidentin des Nordrhein-Westfälischen Judo-Verbandes e. V. (NWJV)

Die gebürtige Dortmunderin fand als junges Mädchen zum Judo. 1966 erreichte Sie den 2. Dan und war damit eine von nur drei Frauen in der Bundesrepublik mit diesem Meister-Grad. Nach der aktiven Karriere engagierte sich Margarete Adolph-Knarren im NWJV und dem LSB NRW.

Kurzbiografie

  • Geboren 1937 in Dortmund
  • 1955-1973 Kaufmännische Angestellte bei der Hoesch AG
  • 1959-1960 Landesfrauen- und Mädelwartin im Nordrhein-Westfälischen Judo-Ring (NRWJR)
  • 1960 1. Dan im Judo
  • Seit 1969 Mitglied im JV Dortmund (seit 1984 Dortmunder Budo-Sport-Verein)
  • 1973-1993 Vorsitzende Frauenbeirat LSB NRW
  • Seit 1982 Ehrenpräsidentin des NWJV
  • Seit 1993 Ehrenmitglied LSB NRW

Margarete Adolph-Knarren über …

… ihre erste Trainingseinheit im Judo

„Ich kann mich noch sehr gut erinnern nach dem Krieg 1945, dass wir gespielt haben auf Trümmergrundstücken. Und ganz stolz waren, als ich zum Beispiel den ersten Ball geschenkt bekommen habe von meiner Mutter. Das war mein erstes Sportgerät sozusagen. Und dieses Spielen auf der Straße, das war wunderschön.
Ich bin aber dann sofort in einen Turnverein gegangen und habe beim Turnverein-Jahn Geräteturnen gemacht und Bodenturnen und so etwas. Das habe ich also drei, vier Jahre gemacht.
Und dann bin ich aber der Meinung gewesen, weil ich immer gehänselt wurde. Ich war so klein, die Großen wollten mich nicht mitspielen lassen, und ich hatte immer das Gefühl, ich musste mich irgendwo durchsetzen und irgendwie verteidigen. Und dann bin ich auf die Idee gekommen: Ich wollte also Selbstverteidigung machen. Und dann habe ich gehört, dass in unserer unmittelbaren Nachbarschaft eine Turnhalle war. Das war die Paul-Gerhard-Schule. Da gab es einen Judoklub, und da bin ich dann hingegangen, ganz alleine und habe geguckt. Da waren also nur Männer und Jungen. Und dann habe ich den Trainer gefragt, ob ich mit trainieren dürfte. Da hat er gesagt: ‚Nein! Frauen und Mädchen wollen wir nicht! Wir haben hier nur Jungen und Männer, die Kampfsport machen.‘ Also das wäre nichts für Mädchen. Da bin ich ganz enttäuscht nach Hause gekommen und habe geweint. Und dann hat mein Bruder gesagt: ‚Ach weißt du, ich glaube, ich kenne den Trainer vom Gymnasium. Ich gehe mal mit dir dahin.‘ Und dann ist er mit mir dahingegangen, und er kannte den wirklich und hat gesagt:‘ Guck mal hier, Anton, das ist meine Schwester. Die möchte doch so gerne Selbstverteidigung lernen. Kann die denn nicht bei euch mittrainieren?‘ Da hat er gesagt: ‚Na ja, dann lass sie hier. Dann lass sie mittrainieren.‘
 Und dann durfte ich da im normalen Trainingsanzug, Judoanzug und so etwas hatte ich ja gar nicht. Durfte ich dann eben normalen Trainingsanzug dort trainieren. Und dann hat er ein von seinen Kämpfern abgestellt. Das war der Horst Beer, der war Deutscher Meister im Leichtgewicht, so hieß die Gewichtsklasse. Der sollte mit mir also trainieren und üben. Und was hat er gemacht? Der hat mich also rechts geworfen, links geworfen, wenn ich dachte, ich stand, lag ich schon wieder auf der Matte. Das hat er so ungefähr anderthalb Stunden mit mir gemacht. Ich war also bunt und blau, bin nach Hause gekommen und hatte natürlich anschließend unheimlich Muskelkater und sah auch ein bisschen mitgenommen aus. Na, und dann am nächsten Trainingstag habe ich gedacht – nein, da musst du wieder hingehen, sonst denken die, du hältst das nicht aus. Ja, und dann bin ich wieder dahin, zum nächsten Training. Und dann hat er gesagt: ‚Wie? Du bist wiedergekommen?‘ Ich sag: Ja klar, bin ich wiedergekommen. Ich möchte ja hier ein bisschen trainieren.‘ Ja, sagt er: ‚Dann machen wir einen Kompromiss. Du darfst hier mittrainieren, aber dafür musst du dann für die Presse Berichte schreiben, wenn wir mit der Mannschaft irgendwo Kämpfe haben.‘ ‚Ja.‘ Habe ich gesagt. ‚Ist gut, das mache ich.‘ Und so bin ich zum Sport gekommen.“

… die Fortbildungen im Pestalozzi-Dorf Dortmund

„Über Hoesch habe ich dann also Kontakt bekommen zum Stadtsportbund Dortmund, weil der Personalchef auch Vorsitzender des Stadtsportbundes war. Und dadurch kriegte ich Kontakt mit allen Vereinen in Dortmund, die es gab. Und konnte also über diesen Kreis an Frauen und Jugendleiterinnen rankommen.
Dann bin ich beim Stadtsportbund auch gewählt worden, nach einiger Zeit als Jugendwartin und habe dann auch Lehrgänge ausgeschrieben, zum Beispiel gab es eine wunderschöne Räumlichkeit im Froschloch in Dortmund. Da gab es nur ein schönes altes Haus mit alten Zimmern, wo man gut drin tagen konnte. Und da haben wir dann also Jugendleiterausbildungen gemacht für Mädchen. Und das ist immer ganz toll angekommen, weil da alle oder viele Vereine ihre Jugendleiter und Jugendleiterinnen, hingeschickt haben. Und durch Judo bin ich im Pestalozzidorf Dortmund-Marten mit dem Trainer Manfred Goedeke zusammen und habe dann diesen Verein aufgebaut. Der Goedeke hatte einen Bezug zum Bergbau. Das war eine Siedlung. Das waren also Einfamilienhäuschen mit ausgebautem Dachgeschoss für die Berglehrlinge, die aus ganz Deutschland kamen, die dann nach Dortmund kamen und in der Zeche arbeiteten, auf Zollern. Die haben dann bei diesen Leuten immer zu zweit oder dritt dort gewohnt. Und an Wochenenden fuhren die meisten nach Hause oder sonst wohin. Und dadurch waren diese Zimmer von diesen Berglehrlingen frei. Und dann konnten wir im Pestalozzidorf Lehrgänge abhalten für Nordrhein-Westfalen. Und unsere Judoleute konnten dann bei diesen Gasteltern wohnen und wurden da auch beköstigt. Also das war immer eine ganz tolle Sache.“

… verbandliche Umstrukturierungen

„1961 wurden Judoschulen gegründet in Nordrhein-Westfalen und in ganz Deutschland. Und diese Judoschulen waren ja kommerziell und Heinrich Franzen, der war ja ein Trainer der alten Schule. Und der sah seinen Sport immer als Amateursport und Judoschulen, die verdienten ja Geld mit Judo und wollten also mit diesen Judo Schulen in den Nordrhein-Westfälischen-Judo-Ring. Und dann hat er gesagt: ‚Das ist nicht möglich, denn der Judo-Ring ist ein Amateursport Verein und kann keine Judoschulen aufnehmen.‘ Und dann hat es mächtig Ärger gegeben unter den Judoleuten. Und dann ist es so weit gegangen, dass also der Judo-Ring, der also auch Mitglied des Landessportbundes war -und in diesem Landes Sportbund war ich ja auch Jugendwartin und saß also immer mit am Vorstandstisch. Also auch alles immer genau wusste und mitbekam. Dann ist es also zur Spaltung gekommen. Dann sind ganz viele Judoleute aus dem Judo-Ring ausgetreten mit ihren Vereinen und haben gesagt: ‚Wenn unsere Schulen hier nicht Mitglied werden können, dann gründen wir einen eigenen Verband, den Judo-Amateurverband!‘ Und dann bestand der Judo-Ring nur noch nur noch aus ganz, ganz wenigen Vereinen und aus Heinrich Franzen und mir.
Ja, und dann, was nun?
Dann hat der Amateurverband, der ja nun auch Geld brauchte und wir ja das Geld über den Landessportbund bekamen, das wurde ja an die Verbände über den Landessportbund verteilt, und der Amateurverband konnte ja kein Geld bekommen, weil er noch nicht im Landessportbund war. Jetzt wollte der Verband den Judo-Ring aus dem Landessportbund raushaben. Da hatte ich ja nur mächtig was dagegen und habe da also auch gekämpft. In der Satzung des Landessportbundes war aber eindeutig geregelt, dass jede Sportart im Landessportbund nur einmal vertreten sein konnte und durfte. Also musste der Amateurverband draußen bleiben, und das hat also unwahrscheinlich viel Ärger und Konkurrenzkampf gegeben. Und mit Gericht. Und was nicht alles. Ja, und dann ist der Landessportbund unter Mitwirkung von Willi Weyer und Doktor Schwarz und mir, wir sind dann auf die Idee gekommen, einen neuen Verband zu gründen, den Nordrhein-Westfälischen-Judo-Verband. Das war aber ganz, ganz schwierig, weil ja nun zwei Verbände da standen: Der alte Ring und der Amateurverband und dann hat der Landessportbund unter seiner Führung also dann einen neuen Verband gegründet, der dann aus beiden alten Verbänden paritätisch besetzt wurde und die Leitung hatte. Den ersten Vorsitz hatte dann also zunächst der Landessportbund. Der alte Judo-Ring, da war der Heinrich Franzen, der ist dann ja ausgetreten, und dann war ich ganz alleine. Da wurde ich vom Gericht als Vorsitzende benannt, und als die Zusammenführung kam, habe ich dann den alten Judo-Ring liquidiert. Die Mitglieder des Amateurverbandes mussten das auch machen. Sodass wir dann hinterher nur noch den einen Verband hatten. Das waren ganz, ganz schwierige Jahre und Zeiten. Das war so extrem, dass zum Beispiel in Dortmund, wo also auch nur ein Verein noch war, der im alten Ring war. Und die anderen waren alle in dem Amateursport-Verband. Die haben also dann die Straßenseite gewechselt. Wenn zum Beispiel einer aus dem „Ring“ denen entgegenkam. Es war ganz schrecklich.“

Als Frau im Judosport

Einführung von Kata-Meisterschaften für Frauen

Japan-Reise des Nordrhein-Westfälischen Judo-Verbands 1968


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: