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Wilfried Cleven

Wilfried Cleven

*1943
Langjähriger Dezernent der Stadt Mülheim an der Ruhr, Leiter des Sport- und Bäderamtes sowie des Mülheimer Sportbundes

Wilfried Cleven hielt in 50 Dienstjahren die Treue zur Stadt Mülheim an der Ruhr. Zwischen 1964 und 2021 fungierte er in mehreren Positionen in den Diensten der kommunalen Sportpolitik. Unter anderem förderte er die Kooperation zwischen öffentlicher Sportverwaltung und Sportselbstverwaltung.

Kurzbiografie

  • Geboren 1943 in Winterberg
  • 1958-1961 Ausbildung bei der Stadtverwaltung Mülheim an der Ruhr
  • 1964-1991 Sport- und Bäderamt: Sachbearbeiter, Abteilungsleiter, Amtsleiter
  • 1964-2021 diverse Funktionen im Vorstand des Mülheimer Sport Bundes
  • 1967-1970 Berufsbegleitendes Studium, Dipl.-Verwaltungswirt
  • 1972 Führungsstab der Abteilung zur Koordination des Organisationskomitees für die XX. Olympiade in München
  • 1973-1974 Mitglied Projektgruppe „Bildungsentwicklunsplan“ der Stadt Mülheim an der Ruhr
  • 2021 Silberne Ehrennadel des LSB
  • Seit 2021 Ehrenvorsitzender des Mülheimer Sport Bundes

Interview-Ausschnitte

… die Vergabe von öffentlichen Sportstätten

„Die Zuordnung der Trainingsstunden und Wettkampfstunden, die die Vereine brauchten, das war mein Aufgabenbereich. Und das war einer der Schwierigsten. Denn es allen recht zu machen, ist wirklich nicht einfach. Auch heute noch sehe ich das manchmal so, dass man schon überlegen muss: Wie viele Stunden braucht der Verein? Was braucht er, um den Nachwuchs zu fördern? Was braucht die Sportart? Die Vergabe von Sportstätten ist eine der schwierigsten Aufgaben gewesen. Und wenn wir Neue gebaut hatten, dann war das natürlich schön, dass man was vergeben konnte. Aber ich sage mal, bis man dann auch alle Vereine so eingeordnet hat, dass sie alle gerecht behandelt wurden, das war immer schwierig.
In den 60er-Jahren war der Auftrag in erster Linie die Vergabe der Sportstätten, und dann kam hinzu, dass also die Mittel, die zur Bewirtschaftung der Sportstätten, die tatsächlich im Etat standen, natürlich nicht immer ausreichend waren. Die Sportstätten kamen ja auch schon in die Jahre, nämlich die älteren Sportstätten, die mussten ja unterhalten werden. Dann kamen Neubauten hinzu. Also es war schwierig, immer den Finanzbedarf zu bekommen, den man dann brauchte, um hundertprozentig die Sportstätten auszustatten, die Bäder vor allen Dingen. Aber man hat es immer irgendwie geschafft. Und man hat natürlich mit den Vereinen dann auch reden müssen. Und es gab ja auch Vereine, die sehr viele vereinseigene Sportanlagen hatten. Und die Schwierigkeit lag darin, wenn sie keine städtischen benutzen konnten, mussten sie eigene haben oder bauen. Und wie finanzieren die diese Sportanlagen? Und wir waren der Auffassung – die haben die Stadt von der Verpflichtung, Sportanlagen zu bauen, ja im Grunde genommen entlastet. Und deshalb müssen sie auch einen gewissen Obolus dafür bekommen für die Unterhaltung der Sportanlagen. Das haben wir dann durchgesetzt. Also wir haben Betriebskostenzuschüsse dann eingerichtet, sodass die Vereine, die vereinseigene Sportanlagen hatten, auch die vernünftig unterhalten können.“

… sein Handlungsfeld zwischen öffentlicher Sportverwaltung und dem Mülheimer Sportbund

„Ich hatte den Vorteil, von 1964 an auch im Mülleimer Sportbund Funktionen einzunehmen. Ich habe als Schriftführer begonnen und bin dann auch stellvertretender Vorsitzender geworden und irgendwann Vorsitzender in den späteren Jahren. Soweit das nicht zu ihm Interessenskonflikten führte, als Dezernent oder als Amtsleiter. In der Zeit war ich dann beratendes Mitglied. Aber vorher schon 1964 war ich also Vorstandsmitglied. Und habe dann die Strukturen des Sports auf beiden Seiten kennenlernt. In der öffentlichen Sportverwaltung, aber auch in der Sportselbstverwaltung. Und diese Kontakte, die man dann überörtlich bekam, Sport im Deutschen Städtetag oder im Städtetag Nordrhein-Westfalen oder Arbeitsgemeinschaft der deutschen Sportämter. Und auf der anderen Seite Landessportbund, Deutscher Sportbund, so hieß er damals. Heute ist es der Deutsche Olympischer Sportbund. Das waren die Gremien, mit denen ich dann auch zu tun hatte. Und ich habe dann auch diese Veranstaltung regelmäßig besucht, und das hat mich natürlich in dem Wissen um den Sport und die Sportentwicklung geprägt.
Am wichtigsten waren die Gespräche oder die Sitzungen, die wir geführt haben, im Deutschen Städtetag und im Nordrhein-Westfälischen Städtetag. Im Sportausschuss des Landes Nordrhein-Westfalen und Sportausschuss in der Bundesrepublik, da war ich Mitglied und insbesondere, was die operative Arbeit angeht, in der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Sportämter. Da haben wir sehr intensiv uns abgestimmt und hatten natürlich die ganze Bandbreite des Sports in Deutschland vor Augen. Und da lernt man natürlich sehr viel kennen. Man hat gute Beispiele aus anderen Städten dann mitgenommen oder konnte eigene gute Beispiele einbringen. Und dieser Gedankenaustausch war sehr wichtig.“

… die 1970er-Jahre als Zäsur für die Sportentwicklung

„In den 70er-Jahren hat sich sehr viel im Bewusstsein des freiwilligen oder des selbstverwalteten Sports ergeben. Das haben wir also gemerkt im Vorstand. Damals hieß er noch Stadtverband für Leibesübungen. Irgendwann haben wir dann einen Mülheimer Sportbund daraus gemacht. In diesen Bereichen haben wir sehr eng zusammengearbeitet. Das war mir damals sehr wichtig. Das also der selbstverwaltete Sport und der öffentliche Sport einheitlich agierten in dieser Stadt. Und durch handelnde Personen ist das auch erreicht worden. Und das war das Schöne, dass wir nicht gegeneinander gearbeitet haben und immer miteinander gearbeitet haben. Und das ist auch heute noch so. Durch einen Kooperationsvertrag und den Pakt für den Sport und Sport Förderungsrichtlinien, die abgestimmt sind zwischen den beiden Bereichen und von der Politik auch gebilligt werden, macht das Arbeiten dann sehr viel Spaß, wenn man zusammenarbeitet. Und ich glaube und dazu stehe ich, man kann noch so gute Strukturen im Sport haben, es ist wichtig, sie auszufüllen durch Zusammenarbeit. Richtlinien und Verträge sind gut, aber die handelnden Personen müssen sich verstehen, um dann wirklich etwas zu erreichen und die Ziele so umzusetzen, wie man es möchte.“

… das Haus des Sports in Mülheim an der Ruhr

„Es war so, dass wir das Haus des Sports bauen wollten. Und dann haben wir natürlich beim Land gefragt: ‚Ist das förderungsfähig und möglich? Dann ergab sich der glückliche Zufall, dass der Deutsche Badminton-Verband und der Landesverband im Badminton Nordrhein-Westfalen eine Unterkunft brauchten. Und dann haben wir gesagt: ‚Ja gut, wenn wir das Haus des Sports in Mülheim bauen können mit Zuschüssen des Landes und des Bundes, dann würden wir diese beiden Einrichtungen, diese Organisationen dort auch unterbringen.‘ Und das hat letztlich dazu geführt, und da hat Johannes Eulering uns sehr unterstützt und geholfen, dass dies in Mülheim umgesetzt werden konnte. Und das ist heute immer noch ein herausragender Meilenstein der sportlichen Entwicklung in unserer Stadt. Heute sind der Deutsche Badminton-Verband und der Badminton-Landesverband noch unsere Mieter im Haus des Sports. Und wir haben für den Nachwuchs ein Internat dort eingerichtet.“

… Haushaltskonsolidierungen und Lösungswege in den 80er- und 90er-Jahren

„Wir waren in den 80er- und 90er-Jahren überwiegend damit beschäftigt, Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen zu erfinden und umzusetzen. Und wir haben das tun müssen mit Vorgaben. Das mussten alle Fachbereiche in der Verwaltung. Alle Querschnittsaufgaben mussten einsparen, weil die Mittel einfach nicht mehr da waren. Wir haben aber dafür gesorgt, das war das Motto, was wir hatten: ‚Nicht sparen am Sport, sondern durch Sport.‘ Denn das, was der Sport leistet, trägt auch dazu bei, dass man Gesundheitskosten vielleicht nicht in dem Maße hat. Und nach dem Gesichtspunkt sind wir vorgegangen und haben uns dann auch bei den Etatberatungen mit dieser Maßgabe durchgesetzt.
Wir haben aber Vorschläge gemacht zu Einsparungen, indem wir die Schlüsselverantwortung eingeführt haben. Die städtischen Sportanlagen wurden dann plötzlich nicht mehr von städtischen Mitarbeitern teilweise bis in den Abendstunden belegt. Sondern die Vereine bekamen eine Schlüsselverantwortung, konnten dann die Einrichtungen nutzen. Das hat viel Geld eingespart, Personalkosten insbesondere. Und wir haben viele Vorschläge zur Haushaltskonsolidierung gemacht. Es ist nicht so weit gekommen, dass darunter der Sport insgesamt so weit gelitten hätte, dass er nicht mehr umsetzbar war. Die Vernunft der Politiker hat das dann auch letztlich gewertet, die wichtige Aufgabe, die der Sport zu erfüllen hat. Das ist auch heute noch so. Und heute ist es als Grundlage, als Planungsgrundlage so, dass wir einen Pakt für den Sport haben und einen Kooperationsvertrag. Dort sind Mittel festgelegt, auf die man sich verlassen kann, die dann auch über einen Fünfjahreszeitraum dann vereinbart werden und dann eine Planungssicherheit beinhalten. Und das ist für die Vereine wichtig, aber auch für die Kommune wichtig und auch für den örtlichen Sportbund wichtig, solche Voraussetzungen zu haben.“

Arbeit unter Siegfried Perrey an den Olympischen Spielen 1972

Der integrative Sportentwicklungsplan der Stadt Mülheim

Die Umwandlung des Sport- und Bäderamtes

Berufsweg zum Sportdezernenten

Der gesellschaftliche Höhepunkt in Mülheim


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format: