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Manfred “Manni” Breuckmann

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Manfred “Manni” Breuckmann

*1951
Radio-Fußballreporter des Westdeutschen Rundfunks

„Tooooor auf Schalke!“ 36 Jahre zählte „Manni“ Breuckmann zum Radio-Inventar der ARD-Bundesligakonferenz. In über 1000 Spielen schallte die Stimme des Volljuristen über den Äther, der einst eine Beamtenlaufbahn im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung eingeschlagen hatte.

Kurzbiografie

  • Geboren 1951 in Datteln
  • 1969-1975 Studium der Rechtswissenschaft in Bochum und Marburg
  • 1972 erste Liveübertragung im Radio des WDR (SG Wattenscheid 09 gegen den VfR 06 Neuss)
  • 1972-2008 Mitglied der samstäglichen ARD-Bundesligakonferenz im Radio
  • 1978-1981 Beamter (offiziell: Regierungsrat zur Anstellung) im Presse- und Informationsamt der Bundesregierung in Bonn
  • 1982-2008 Festanstellung als Redakteur, Reporter und Moderator beim WDR-Hörfunk
  • 2011-2013 Mit Frank Buschmann Co-Kommentator der Computer- und Konsolenspiele FIFA11 bis FIFA15

Manfred Breuckmann über …

  • … mediale Wahrnehmung des Fußballsports als Kind

    „Das Erste, was mir zu dem Thema mediale Wahrnehmung des Sportes einfällt, ich denke da zum Beispiel an Borussia Dortmund mit den Flutlicht-Trikots, das war glänzendes goldgelb, was sie da trugen. Die spielten gegen Benfica Lissabon, gegen West Ham United und wurden dann 1966 auch der erste Europapokalsieger, den der Deutsche Fußball-Bund überhaupt gestellt hat. Die erste Wahrnehmung, die mir in meinem Kopf erscheint: Es lief die Eurovisionshymne, dann wurde direkt nach Liverpool geschaltet. Und was haben wir da gesehen? Zwei Spieler, die standen am Mittelkreis und dann ging das Spiel los. Kein einstündiger oder zweistündiger Vorlauf, damit Werbezeiten besser verkauft werden konnten – das war immer das Gleiche.
    Es wurden sehr viele Europapokalspiele und auch Länderspiele übertragen. Es fing direkt mit dem Beginn des Spiels an. Das habe ich im Fernsehen häufig gesehen.
    Ich habe ja schon über Borussia Dortmund gesprochen. Aber in den ersten Jahren war das, vor allem, wenn es abends spät stattfand, doch sehr limitiert.
    Mein Vater brachte es tatsächlich fertig, mich ins Bett zu schicken, wenn Borussia Dortmund wieder vor so einem großen Europapokal-Abend stand, weil am nächsten Tag die Schule stattfand. Wir hatten eine kleine Wohnung 50-60 Quadratmeter, da konnte ich so ein bisschen durch die Zimmertür lauschen, was da abging. Das fällt für mich heute unter seelische Grausamkeit.
    Auf internationaler Ebene habe ich bei Verwandten meiner Cousine das Europapokalfinale 1960 oder 1959 gesehen. Als Real Madrid Eintracht Frankfurt mit 7:3 schlug. Davor gab es mal ein Endspiel um die Deutsche Meisterschaft. Was diesem Triumph im Europapokalfinale der Frankfurter Eintracht vorausgegangen war, als sie die Offenbacher Kickers in einem Endspiel um die deutsche Meisterschaft 5:3 oder 6:3 geschlagen haben.
    Also im Alter von acht, neun Jahren begann der Medienkonsum für mich. Wir hatten selber anfangs noch keinen Fernseher, das dazu führte, dass ich samstagnachmittags zu meiner Cousine ging und das Nachmittagsprogramm guckte. Da lief auch Lassie und der Fernsehkoch Clemens Wilmenrod, aber auch Spiele aus der Oberliga, der Oberliga West oder aus der Oberliga Südwest oder Oberliga Nord. Das war damals alles in der ARD zu sehen. Da kann ich mich aber kaum an einzelne Spiele erinnern. Das erste große Spiel, an das ich mich erinnere, das war das Endspiel um die deutsche Meisterschaft 1959.“

  • … sein erstes großes Fußballspiel im Stadion Rote Erde in Dortmund

    „An das erste Bundesligaspiel, das ich live gesehen habe, erinnere ich mich nicht mehr. Aber wenn ich es etwas weiter fasse, das erste große Spiel, was ich gesehen habe, war ein Europapokalspiel. Ein Europapokalspiel von Borussia Dortmund, die spielten gegen die Glasgow Rangers. Das war allerdings 1967 oder 1968, als es mit der Herrlichkeit von Borussia Dortmund nach dem Europapokalsieg 1966 schon so langsam bergab ging. Und das Spiel war irgendwie vom Spielablauf auch ganz furchtbar – es endete 0:0. Ich bin da hingefahren mit einem Klassenkameraden und dessen Onkel. Wir waren zu dritt in dem Stadion, sie hatten eine Karte übrig. Ich war fasziniert, man stellt das Auto ab auf so einem Parkplatz und sieht wie eine erleuchtete Kathedrale dieses Stadion Rote Erde. Das ja heute, wenn man es sich anguckt, geradezu niedlich aussieht. Aber das war damals die große Welt des Fußballs. Da passten 38.000 oder 40.000 Zuschauer rein. Das Flutlicht war an. Borussia Dortmund spielte in den Flutlicht-Trikots. So goldgelbe Trikots, die durch die Flutlichtstrahlen dann noch zusätzlich aufgehellt wurden. Wir standen dann in der Nordkurve. Ich weiß noch, damals kostete ein Ticket für die Nordkurve bei Bundesligaspielen eine Mark. Und in der Schalker Glückauf-Kampfbahn, wo ich später häufiger zu Gast gewesen bin, kostete es 1,50 DM.
    Aber das erste größere Spiel, was vom Ablauf doch etwas enttäuschend war, das war Dortmund gegen die Glasgow Rangers, und ich weiß nicht, da verschwimmt vielleicht Realität mit Wunsch und Einbildung – jedenfalls habe ich später immer erzählt, da wäre ein Ball in die Nordkurve geflogen und ich hätte diesen Ball Lothar Emmerich zugeworfen, dass der eine Ecke ausführen kann. Ich glaube aber, es war einer von den anderen Zuschauern. Ich bin es nicht gewesen. Ich hätte es aber gerne gemacht.“

  • … Probearbeiten für den WDR – Westfalia Herne vs. Wuppertaler SV

    „Ich habe angefangen 1969 in Bochum Jura zu studieren. Und dann hörte ich 1970 sonntagnachmittags im Radio eine Aufforderung, vorgetragen von dem legendären Sportredakteur Werner Labriga, man solle sich doch bewerben, denn der Westdeutsche Rundfunk sucht Nachwuchsreporter. Nicht ReporterInnen, sondern Reporter. Das war damals klar eine Domäne des männlichen Geschlechtes. Ich habe mir gedacht: Scheiße, da bewirbst du dich jetzt! Das war der zündende Moment.
    Da habe ich mich beworben und gedacht: Na ja, von denen wirst du wohl nichts mehr hören. Und drei Wochen oder vier Wochen später, ich weiß es nicht mehr genau, da kam ein Brief vom WDR nach Datteln in die Amandus Straße, wo ich noch meinen ersten Wohnsitz hatte. Da luden die mich zu einer Probereportage ans Schloss Strünkede in Herne ein. Es spielte in der damaligen Regionalliga, das war die zweithöchste Klasse, Westfalia Herne gegen den Wuppertaler SV. Da musste ich hinfahren und fünf Minuten zur Probe ein Spiel kommentieren. Ich habe hinterher erfahren, dass sich über 100 Leute beworben hatten, die Nachwuchsreporter werden wollten. Geschafft haben es dann vier. Ich dachte: Mein Gott, das probierst du jetzt mal, habe mich da vorbereitet, es gab kein Internet, ich hatte so ein Kicker Heft. Da habe ich mir immer so ein paar Fakten über Westfalia Herne und Wuppertal rausgesucht. Ich kriegte dann eine Mannschaftsaufstellung. Meine Mutter, beziehungsweise damals war es schon meine Stiefmutter, da meine Mutter sehr früh gestorben ist, da war schon die Nachfolgerin sozusagen im Amte, die gab mir dann noch ein pflanzliches Beruhigungsmittel mit auf den Weg. Dann bin ich zu dem Stadion gefahren, mit meinem Käfer, den ich damals hatte und habe da fünf Minuten übertragen.
    Ich war nie jemand, der von sich selber 120 Prozent überzeugt war. Ich dachte mir: Ja, so doll warst du nicht, was du da abgeliefert hast. Jedenfalls habe ich Schilderungen gemacht. Ich habe nicht meinen vorbereiteten Zettel abgelesen, sondern habe fünf Minuten von diesem Regionalligaspiel geschildert. Und tatsächlich wurde ich dann zu weiteren Probereportagen eingeladen mit dem Abschluss am Ende, dass ich mein erstes Spiel live auf dem Sender machen durfte. An einem Sonntagnachmittag, 7. Mai 1972 Wattenscheid 09 gegen den VfR Neuss. Das hätte ich nie für möglich gehalten, dass ich mich da durchsetze, dass die mich nehmen. Ich bin ja auch geprägt durch diese Familie, die nie so wahnsinnig viel Selbstbewusstsein gehabt hat, die immer gesagt hat: ‚Die da oben, die machen ja sowieso, was sie wollen und wir hier unten, wir sind die kleinen.‘ Und jetzt war ich auf einmal Sportreporter beim WDR, unglaublich.“

  • … Peinlichkeiten aus der Vita Breuckmann

    „Also, ich kann mich noch an eine Situation erinnern, die war ganz besonders peinlich. Es geht ja am ersten Spieltag immer um die Frage: Wer schießt das erste Tor der Saison? Das war damals noch wesentlich wichtiger als heute. Vor allen Dingen, weil die auch fast alle am Samstag spielten. Und da spielte Fortuna Düsseldorf gegen den ersten 1. FC Köln. Ich weiß gar nicht mehr, in welchem Jahr das war.
    Und ganz früh in dem Spiel, da schießt Hannes Löhr das 1:0 für den ersten 1. FC Köln. Ich sage: ‚Das erste Tor in der Saison! Hannes Löhr mit dem 1:0 für den 1. FC Köln bei Fortuna Düsseldorf!‘
    Da denke ich: Scheiße, warum ist denn der blond? Hannes Löhr war eindeutig dunkelhaarig. Es stellte sich heraus, dass sich beim Aufwärmen Hannes Löhr verletzt hat. Und auf meinem Zettel mit der Mannschaftsaufstellung stand die Nummer elf, Hannes Löhr. Es handelte sich aber um den Spieler Holger Willmer. Das war ein Blonder. Der schoss das 1:0 für den 1. FC Köln. Das war mir so peinlich.  Das waren für mich die schlimmsten Situationen. Ich konnte ja auch nichts dafür, aber ich habe mich in solche Situationen dann auch reingesteigert, wenn ich da mal so Unzulänglichkeiten gezeigt habe.
    Ich war mal einmal im Kölner Stadion bei einem Länderspiel eingesetzt. Helmut Schön war noch Bundestrainer. Meine einzige Aufgabe bestand darin, nach dem Spiel die Interviews zu machen.
    Das war dmals noch nicht so perfekt organisiert, dass das alles mit dem Pressesprecher des DFB und so abgesprochen war und genaue Zeiten oder sowas. Man ging einfach auf die Jagd mit dem Übertragungsgerät ‚NAGRA‘ auf den Schultern, acht Kilo wog das.
    Die ganze Tribüne war bevölkert mit Bundesliga-Trainern. Aber nein, ich wollte Helmut Schön haben und bin ihm sozusagen hinterhergeeilt bis in seine Kabine. Man hat mich da irgendwie hingelassen. Das wäre heute nicht mehr möglich, man würde sofort erschossen oder so, wenn man das versuchen würde. Und dann stehe ich da vor dem. Das Spiel war schon 20 Minuten zu Ende, die anderen Prominenten, die waren schon alle weg. Da sagt der zu mir: ‚Ach, können wir das nicht morgen machen?‘ Ich war so fertig. Der Mann hat mir kein Interview gegeben, weil er keinen Bock hatte. Wir haben gewonnen und ich hatte überhaupt keinen Grund, schlechte Laune zu haben. Ich dachte, meine Karriere wäre zu Ende. Die war natürlich nicht zu Ende, aber es gab nach diesem Spiel keine Interviews. Das ist unprofessionell und ist nicht gut.
    Das wird heute dadurch gelöst, dass man vorher Verabredungen trifft, dass man auch zwei oder drei Kollegen hat, die das machen. Aber ich war an dem Tag im Müngersdorfer Stadion der Einzige, der Interviews sammeln sollte und ich hatte keins. Daran kann ich mich bis heute erinnern, weil es mir so peinlich war.“

  • … sein Selbstverständnis als Journalist

    „Die Nähe zum Gegenstand entsteht natürlich auch durch persönliche Beziehungen. Das heißt, für mich war es ein großer Vorteil, dass ich die ganze Woche über überhaupt gar nichts mit dem Fußball zu tun hatte. Ich bin am Wochenende zu den Fußballspielen gefahren und habe die übertragen. Ich kannte nicht Hinz und Kunz und war mit jedem hinterher saufen und immer irgendwie unterwegs. Es war von daher schon ein etwas distanziertes Verhältnis. Einige Spieler, Trainer oder Funktionäre kannte ich. Aber es hätte ohnehin nicht zu meinem Selbstverständnis gepasst. Ich bin kein Fan, der es hinter die Barriere geschafft hat, sondern ich bin ein Journalist. Und ein Journalist hat immer eine gewisse Distanz. Natürlich kann ich mich daran begeistert, wenn in der letzten Minute jetzt hier der Oliver Neuville gegen Polen in Dortmund das Tor schießt und Deutschland ist im Halbfinale der Weltmeisterschaft, das ist doch logisch.
    Aber ich vergesse nicht, dass das ich doch nicht Teil des Ganzen bin. Ich sitze nicht im selben Boot. Ich sitze im Beiboot und beobachte. Das geht in vielerlei Beziehung heute leider verloren. Man hat ein Produkt gekauft und muss dieses Produkt weiterverkaufen. Ich bin doch kein Verkäufer. Das ist ein großer Interessenkonflikt, in dem ich nicht sein möchte.
    Ich war da auch nie drin, mir hat nie niemand was übel genommen. Ich konnte immer sagen, was ich wollte. Mir hat keiner was vorgeschrieben. Ich bin ja auch nicht jemand gewesen, der draufgekloppt hat, weil es ihm Spaß gemacht hat. Ich habe das kritisiert, was kritisiert werden musste. Und ich habe auch mal etwas fundamental kritisiert.
    Man hat bei vielen Fußballreportern immer den Eindruck gehabt, wenn es auch nur so ein bisschen dieses 1:0 verlässt oder dieses grüne Viereck, die sind überfordert. Borussia Dortmund taumelt dem finanziellen Abgrund entgegen. Da waren aber ganz wenige von den Sportkollegen, die gesagt haben: ‚Da arbeite ich mich jetzt ein, was da genau gebacken ist.‘ Sie haben dann gesagt: ‚Das lass mal einen aus der Wirtschaft machen oder so.‘ Ich habe da einen etwas umfassenderen Zugang zu dem ganzen Thema.
    Da ging es dann damals auch noch um die Frage, Christoph Daum mit der Haarprobe und mit den Drogen. Es waren immer so Gebiete, die so ein bisschen abseits des Weges lagen. Die Steuerbetrügereien von Uli Hoeneß. Wie peinlich wurde es dann, wenn da einer im Doppelpass saß, von den Sportkollegen und sagte: ‚Ja, da ist ja ein laufendes Verfahren. Da kann ich, möchte ich jetzt nichts zu sagen.‘ Man merkte förmlich, der will es sich mit diesem Potentaten nicht verderben – ganz schlimm! Also ich kann das ja schon verstehen. Man muss in dem Gewerbe ein gutes Verhältnis zum FC Bayern München haben. Das war früher unter Uli Hoeneß noch schlimmer als heute. Das Verhältnis zwischen den Bayern und Sport1 oder früher Deutsche Sportfernsehen, da kann man auch einiges darüber sagen. Da bin ich froh, dass ich unabhängig berichten konnte, dass nie jemand da gewesen ist, der mir gesagt hat, das sagst du besser nicht.“

  • … Kommentatoren-Tricks für eine längere Radioübertragung

    „Als wir anfingen in den 70er-Jahren, da waren wir ja als öffentlich-rechtliches Radio einzig. Da gab es ja keine Privatradios. Das Radio war auch noch wichtiger als heute. Das merkt man an folgender Geschichte: Es war damals am Freitagabend ein Spiel, das fing um 19:30 Uhr an. Wir hatten als WDR-Reporter die Aufgabe, wenn das jetzt im Westen war, die Schlussphase von diesem Spiel zu übertragen. Und wir wurden nach Minuten bezahlt. 19:30 Uhr Anpfiff, 21:00 Uhr Nachrichten, nicht zwei Minuten, fünf Minuten. Da war es dann 21:05 Uhr. Dann kam noch ein internationaler Kommentar zur Weltpolitik, dann warst du bei 21:08 Uhr. Und wenn dann noch Eddie Körper die Sendung moderierte, die dann folgte und die Lebensgeschichte aller ihm bekannten russischen Eishockey-Schiedsrichter erzählte, dann kamst du um 21:12 Uhr auf den Sender. Mit etwas Pech dauerte das Spiel dann noch eine Minute. Was haben wir gemacht?
    Wir sind am Freitagabend vor dem Spiel zum Schiedsrichter gegangen und was haben wir gesagt: ‚Herr Eschweiler, hätten sie vielleicht die Gnade, das Spiel heute mal so drei, vier Minuten später anzupfeifen?‘ Da sagte der Eschweiler: ‚Dein Wunsch ist mir Befehl.‘
    Wenn man das heute machen würde, würde man zum Vertrauensarzt geschickt. Denn heute entscheidet nur noch das Männchen von Sky, das die Hand hebt, wenn der Werbeblock zu Ende ist, wann dieses Spiel beginnt. Einmal hatte Jochen Hageleit es mit Klaus Ohmsen zu tun, einem Schiedsrichter aus Hamburg. Und Ohmsen, der eigentlich ein ganz freundlicher Mann war, hatte einen schlechten Tag und sagte: ‚Ich pfeife das Spiel pünktlich an, Herr Hageleit und sonst gar nichts! Ich entscheide hier, wann das Spiel beginnt!‘ So pfiff er um 19:30 Uhr an. Hageleit war aber hartnäckig und ging in der Pause noch einmal zu dem Schiedsrichter, wollte ihn noch einmal beknien, die Pause so ein bisschen auszudehnen. Das Gespräch war aber ganz kurz, denn Hageleit hatte gesehen, dass der Schlüssel außen steckte. Er machte so ein bisschen Smalltalk mit Klaus Ohmsen ging raus, drehte den Schlüssel zweimal um und wirft ihn in die Botanik. Die Befreiungsaktion dauert also ungefähr sieben, acht Minuten. Hageleit hat eine Schlussphase von zehn Minuten und verließ als steinreicher Mann das Stadion.“

Schulsport preußischer Art

Erste Fußballliebe – Germania Datteln

Staatsdiener am Mikrofon

Anfänge beim Westdeutschen Rundfunk


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Sabine Braun

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Sabine Braun

*1965
Welt- und Europameisterin sowie Olympia-Dritte im Siebenkampf (1992)

Die Siebenkämpferin Sabine Braun war die erste deutsche Leichtathletin, die an 5 Olympischen Spielen teilnahm. Drei Welt- und zwei Europameistertitel schmücken die Laufbahn der Essenerin, die sich 1992 Olympia-Bronze erkämpfte und einen – bisher ungebrochenen – deutschen Heptathlon-Rekord aufstellte.

Kurzbiografie

  • Geboren 1965 in Essen
  • Ausbildung zur Industriekauffrau
  • Vereine: 1978-1982 TuSEM Essen, 1983-1984 LAV Düsseldorf, 1985-1987 LG Bayer Leverkusen, 1988-2002 TV Wattenscheid 01
  • 1984-2000 5 Teilnahmen an Olympischen Spielen
  • 1990 und 1994 Europameisterin im Siebenkampf
  • 1991 und 1997 Weltmeisterin im Siebenkampf
  • 1992 Olympia-Bronze im Siebenkampf
  • 1992 (bis heute) Deutsche Rekordhalterin im Siebenkampf (6985 Punkte)
  • 1997 Hallen-Weltmeisterin im Fünfkampf
  • 2003-2020 Trainerin beim TV Wattenscheid 01

Sabine Braun über …

  • … den Vorteil abwechslungsreicher Trainingseinheiten

    „Das Mehrkampftraining bringt natürlich sehr viele Aufgaben mit sich, weil sich die Disziplinen doch teilweise sehr unterscheiden, aber auch eine große Vielfalt an Trainingsmöglichkeiten. Man trainiert eben nicht wie ein Spezialist, vielleicht drei Sachen in der Woche, sondern wir haben eigentlich immer alles trainiert. Jede Woche kam jede Disziplin – vielleicht ist das Speerwerfen im Winter ein bisschen zu kurz gekommen. Aber ansonsten hat es eben viel Variation gegeben: Viele Sprints, viele kleinere Übungen für den Hochsprung, Weitsprung, für die Würfe. Nach mehreren Jahren Erfahrungen sieht man natürlich auch, wo es am meisten Punkte zu gewinnen oder zu verlieren gibt. Und dann kann man auch mal andere Schwerpunkte setzen. Und ich denke, das war gesundheitlich für mich auch ein großer Vorteil, dass ich so abwechslungsreich und gestreut trainiert habe. Ich habe relativ wenig Probleme durch meine Leistungssportkarriere, was das Körperliche angeht. Was bei Spezialisten vielleicht ein bisschen anders ist, weil eben immer wieder der gleiche Rhythmus da ist und die gleiche Disziplin trainiert wird und die gleichen Übungen gemacht werden. Bei uns war das eben sehr abwechslungsreich, das hatte mir das ganze Training auch erleichtert. Ich habe immer sehr gerne trainiert. Mir ist das nicht schwergefallen. Die eine oder andere Trainingseinheit sicherlich auch mal, auf die ich mich nicht gefreut habe. Aber an sich glaube ich hat mir das gutgetan, dass ich wirklich lange so breit gestreut trainiert habe.“

  • … Reaktionen auf den Tod ihrer Freundin Birgit Dressel

    „Der Tod von Birgit Dressel ist mir hauptsächlich so in Erinnerung geblieben, dass eigentlich alle alles geleugnet haben. Also sowohl der DLV hat irgendwo keine Verantwortung übernommen, auch was so Doping im Leistungssport angeht. Die Ärzte haben auch keine Verantwortung übernommen. Und es ist ja im Nachhinein eigentlich klar, dass sie tatsächlich verbotene Mittel genommen hat, die natürlich zu dieser Komplikation oder Mit-Komplikation geführt haben. Sie hat Medikamente bekommen, die sich damit nicht vertragen haben. Das konnte aber der behandelnde Arzt vielleicht gar nicht wissen. Also es war in jeder Hinsicht einfach eine Katastrophe.
    Ich habe eine gute Freundin verloren. Der Sport hat eine gute Sportlerin und verloren. Familie und Freunde haben eben auch ein Familienmitglied oder jemanden ganz enges verloren.  Es hat sich bei mir eher so auf der persönlichen Ebene abgespielt, dass ich das als Katastrophe empfunden habe. Ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll: Also, dass es jetzt ein Riesenthema in der Öffentlichkeit war, dass irgendwie aufgeklärt werden musste. Sondern es war für mich eine Katastrophe und eine Tragödie. Und ich habe das eigentlich auch mehr so im kleinen Kreis versucht, irgendwie damit klarzukommen.
    Meine medizinische Betreuung habe ich immer privat geregelt. Also ich habe mich eigentlich wenig auf den medizinischen Stab des Verbandes verlassen. Man ist ja den Großteil des Jahres im Grunde relativ alleine unterwegs und zu Hause und im Verein. Und da muss man sich sein Team zusammensuchen, was eine gute Betreuung bieten kann. Und wenn ich dann bei großen Meisterschaften bin, habe ich versucht, dieses Team auch mit dabei zu haben, sodass ich die Leute um mich hatte, die ich tatsächlich auch tagtäglich um mich hatte. Die mich gut kennen und die auch wissen, was ich brauche. Wenn ich zu einem Arzt komme bei der Meisterschaft und ich sage: ‚Mir tut jetzt die Wade weh. Das habe ich die letzten drei Monate schon viermal gehabt.‘ Weiß der das aber nicht. Er weiß auch nicht, wie es behandelt wurde.
    Dann ist es sicherlich eine gute Möglichkeit für einen Athleten, sich da behandeln zu lassen. Aber eine individuellere Betreuung finde ich besser. Jetzt ist es nicht jedem möglich, sein eigenes Team mitzunehmen. Mir war es damals möglich, da bin ich auch sehr froh drüber. Aber es ist natürlich schon wichtig, dass man sich gut betreut fühlt. Und da gibt der Verband sicherlich auch sein Bestes.“

  • … Einfluss der Wiedervereinigung auf den organsierten Sport

    „Die Wiedervereinigung hat natürlich vor allem für die ostdeutschen Athleten ganz viele Schwierigkeiten mit sich gebracht. Sich plötzlich wiederzufinden in einem ganz anderen System mit anderen Menschen mit anderen Wertevorstellungen, stelle ich mir unglaublich schwierig vor. Ich bin froh, dass ich auf der anderen Seite stand und so diesen großen Einschnitt in meiner sportlichen Karriere nicht hatte. Es ist ja vielen ehemals ostdeutschen Athleten sehr gut gelungen, den Übergang zu schaffen. Viele sind ja dann auch direkt nach Westdeutschland gekommen und haben dann ihren Sport hier weitergeführt.
    Was ich als nicht ganz so positiv empfinde und ich weiß gar nicht, ob ich das sagen darf, ist, dass sich in Trainer- und Funktionärskreisen die ehemals ostdeutschen Trainer sehr durchgesetzt haben und dadurch auch so ein bisschen diese Trainingsmethoden, die es in der DDR gab, bei uns auch etabliert haben. Ich habe niemals danach trainiert, weil ich es auch nicht gekonnt hätte, das waren Umfänge, die ich einfach hätte gar nicht absolvieren können. Ich war sowieso immer jemand, der ein bisschen weniger trainiert hat, dafür vielleicht qualitativ ein bisschen besser. Das war in diesem DDR-System irgendwie nicht. Das kam da nicht vor. Das war Programme durchziehen und gucken, wer ankommt. So ungefähr. Und das wäre für mich nichts gewesen. Und ich bin froh, dass ich in Westdeutschland groß geworden bin, habe aber so ein bisschen das Gefühl, dass sich eigentlich das ostdeutsche System durchgesetzt hat.“

  • … ihre Rezeption in den Medien und Identifikation mit dem Ruhrgebiet

    „Die Beschreibung meiner Persönlichkeit in den Medien war sicherlich nicht ganz falsch. Also wenn ich als wortkarg bezeichnet wurde, dann hat das ja jemand so empfunden. Also wenn ich jetzt keine ausschweifenden Erklärungen im Interview abgegeben habe, sondern ganz konkret auf die Frage geantwortet habe und die Antwort ist dann eben in acht Wörtern zu Ende, dann beschreibt man das gerne, wahrscheinlich nach dem dritten und vierten Interview als wortkarg.
    Und als jemand, der unnahbar ist und auch ein bisschen arrogant und klar, kompliziert auch irgendwie. Aber glaube tatsächlich, dass alle Leistungssportler irgendwie auch ein bisschen kompliziert sind.
    So ganz gerecht fand ich es eigentlich nicht, weil ich in meinem Privatleben sicherlich auch keine große Erzählerin bin und war. Aber ich auch nicht über die Maße kompliziert war oder bin. Also meine Persönlichkeit ist so. Was mich im Nachhinein so ein bisschen traurig stimmt, ist, dass es eigentlich immer so einen negativen Touch hatte, wie man mich beschrieben hat. Und nicht: Die ist so, wie sie ist. Und das ist auch gar nicht schlimm so. Aber es wurde immer so ja immer so ein bisschen negativ dargestellt.
    Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets. Auf jeden Fall, also ich bin gerne da, und ich glaube auch, dass meine Mentalität daherkommt. Das passt zu der Region. Und ob ich jetzt aus Essen komme oder aus Wattenscheid oder aus Gelsenkirchen, ist tatsächlich jetzt nicht so wichtig. Im Herzen bin ich immer noch eine Essenerin, weil ich da einfach geboren wurde und auch meine Kindheit verbracht habe. Ich fühle mich aber in Wattenscheid oder in Bochum genauso wohl. Und die Grenzen verschwimmen. Also ich bin genauso schnell in Essen wie in Gelsenkirchen oder fast in Dortmund. Also es ist ja schon eine Großstadt, der Ruhrpott. Und ich tu mich auch schwer, diesen zu verlassen.“

  • … den Stellenwert der Leichtathletik im Ruhrgebiet

    „Die Leichtathletik ist eine der Kernsportarten der Olympischen Spiele. Also ich glaube auch ein ganz wichtiger Bestandteil der Gesellschaft. Und da, wo ich meine Leichtathletik betrieben habe, war das auch immer gern gesehen und hat auch viel Zuspruch bekommen. Und es waren auch immer viele Menschen in diesem Umfeld unterwegs. Entweder als Ehrenamtler, die geholfen haben, dass es den Sport in der Form gibt, oder eben dann auch die Sportlerinnen und Sportler. Egal, ob ich jetzt in Düsseldorf war oder in Leverkusen im Verein oder dann im Ruhrpott, in Essen und in Wattenscheid. Der TV Wattenscheid gehört seit Jahren zu den größten Leichtathletikvereinen der Republik. Und wir haben immer ausgezeichnete Athletinnen und Athleten, die erfolgreich sind. Und ich habe mich da immer sehr wohl gefühlt und gut aufgehoben gefühlt, weil ich wusste, dass alle, die dort sind, alles geben, damit die Leichtathletik einen Schritt nach vorne macht und sich weiterentwickelt.
    Der Stellenwert der Leichtathletik im Ruhrgebiet oder auch in Bochum, weil ich da jetzt beheimatet bin, ist schon sehr groß. Also das will ich überhaupt nicht bestreiten, es könnte besser sein. Es gibt aber im Leben auch noch andere Bereiche als nur den Sport. Da gibt es auch viele andere Projekte, die gefördert werden müssen. Das kann nicht nur der Sport sein, der finanziell unterstützt wird. Wenn ich auf andere Sportarten gucke, die vielleicht – hat man zumindest immer so den persönlichen Eindruck – weniger persönlichen Einsatz fordern als die Leichtathletik oder das Rudern oder Judo oder sonst irgendwelche Sportarten, die eigentlich immer nur präsent sind, wenn der Olympischen Spiele stattfinden, dann stimmt mich das traurig. Aber es gehören auch immer zwei dazu. Wenn im Fußball so viel Geld gezahlt wird, dann hat das seinen Grund, weil die Menschen dahin pilgern, weil sie bereit sind, viel Geld, jede Woche oder alle zwei Wochen für ein Heimspiel zu bezahlen. 80 Euro für ein Heim- und ein Auswärtstrikot jede Saison neu bezahlen. Wahrscheinlich würden wir es auch nehmen, wenn es uns so gehen würde. Also es ist schade, dass es so ungleich verteilt ist auf die Sportarten, aber es hat ja irgendwie auch seinen Grund.
    Positiv verändern kann man ja immer viel. Es kann aber auch schlechter werden. Wir haben in den letzten Jahren die eine oder andere Krise gehabt, dass wir Sponsoren verloren haben, dass Sponsoren nicht mehr bereit waren, ganz so viel Geld zu zahlen. Wir haben aber auch neue Sponsoren gefunden und konnten die von unserer Vision begeistern. Wenn wir jetzt das neue Stadion bekommen oder das halbe neue Stadion, es ist ja nur ein Umbau des Lohrheidestadions, dann glaube ich, sind wir schon an der Sonnenseite des Sports, was die Infrastruktur angeht. Klar kann man mit mehr Geld auch immer noch mehr machen. Man kann öfter ins Trainingslager fahren, man kann noch bessere Athleten verpflichten. Man kann noch mehr an Sachen pfeilen, die man sich sonst vielleicht nicht leisten kann. Sei es irgendwelche speziellen Trainingsgeräte oder in der medizinischen Betreuung. Geld kann man immer gebrauchen. Aber ich glaube, wir dürfen uns nicht zu viel beschweren.“

Verschiedene Trainingsansätze

Finanzierung und Klaus Steilmann

Olympia 1984 und große Erfolge


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Christa Kleinhans

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Vorname/Nachname

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Claus Stauder

Claus Stauder

Claus Stauder

*1938
Ehrenvorsitzender des Essener Turn- und Fechtklubs sowie Ehrenpräsident des Deutschen Tennis Bundes

Der Filzballriege des Essener Turn- und Fechtklubs entsprossen, stand Claus Stauder 14 Jahre an der Spitze des Deutschen Tennis Bundes. Von dort führte der bierbrauende Familienunternehmer die sportlichen Erfolgsknospen der Ära Becker, Graf und Stich zur ökonomischen Verbandsblüte.

Kurzbiografie

  • Geboren 1938 in Essen
  • 197-1961 Studium der Rechtswissenschaften an den Universitäten Freiburg, München und Bonn
  • 1963 Promotion an der Universität Bonn
  • 1964-2005 Co-Geschäftsführung in 5. Generation der familieneigenen Privatbrauerei Jacob Stauder GmbH & Co. KG
  • 1967-1970 Beisitzer und Sportwart der ETuF-Tennisriege
  • 1977-1989 ETuF-Vorstandsvorsitzender
  • 1985-1999 DTB-Präsident
  • 1991-1993 ITF-Präsidiumsmitglied
  • 1998 Großes Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland
  • Seit 1999 Ehrenpräsident des Deutschen Tennis Bundes

 

Claus Stauder über …

  • … Tennisduelle mit seiner Mutter

    „Aufgewachsen bin ich in Essen, wo die Familie mit der Marke Stauder seit fünf Generationen zu Hause ist. Insofern hat sich zunächst einmal alles, auch das sportliche Leben in Essen abgespielt.
    Die Frage, warum und wieso die Verbindung zu Tennis entstanden ist, die ist einfach zu beantworten. Meine Mutter war eine sehr gute und begeisterte Tennisspielerin. Sie hat so lange gespielt oder auch wieder angefangen, bis ich sie als Kind schlug. Und insofern ist das in der Familie gewachsen und Tennis war am naheliegendsten. Der ETuF war immer mein Verein bis auf die Studentenzeit. Da habe ich also auch in Freiburg und in Bonn in Uni-Mannschaften gespielt und auch in anderen Vereinen natürlich, sonst war mein ganzes Leben eigentlich im ETuF. Der ETuF bietet sehr viele Sportarten, Wassersportarten, Ballsportarten und Hockey habe ich dann auch kurze Zeit gespielt. Aber eigentlich war Tennis immer im Mittelpunkt.
    Meine Mutter habe ich dann mit 13-14 geschlagen. Doch so ganz genau kann ich das auch nicht mehr sagen. Ich habe dann später zehn Jahre in der ersten Mannschaft vom ETuF gespielt. Das hat sie noch sehr wohlwollend begleitet, freute sich, wenn ich erfolgreich war, obwohl mein Tennis sich immer eigentlich im Verein abspielte. Also auf offene Turniere bin ich selten gefahren. Einige kleinere Turniere habe ich gewonnen, klar, Medenspiele außerhalb des Vereins und für den Verein. Das sind so die Erinnerungen an die Kindheit. Eigentlich bin ich im Sport aufgewachsen und immer im Sport geblieben.
    Also als Kinder haben wir jeden Nachmittag Fußball gespielt. Meine Eltern waren durchaus interessiert, dass ich zum Tennis ging und durch meine Mutter war das naheliegend, da sie Freude daran hatte, mich beim Tennis zu sehen und zum Tennis zu bringen. Also insofern war vom Fußball nachher der Weg zum Tennis auch innerhalb der Familie begrüßt und vorprogrammiert.“

  • … Jugendarbeit in Zeiten als Geld noch nicht alles war

    „Also damals spielte ja Geld noch nicht die große Rolle, eine gewisse vielleicht schon. Aber eigentlich war der entscheidende Faktor, dass mit Heinz Eckner ein Tennislehrer da war, der auch die Organisation des Sports beherrschte. Wir hatten damals über die Jugendarbeit und mit der Hilfe der hervorragenden Spieler, die in Essen und Umgebung herangewachsen waren, die Grundlagen dafür. Dazu gehören auch Spielerinnen wie Helga Masthoff, Heide Orth, aber auch Attila Korpás gehörte dazu. Aber es gehörten vor allen Dingen die Jugend und auch die Senioren dazu. Und das war das Phänomen, dass das dann später im deutschen Tennis in anderer Weise und auf anderem Niveau auch wieder gelang. Das sind zwei Parallele.
    Also zunächst einmal ist es ja so, dass man die Jugend begeistern muss für den Sport. Und das war damals nicht schwierig, weil Tennis eine unheimlich rasant wachsende Sportart war. Das hat ja auch sehr lange angehalten, auch noch in die Becker-, Graf-, Stich-Jahre hinein.
    Da musste man nicht groß kämpfen gegen andere Sportarten. Tennis war einfach ‚In‘ und die Jungs schnell dafür zu begeistern. Ich habe aber immer gesagt: ‚Die ganze Arbeit im Spitzentennis macht keinen Sinn, wenn man nicht in der Jugendarbeit daraus schöpft und die Jugend dazu bringt, dass sie Tennis spielt und auch weiterspielt, wenn sie später erwachsen wird.‘ Ich glaube, dass es damals sehr gut gelungen ist. Ich verwende Namen Hans Eckner immer gerne, weil er eigentlich die Garantie war für die Umsetzung.“

  • … einen jungen Boris Becker und Wimbledon

    „Boris Becker habe ich zum ersten Mal in Köln spielen sehen und getroffen. Und zwar gab es damals ein offenes Herren-Turnier.
    Da habe ich ihn spielen sehen. Er verlor ganz klar gegen die Nummer neun der Welt im dritten Satz. Und als ich dann später Präsident war und gefragt wurde: ‚Woher haben Sie den Mut hergenommen? Deutsches Tennis ist seit langer Zeit eher mittelmäßig, da ist doch überhaupt nichts zu erwarten!‘ Da habe ich gesagt: ‚Ich habe vor zwei, drei Monaten einen jungen deutschen Spieler gesehen, wenn der nicht absolute Weltspitze wird, dann verstehe ich vom Tennis überhaupt nichts.‘ Und es ist genauso gekommen. Boris Becker wurde ja fünf Monate, nachdem ich Präsident geworden war, Wimbledonsieger mit 17 Jahren. Von da an sah man sich halt sehr oft, vor allen Dingen in Wimbledon. Wir hatten dann in Wimbledon immer ein sogenanntes Deutsches Haus, wo die Spitzenspieler dann auch hinkommen konnten. Die wollten nicht immer in ihrem eigenen Domizil sein. Und dadurch hat man sich natürlich auch sehr gut kennengelernt. In Wimbledon war das Besondere, dass der Präsident des Deutschen Tennis-Bundes oft in die Königsloge, die Royal-Box eingeladen wurde, mehr als 30 Mal bestimmt. Das war zwar nicht immer nur unterhaltsam, denn die Englischen Gäste, die haben manchmal ziemlich wenig gesagt – ich erinnere mich an den Herzog von Marlborough. Da war ich manchmal froh, wenn ich irgendwann in dieses Deutsche Haus in Anführungsstrichen ‚flüchten‘ konnte. Aber es war natürlich etwas Besonderes, das ist klar. Also es waren mit dem Amt auch Privilegien verbunden. Auch in Paris, in der Präsidentenloge, da saß man neben dem französischen Staatspräsidenten oder in Wimbledon, da traf und sprach man die Herzogin und andere, man lernte viele Spieler kennen. Und die lustigste Begegnung war die mit dem damaligen Erzbischof von Canterbury. Ich habe selten einen so lustigen Menschen erlebt. Wir haben anderthalb Stunden zusammengesessen, bevor durch Regenpause die Spieler auf dem Centre-Court weitergehen konnten. In meinem Leben bin ich sehr vielen Leuten begegnet, die in ihren Bereichen spitze waren. In der Politik, im Sport, selbst aus der Kirche. Und das sind natürlich schöne Erinnerungen, die bleiben.“

  • … Neue Wege und innerverbandliche Arbeit im DTB

     „Das war manchmal schwierig. Man konnte auch niemandem böse sein, das kannte ja keiner. Aber es war unheimlich wichtig, dass man den Deutschen Tennis-Bund dahinter brachte. Worauf ich wirklich innerverbandlich ein bisschen stolz bin: Ich habe alle wichtigen und entscheidenden Abstimmungen einstimmig bekommen, über all die Jahre. Das hätte auch schiefgehen können. Dazu gehört zum Beispiel auch der Bau des Daches in Hamburg. Wenn man es nicht gemacht hätte, dann hätten wir die großen Turniere nicht bekommen. Leider sind sie später dann nicht verteidigt worden oder konnten nicht verteidigt werden. Jetzt ist es also wieder auf einem guten Weg, glaube ich. Da musste man in einem Verband schwierige Gespräche führen. Und ich bin nie abends noch an die Bar gegangen, weil ich mir gesagt habe: Das kann nicht konstruktiv sein, was dann so spät diskutiert und besprochen wird. Ich lasse das am nächsten Tag auf mich zukommen. Und aus einstimmiger Ablehnung ist in vielen Fällen ein einstimmiges ‚Ja‘ geworden.
    Ich würde sagen, die Tätigkeit an der Spitze des größten und erfolgreichsten Tennisverbandes der Welt über elf, zwölf Jahre das war etwas, was in der Zeit schneller vergeht, als man es vorher meint. Das erste Mal habe ich wirklich darüber nachgedacht, als die Ära allmählich zu Ende ging. Damit man nicht Gefahr lief, wieder in eine neue Ära hineinzurutschen, wo dann keiner versteht, dass man dann nicht weitermacht. Dann hätte ich lieber zwei, drei Jahre früher aufhören sollen. Aber ich habe natürlich die Ära zu Ende begleitet. Und ich glaube, das war gut. Ich glaube, dass es fürs deutsche Tennis eine gute Lösung war.
    Meine Nachfolger haben das ja dann etwas schwieriger gehabt. Man kann eine solche Top-Position in einer Sportart nicht über 20 Jahre halten, 14 Jahre waren schon unendlich lange. Das hätte man ja auch nicht für möglich gehalten. Dann kommt auch eine neue Ära. Und meine habe ich dann auch beendet, indem ich also wirklich gedacht habe: 14 Jahre sind genug.“

  • … den World Team Cup in Düsseldorf und das ATP-Turnier in Halle

    „Die Etablierung des World Team Cups habe ich positiv in Erinnerung. Denn im Rochusclub kannte ich sowieso viele, Horst Klosterkemper an der Spitze sogar sehr gut. Das ist wirklich ein guter Freund. Und was das Verhältnis zum World Team Cup betrifft, ich habe gegen den Widerstand des internationalen Verbandes damals diese Veranstaltung unterstützt und gesagt: ‚Das müssen wir vom Deutschen Tennis-Bund nicht nur billigen, sondern auch unterstützen.‘ Sonst wäre das alles nicht möglich gewesen, die Veranstaltung in dieser Form durchzuführen. Insofern war der World Team Cup eine Sache, die ich immer unterstützt haben.
    Es war ja so, dass die Veranstaltung von vielen abgelehnt wurde, vor allen Dingen aus dem Sport. Weil man gesagt hat: Das hat nichts mit den mit den Turnieren zu tun, es geht ja um nichts. Und so wurde es ja auch propagiert, dass man gesagt hat, die Spieler brauchen vor Paris eine Veranstaltung auf Sand. Das war es aber nicht alleine.
    Die besten Spieler sind hergekommen. Ich habe mich darüber sehr gefreut, habe mich als Präsident des Deutschen Tennis-Bundes trotz andersartiger Interessen bei vielen dafür eingesetzt und das auch durchgesetzt, auch beim internationalen Verband, der sehr dagegen war. Philippe Chatrier habe ich lange dafür bearbeitet.
    In Halle bin ich einige Male gewesen. Die Veranstaltung habe ich auch vom ersten Tag an unterstützt, weil Gerhard Weber und seine Familie da etwas tolles hingebaut und geschaffen haben. Und die Idee, ein Rasenturnier in Deutschland zu machen, war ja etwas Einmaliges. Also auch das Turnier in Halle war für das deutsche Tennis gut und sehr wichtig. Ich bin auch in den ersten Jahren immer zu der Siegerehrung hingefahren, habe das mitgemacht und das symbolisch auch unterstützt.“

Die Schlacht von Hartford 1987

Geschäftsbeziehungen zu Ion Țiriac

Das Verhältnis zwischen Becker und Stich

Helga Masthoff und der ETuF

Rot-Weiss Essen und Helmut Rahn


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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