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Maria Walkwoski

*1944
Gründerin des Albersloher Kanu Club (AKC)

Die gebürtige Westfälin und Gymnasiallehrerin kam in den 1970er-Jahren zum Kanusport. Um ihrem Sport auch abseits von Münster treu zu bleiben und das Interesse der Jugend an dem Vergnügen auf dem Wasser zu fördern, gründete sie 1989 den Albersloher Kanu Club.

Kurzbiografie

  • Geboren 1944 in Wadersloh
  • Gymnasiallehrerin, Mathematik und Geographie
  • 1970-1995 Mitglied Paddelsport Münster
  • 1973 Wesermarathon Hann. Minden – Hameln
  • 1987 Wandersportabzeichen Gold
  • Seit 1989 Gründungsmitglied Albersloher Kanu Club (AKC)
  • 1991-1994 stellv. Vorsitzende des AKC
  • 1995-2010 Vorsitzende des AKC
  • Seit 1997 Gewässerpatenschaft für die Werse und den Ahrenhorster Bach durch den AKC
  • 2020 DKV Einheitsabzeichen
  • 2020 „NRW-Preis für Mädchen und Frauen im Sport“ Kategorie Lebenswerk Sport
  • 2023 DKV Euro Star Bronze und Silber

Maria Walkowski über …

… erste Kanuerfahrungen

„Dann hat mich mein heutiger Mann irgendwann gefragt: ‚Sollen wir nicht mal bei uns auf die Werse in Münster paddeln?‘ Das war das erste Mal, dass ich in ein Boot gestiegen bin – im Zweier. Wir sind ein bisschen die Werse auf- und abgeschippert. Das hat mir sofort gefallen, es hat Spaß gemacht. Danach sind wir häufiger aufs Wasser gegangen. Mein Mann war bereits im Verein ‚Paddelsport Münster‘, und von dort aus wurden regelmäßig Fahrten auf anderen Flüssen angeboten – zum Beispiel auf der Ems. Einmal gab es sogar eine organisierte Tour nach Norden, veranstaltet vom ‚Kanusportverein Norden‘, bei der man vom Festland zu den Ostfriesischen Inseln paddelte – etwa von Norderney nach Norddeich oder hinüber nach Baltrum. Solche Fahrten haben wir mitgemacht.

Das waren ganz andere Erlebnisse. Wir fuhren im Zweier und setzten mit dem ablaufenden Wasser durchs Wattenmeer zur Insel über, hatten dort Aufenthalt und paddelten mit dem auflaufenden Wasser zurück. Das war schon eine ganz andere Nummer als unsere Kleinflüsse im Münsterland – mit Wind und Wellen musste man dort umgehen können. Über Jahre hinweg waren wir mehrfach dort unterwegs und haben erlebt, wie sich die Bedingungen auf dem Wasser ganz plötzlich verändern können. Natürlich wurde immer der Wetterbericht gecheckt, und man durfte nur bis zu einer bestimmten Windstärke los, aber trotzdem konnte es plötzlich stürmisch werden.
Klar war: Man brauchte die richtige Ausrüstung – eine Schwimmweste gehörte selbstverständlich dazu. Ich erinnere mich zum Beispiel an ein Gewitter, das aufzog. Wir haben auf einer kleinen Sandbank angelegt und das Unwetter dort abgewartet. So etwas kann ganz plötzlich kommen. Oder wir saßen schon im Boot und plötzlich hieß es: ‚Es kommt Seenebel auf.‘ Eine halbe Stunde später hätte man nichts mehr gesehen. Aber genau solche Erfahrungen waren es – so bin ich überhaupt erst in den Kanusport hineingekommen.“

… Entwicklungen und Einschränkungen durch Naturschutz

„Heute besteht die Möglichkeit, dass sich jeder sein Boot aufs Dach laden und losfahren kann. Dadurch kommt es, dass diese Gemeinschaftsfahrten die Kanuten gar nicht mehr wirklich interessieren. Die möchten lieber individuell unterwegs sein. Es ist ein bisschen schwierig zu erklären, warum das Interesse an solchen Rallyes generell nachlässt – eigentlich sind sie ja auf Flüssen, aber genau das ist es, was die Jugendlichen heute nicht mehr so anspricht. Die möchten lebendiges Wasser, sie wollen vom Wasser herausgefordert werden. Und diese Rallyes führen ja meistens – auch gezwungenermaßen durch den Umweltschutz – nur über breite Flüsse. Das mag für Ältere noch interessant sein, aber die Jugend sagt sich dann: ‚Da fahr ich lieber ins Sauerland. Da habe ich ganz andere Möglichkeiten zu spielen.‘

Viele kleinere Flüsse sind aus Naturschutzgründen für uns gesperrt, weil es dort Laichgebiete für Fische gibt. Bei einigen Flüssen gilt zusätzlich, dass ein Mindestpegel erreicht sein muss – und das wird eigentlich auch gut akzeptiert. Ich meine, da sieht jeder ein, dass man den Laich nicht zerstören darf. Oft geht es auch um Vogelarten, deren Brutgebiete oder Winterrastplätze geschützt werden müssen. So haben wir sehr viele Gebiete oder Flussabschnitte, die wir aus Naturschutzgründen nicht befahren dürfen. Gut, da sagen wir auch aus eigenem Interesse: ‚Nur in kleinen Gruppen oder mit ganz wenigen befahren.‘ Aber auf den großen Flüssen ist es so: Wenn dort zum Beispiel ein Eisvogel gesehen wird, sind sofort die Naturschützer zur Stelle. Da haben wir teilweise erhebliche Schwierigkeiten, einen Konsens zu finden.

Wir haben uns vom Kanuverband selbst Beschränkungen auferlegt. Wir fahren zum Beispiel den Eltingmühlenbach – ein naturbelassener Fluss, der nicht begradigt ist, viele Windungen hat und wunderschön ist. Da sagen wir: ‚Der darf nur mit kurzen Booten befahren werden, nicht mit Kanadiern, weil die einfach zu lang sind und man dann in den Kurven ans Ufer gerät.‘ Solche Selbstbeschränkungen haben wir also schon.

Dieses Naturbewusstsein versuchen wir auch im Verein den Jugendlichen zu vermitteln. Wir haben ja später selbst einen Verein gegründet – das haben wir bislang noch gar nicht gesagt. Da versuchen wir wirklich von Anfang an auf die Jugendlichen einzugehen und zu sagen: ‚Bitte, die Natur muss geschützt werden.‘ Aber es gibt auch offizielle Vorgaben vom Kanuverband. Wer zum Beispiel das Silber-Abzeichen oder ähnliche Auszeichnungen machen will, muss vorher einen Ökologiekurs besucht haben. Die werden von den Vereinen regelmäßig angeboten – damit man das richtige Verhalten in der Natur beim Paddeln auch lernt und weiß, wie man sich zu verhalten hat. Auch unser Dachverband, der DKV, gibt in seinen Flussführern eine Zehn-Punkte-Regel zum Verhalten in der Natur vor. Und wir im Verein legen großen Wert darauf, den Jugendlichen das von Anfang an beizubringen und stets darauf zu achten.“

… Kanufahren als Ganzjahressport

“Kanufahren ist ein Ganzjahressport. Wir haben eigentlich für jeden Sonntag in den Sommermonaten ein festes Programm. Das wird auch wirklich als Flyer herausgegeben – oder heutzutage natürlich über moderne Medien verbreitet. Und die Fahrt findet statt, ganz egal bei welchem Wetter. Man muss sich auch nicht großartig anmelden. Es gibt einen festen Zeitpunkt, zu dem man am Bootshaus sein muss, und dann wird vor Ort entschieden, wer mitfährt und wer wie fährt. Es ist ja auch immer eine Frage des Transports. Wir haben zwei Anhänger, damit wir nicht alles aufs Dach laden müssen – und auch die Personen müssen ja mitfahren können. Das wird dann vor Ort abgesprochen. Und wir fahren wirklich das ganze Jahr hindurch.
In den Wintermonaten können allerdings nur die Jugendlichen mitfahren, die entsprechende Schutzkleidung haben. Das ist im Winter Voraussetzung. Es hängt natürlich auch vom Wasserstand ab. Im Winter ist für uns vor allem das Sauerland interessant, da ist Wasser da.
Wir haben freitags Training, und da wird dann auch festgelegt, was am Sonntag gefahren wird. Das ist also nicht lange im Voraus bekannt, sondern wird immer kurzfristig entschieden. Aber es wird das ganze Jahr hindurch gefahren – es sei denn, es ist alles zugefroren. Das kommt aber ganz selten vor. Jeden Freitag in den Sommermonaten trainieren wir draußen auf der Werse, in den Wintermonaten dann im Schwimmbad. Und wir haben lizenzierte Übungsleiter, die dieses Training regelmäßig durchführen. Momentan haben wir mindestens fünf bis sieben lizenzierte Trainer und Übungsleiter.“

… Gewässerpartnerschaft an der Wrese

„Es geht ja nicht nur um die Wasserqualität, sondern auch darum, was man so alles im Fluss findet und sieht – was da so mit durchtreibt, ist ja oft nicht sehr schön. Nicht nur Plastik, sondern alles Mögliche, was da so im Wasser liegt. Und da haben wir gesagt: ‚Unser Hausbach ist die Werse. Dafür übernehmen wir eine Patenschaft und sorgen dafür, dass der Abschnitt in unserem Dorf sauber bleibt – frei von Unrat und und.‘
Wir führen also jedes Jahr einmal im September – nicht im Frühjahr, wegen der Brut- und Laichzeit – einen sogenannten Umwelttag durch, bei dem wir den Fluss vom Wasser aus reinigen. Und wir haben es geschafft, auch die beiden Angelvereine davon zu überzeugen. Es gab ja nicht direkt, aber doch immer wieder mal Schwierigkeiten mit den Anglern. Kanuten und Angler – das ist immer so ein bisschen ein Problem. Aber wir haben sie überzeugt, dass sie an diesem Umwelttag mitmachen und diese Gewässersäuberung unterstützen. Das hat auch das Verhältnis untereinander deutlich verbessert.

Die Angler säubern die Werse zu Fuß an den Ufern, und wir sind im Wasser unterwegs. Wir fahren mit einem großen Kanadier entlang, in den alles eingesammelt wird. Die anderen Teilnehmenden sind mit kleinen Booten unterwegs, damit sie wendiger sind und den Unrat und das Plastik gezielt einsammeln können.
Wir haben schon horrende Dinge aus dem Bach gezogen: aufgebrochene Zigarettenautomaten, Fahrräder sowieso, und immer wieder ganze Pakete voller Werbung – noch zusammengebunden, nie verteilt, einfach in den Bach geworfen. Das ist schlimm. Aber es wird inzwischen weniger, und wir führen das wirklich darauf zurück, dass wir regelmäßig sauber machen – gemeinsam mit den beiden Angelvereinen.

Anschließend wird reihum irgendwo gegrillt, damit auch die Gemeinschaft zum Tragen kommt und das gegenseitige Verständnis wächst. Von der Stadt bekommen wir dafür einen Container gestellt, in dem wir alles entsorgen dürfen. Das Ganze findet nach wie vor jedes Jahr im September statt – das ist inzwischen ein fester Termin. Es läuft eigentlich sehr gut, und ich denke auch, dass es Erfolg hat.“

… Altersübergreifendes Training und die Folgen

„Die Kooperation lief bei uns im Dorf eigentlich mehr über die Grundschule bzw. die Realschule in Sendenhorst, um Jugendliche für den Sport zu gewinnen – wir gehören ja zur Stadt Sendenhorst. Unser Augenmerk lag immer stärker darauf, Jugendliche an den Kanusport heranzuführen. Es ging darum, ihnen die Schönheit dieses Sports zu vermitteln – und auch die Gemeinschaft, die dabei entsteht. Da spielt auch der soziale Gedanke eine große Rolle.
Wir haben alle Fahrten altersübergreifend durchgeführt, auch das Training – immer gemeinsam, unabhängig vom Alter. Es gibt im Wandersport ja keine Altersbegrenzungen wie im Wettkampfsport. Und ich glaube, gerade dieses Miteinander über Altersgrenzen hinweg ist ein ganz, ganz wichtiger Punkt für die soziale Entwicklung der Jugendlichen. Ich habe das auch persönlich immer als sehr positiv empfunden. Wenn so 10- oder 12-Jährige neu in den Verein kamen – bei uns wird grundsätzlich geduzt – dann war das für die sofort klar: Wir gehören dazu.
Wenn manchmal die Eltern ihre Kinder brachten und sagten: ‚Du kannst sie doch nicht einfach duzen‘, dann war meine Antwort: ‚Doch, das darf ich.‘ Und für die Kinder hieß das: Ich darf die auch duzen – wir sind alle Teil derselben Gruppe. Da wird nicht getrennt.

Und jetzt, wo wir das Alter erreicht haben, merke ich, wie unglaublich höflich – nicht nur höflich, sondern auch rücksichtsvoll – die Jüngeren uns Älteren gegenüber sind. Ich finde, das ist ein ganz, ganz wichtiger Aspekt, der im Kanuwandersport wirklich zum Tragen kommt und den man da auch erzielen kann. Worauf ich immer besonderen Wert gelegt habe, ist dieses Gemeinsame: egal ob alt oder jung, sich gegenseitig helfen, Rücksicht nehmen. Ich darf heute kein Boot mehr tragen – das nehmen die mir sofort aus der Hand. Und das freut mich ungemein. Wenn man sieht, dass das so eine Wirkung hat – nicht nur mir gegenüber, sondern allen.“

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