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Rainer Maedge

Rainer Maedge

*1944
Präsident des KEC Die Haie e.V. (KEC)

Als Kind spielte Rainer Maedge Eishockey auf dem Aachner Weiher. Heute ist er der Präsident des KEC. Maedge war federführend in der Gründung des Eishockeyverbandes NRW e.V. (EHV NRW) als ersten reinen Eishockey-Fachverband im Jahr 2015 involviert.

Kurzbiografie

  • Geboren 1944 in Leipzig
  • 1965 Eintritt in die SPD
  • 1975-1987 Mitglied des Landtages in NRW
  • 1983 Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
  • Seit 1987 Mitglied des KEC
  • Seit 1996 Präsident des KEC
  • 1999-2004 Präsident des Stadtsportbundes Köln
  • 2018-2020 Präsident Eishockeyverband NRW e.V.
  • 2020 Goldenen Ehrennadel des LSB NRW

Rainer Maedge über …

… die Rolle des Ehrenamtes

„Ich weiß es noch genau, weil wir damals in Köln-Braunsfeld wohnten, habe ich bei der TTG Vogelsang angefangen, Tischtennis zu spielen. Das war eine schöne Zeit, man hatte dort auch Klassenkameraden. Insofern ist bis heute die Verbindung zum Sport geblieben. Was mich damals schon beeindruckte, ohne es in dieser Schärfe zu erkennen, war das Drumherum. Also, wie viele Leute zur Verfügung stehen mussten. Die machten das vielfach ehrenamtlich und die machen es bis heute noch ehrenamtlich. Und da habe ich mir damals schon überlegt – jetzt nicht vom ersten Tag an, aber das ist dann mit der Zeit so gewachsen, warum machen die das eigentlich? Und eine endgültige Antwort gibt es wohl nicht. Ob es die sozialen Kontakte sind, ob man sich dem Sport verbunden fühlt, ob man Kinder fördern will, was auch immer der Grund sein mag. Und ich habe mir gedacht: Wenn du mal älter wirst und nicht mehr so oft Sport machen kannst wie jetzt, dann gibst du das zurück.

Und wirst, wenn es so gewollt ist, Sportfunktionär und da machst du das Gleiche, was die gemacht haben. Ich hatte da wirklich keine Vorstellungen davon und hatte es nie bedacht, da einmal eine herausragende Position zu betreiben. Ich habe einfach nur diesen Ansatz verfolgt, ein Stück wiedergeben zu wollen, was man da selber mitbekommen hat. Und ich glaube, das war keine falsche Entscheidung.“

… den FC Landtag

„Ich bin drei Wahlperioden hier im in meinem Wahlkreis in Köln-Mülheim direkt gewählt worden. Die erste Wahlperiode war von 1975 bis 1980. Ich dachte, da könnte man ja so was machen – Fußball. […] Beim Bundestag gab es eine Mannschaft und da gab es ja Querverbindungen. ‚Ach, du spielst da?‘ Warum macht ihr denn so was nicht?‘ ‚Da könnte man mal gegeneinander spielen.‘ Da habe ich aber festgestellt, dass in der ersten Wahlperiode von 1975 bis 1980 viele ältere Abgeordnete waren. Wir kriegten dann drei, vier Leute zusammen, die Interesse hatten. Das haben wir auch probiert. Das war ein Freund, er ist leider viel zu früh verstorben, der Uwe Herder aus Wuppertal und ein Kollege aus der CDU. Wir zu dritt haben dann versucht, da was zu machen. Wir haben aber festgestellt: Es hat keinen Sinn.
1980 änderte sich das schlagartig. Da waren die Älteren fast alle weg. Das kann ich locker sagen. Nicht in dem Sinne, dass sie dann nicht mehr gelebt haben, sondern die haben aufgehört. Jedenfalls kamen neue Leute, und da haben wir es wieder probiert. Und dann ist es tatsächlich gelungen, ohne dass wir da einen Verein daraus gemacht haben, ein erstes Spiel zu organisieren gegen die Professoren der Uni in Bochum. Das weiß ich noch. Die Studierenden kamen dann mit Transparenten ‚Düsseldorfer Sparschweine‘ gegen, ich weiß nicht, die Professoren kriegten da auch einen mit. Ich weiß nicht, wie das Spiel ausgegangen ist. Entweder haben wir knapp gewonnen oder knapp verloren, ist auch völlig egal. Und da hat es eigentlich gezeigt, dass es geht. Und dann haben wir gesagt: ‚Dann könnten wir ja einen Verein gründen.‘

Und dann waren auf einmal auch Abgeordnete dabei, die sagten: ‚Ja, ich kann zwar nicht selber spielen, aber mit meinem Beitrag könnt ihr rechnen.‘ Und dann haben wir den Uwe Herder zum Vorsitzenden gemacht. Der hatte ja nicht so viel zu tun. […]
Wir haben überall gespielt. Wir haben in Frankfurt im Waldstadion gespielt, mit großer Anzeigetafel, als Vorspiel eines Bundesligaspiels. Wir haben sogar hier im Knast in Köln-Ossendorf gespielt. Da gibt es auch ein Foto davon, also quer durch. Und das ist bis heute so geblieben. Die Namen haben sich geändert, es hat dann ein CDU-Kollege aus dem Hochsauerland für viele Jahre das Präsidentenamt innegehabt. Er hat das auch gut gemacht, und er hat den Laden zusammengehalten. Die Mannschaft existiert heute noch.“

… die Sportlandschaft in Köln der 1950er- und 1960er-Jahre

„Und hier in Köln war es selbstverständlich, da fuhr man mit dem Fahrrad zum FC. Da zahlte man als aktiver Vereinssportler zehn Pfennig. Es war so eine schwarze Karte, die wurde dann abgerissen, da kann ich mich sehr gut dran erinnern. Und dann stand man im alten Stadion. Die waren ja zum Teil noch mit Gras bewachsen, diese Stehplatzränge. Ich habe die alle noch gesehen. Ich hätte niemals gedacht, dass ich dann mal zu Hans Schäfer und auch Jupp Röhrig mal so einen Kontakt haben werden. Röhrig wurde dann später mein Angestellter, das hätte ich nie gedacht.
Man hat dann als Zuschauer voller Bewunderung geguckt, was die da unten machten. Man muss fairerweise sagen, so voll, wie heute die Stadien sind, waren die damals nicht. Karl-Heinz Thielen, der war dann auch mal in dem Unternehmen, indem ich tätig war. Er hat mal richtig gesagt: In dieser Zeit, in den 50er-Jahren und vielleicht auch noch in den 60er-Jahren, da hat es noch nicht diesen Zuschauerboom gegeben. Den hat es erst später gegeben.

Aber vom FC kann ich mich noch gut an einen Großteil der Mannschaftsaufstellung erinnern. Stollenwerk, Schnellinger, Ewert im Tor und so weiter. Dann gab es noch Mühlenbrock und Wilden. Wilden war damals noch ganz jung. Vorne der Sturm, da war der Christian Müller. Jupp Röhrig und Heinz Schäfer, da hat man noch mit Fünferkette gespielt, man hatte damals noch diese WM-Aufstellung.
Ich kann mich auch noch an das erste Training mit Tschik Čajkovski erinnern. Als er in Köln Trainer wurde, bin ich extra zum Geißbockheim gefahren, um das zu sehen, es war damals ein Ereignis. Das habe ich auch immer in den Zeitungen verfolgt. Spitzensport war für mich schon was. Aber wie gesagt, in Junkersdorf gerade im Bereich des Müngersdorfer Stadions, da spielten auch kleinere Vereine eine Rolle und mich interessierte das einfach.
Ich kann mich auch daran erinnern, dass ich in die alte Radrennbahn gefahren bin, um Radrennen zu sehen. Ich weiß heute noch, da war diese Piste, die dann mal später überbaut worden ist, als das zentrale Stadion umgebaut worden ist. Dann haben der FC und Victoria da gespielt.
Als da Radrennen gefahren wurden, kann mich noch an die roten und grünen Lampen erinnern, ich wusste zwar nicht welche Bedeutung die hatten, aber das war egal, man war dabei. Und Rot-Weiß, da habe ich natürlich davor gestanden. Da habe ich mir gesagt: Da wirst du niemals rein können. Das sind die Reichen, das ist nicht deine Wellenlänge, damit wirst du niemals was zu tun haben. So war das damals, man nahm das Geschehen war und der Sport gehörte immer dazu. […]

Die alte Kölner Sporthalle, die habe ich in vielfältiger Hinsicht in Erinnerung. Zum Beispiel durch die Sechstagerennen, die wir ja alle hier hochgehalten haben. Aber man muss auch fairerweise sagen, dass in den letzten Jahren der Zuschauerandrang etwas zurückging. Ich war immer im Innenbereich, da konnte man auch sitzen. Und ein alter Freund von mir, der Franz Wendland, der war Hallenchef, er hatte das von dem Hans Grün, glaube ich, übernommen. Das war schon irgendwie spannend, auch mal mit den Fahrern selber und mit den Verantwortlichen zu reden. Mich hat es da gehalten bis zum Schluss. Und als die Halle abgerissen wurde, habe ich von einem Schlosser zwei Veranstalter-Plätze rausschneiden lassen und die bei mir zu Hause im Keller an der Wand festgemacht. Da steht noch Veranstalter drauf. Der Franz Wendland, der hat mir gesagt: ‚Wenn du was haben willst, dann hol es dir. Du musst es nur auf eigene Kosten machen und es selber rausholen.‘ Dann habe ich einen Schlosser beauftragt, der hat diese beiden Sitze dann für mich demontiert, es war ja alles festverschweißt.
Insofern hat mich das natürlich auch beeindruckt.“

… Anekdoten zu Jean Löring und der Fortuna

Jean Löring war der Patron der Südstadt. Und er legte immer Wert darauf, dass man zu den Spielen kommt, die waren meistens sonntags. Da rief also seine Sekretärin an: ‚Der erwartet Sie, können Sie nicht kommen?‘ Und na ja, manchmal passte das und manchmal nicht. Aber meistens passt es doch. Und dann hat er immer großen Wert darauf gelegt, dass man vom Bacchus aus bis zum Südstadion zusammen ging.
Der Löring kannte ja die meisten, und wenn dann einer kam und nach etwas Geld fragte, dann drückte der Löring dem einen Zwanziger in die Hand. Aber es kam auch mal vor, dann sagte der: Ich han kein Geld, können Sie dem nicht einen Zwanziger geben?‘ Und dann machte man das, so war der. Die Südstadt, die war für ihn etwas ganz Besonderes.
In der Zeit, als es mit ihm wirtschaftlich bergab ging und es gesundheitlich schwierig wurde, dann tat mir manches so weh.
Als man die Treppe hochging ins Bacchus, da hingen so Schinken, sage ich jetzt mal, das waren so Bilder und Ölgemälde mit goldenem Rahmen. Da war am Ende nur noch die Kordel da, wo die mal dranhingen. Den Rest hat das Finanzamt gepfändet.
Und dann hatte er noch einen Artikel aus dem Express, wo das beschrieben war, den hatte er sich an die Wand getackert. Der hatte auch einen Billardtisch im Raum, der war dann auch weg. Der hatte eigentlich auch einen großen Besprechungstisch mit schönen Stühlen, das war dann auch alles weg. Am Ende saß er nur noch da, an einem normalen Schreibtisch mit normalen Stühlen. Das hat mir so weh getan, ich konnte es fast nicht mehr sehen.

Aber wir hatten auch ein sachliches Problem miteinander, er wollte mit der Fortuna den FC überflügeln. Ich habe ihm immer gesagt: ‚Lass es, das schaffst du nie.‘ Andere haben ihm das auch gesagt. Das führte auch zu komischen Situationen. […]

Dann wollte er die Fortuna neu positionieren. Und dann hatte ich mit verschiedenen Sportinstituten gesprochen, die solche Untersuchungen machten.
Die Studierenden der Universität hatten damals eine stärkere Neigung zur Fortuna als zum FC. Und so war meine Idee, aus der Fortuna so etwas zu machen wie Sankt Pauli – nicht mit dem Kiez, sondern eben mit der Uni. Das kann man ja auch so entwickeln. Dann habe ich ihm das alles vorgetragen und die Unterlagen und wie das alles so geht. Jedenfalls sagte er: ‚Lass das doch alles hier.‘
Und dann hörte ich nix. Dann habe ich nachgefragt: ‚Wie geht das denn? Ich höre nichts mehr.‘ Dann hat er gesagt: ‚Mir gefällt das so noch nicht. Ich mache da noch etwas.‘
Und dann hat er selber eine Untersuchung in Auftrag gegeben, wo dann am Ende rauskommt, dass er der Größte ist. Gut, das habe ich dann hingenommen. Was soll ich denn sonst machen? Ich habe die Zusammenarbeit damit beendet. Das war auf der Mitgliederversammlung – eine der wenigen, die bei der Fortuna überhaupt stattgefunden hat, wo er nicht mehr wieder kandidiert hat. Und ich bin dann auch in der gleichen Versammlung ausgeschieden. Das war nicht so schön in dieser Zeit. Aber das hindert mich auch jetzt nicht daran, jährlich einmal zu seinem Grab auf dem Südfriedhof zu gehen. Er ist schon eine Marke gewesen.“

… die Gründung der Deutsche Eishockey Liga

„Ich kam damals in den Verwaltungsrat. Es war dann 1987, und da über die Wirtschaftlichkeit zu achten, das war nicht so einfach. Die Vorstände wechselten und dieses System war dann irgendwann einfach zu Ende. Das funktionierte nicht mehr. Und Gott sei Dank, im letzten Moment hat dann Heinz Hermann Göttsch sich bereit erklärt, die Lizenz zu beantragen. Er musste aber dann auch gewisse Leistungen erbringen. Und das war eigentlich die Geburtsstunde der Deutschen Eishockey Liga. Also nicht nur, dass das in Köln jetzt auf einmal anders gehen sollte. Der hat gesagt: ‚Ich mache das aber nur als GmbH!‘ Wenn ich hier Millionen investiere, dann kann ich nicht von einer Mitgliederversammlung abhängig sein, sondern brauche kurze Wege und dann entscheiden. Da gab es in den Statuten noch keine GmbH. Es waren alles eingetragene Vereine. Und da schlug die große Stunde von Bernd Schäfer III, der es dann übernommen hatte. Da habe ich mit Schäfer häufig nachts in seinem Büro gesessen und wir haben überlegt: Wir müssen einen Schnitt machen, was die Verbindlichkeiten angeht. Sonst geht das nicht.
Irgendwo stößt man dann auch bei einem Investor auf Grenzen. Das bedeutet dann, dass die Gläubiger auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten mussten und die andere Hälfte in drei Jahresraten bezahlt wird. Letztendlich haben das eigentlich alle mitgemacht. Die Gänge zu den Gläubigern waren nicht leicht. Ich vergesse das eine oder andere auch nicht mehr. Aber es ist dann doch so gekommen. Und leider war es eben dann so, dass jemand reklamiert hatte. Das ging dann auch durch die Zeitung. Im Stehplatzbereich wurden zu viele Karten gedruckt. Und dann kam das Finanzamt und sagte: ‚Das ist aber interessant!‘
Dass da zu viele Karten gedruckt wurde, das interessiert uns gar nicht, sondern uns interessiert, was denn mit den Erlösen ist. Dann hat das Finanzamt noch gesagt: ‚Da sind aber keine Steuern darauf entrichtet worden und keine Sozialabgaben.‘
Ja, und das kam dann auch noch dazu. Also das war kein guter Start.

Aber die große Leistung von Bernd Schäfer war nicht nur den GmbH-Vertrag auszuarbeiten, sondern vor allen Dingen auch mit den anderen Vereinen, es waren ja noch alles Vereine, die dann noch in der obersten deutschen Eishockey Liga spielten, mit denen die Vereinbarungen zu erzielen, dass die sich dann auch in Kapitalgesellschaften umwandeln. Ich glaube, einer der letzten Vereine war dann die Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft. Mit den anderen hatte der das hinbekommen, dass es irgendwie geht und dass man eine Übergangslösung fand.

Er war ja dann auch der erste Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga.

Bernd Schäfer, wenn man mit ihm am Tisch saß und mit ihm in Ruhe reden konnte, war er ein super Mensch. Aber als Anwalt war er nicht ganz zu Unrecht gefürchtet. Er kannte jeden Trick. Das war dann schwierig, mit ihm Vereinbarungen zu erzielen. Das war dann zwar immer korrekt, aber die Formulierungen, das war schon ein Werk für sich. Das konnte man dann so oder so interpretieren. Und er wusste genau, wie das zu interpretieren war. Also die haben dann auch dieses DEL-Statut hinbekommen. Und nach und nach ist das dann entstanden. Jetzt war die Frage: Was ist denn mit den Vereinen, die dann noch übriggeblieben sind? Das war der ganze Nachwuchsbereich, denn ausgegliedert wurde nur das reine Profiteam, sonst nichts. Es mussten ja auch Lösungen gefunden werden. Und dann haben wir auch Kooperationsverträge entwickelt.“

 

Johannes Rau und seine Beziehung zum Sport


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: