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Autor: Niklas Hack

Glander, Silvia

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Silvia Glander

*1944
Vorsitzende und Präsidentin des TV Ratingen 1865 e. V.

38 Jahre lang wirkte Silvia Glander als ehrenamtliche Impulsgeberin für die Professionalisierung und Wachstumsdynamisierung des TV Ratingen. Auch im Vorstand des Freiburger Kreises engagierte sich die Personalreferentin (nicht nur) für die Interessen ihres Großsportvereins.

Kurzbiografie

  • Geboren 1944 in Oldenburg i. O.
  • 1960-1963 Ausbildung zu Industriekauffrau
  • 1963-2009 Personalreferentin/Personalbetreuerin bei der Mercedes-Benz AG
  • Seit 1983 Mitglied im TV Ratingen
  • 1985-2006 Leiterin der Schwimm-Abteilung im TV Ratingen
  • 1991-2008 Stellv. Vorsitzende des TV Ratingen
  • 1994-2004 Mitglied und stellv. Vorsitzende der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Ratingen
  • 1996-2011 Vorstandsmitglied (bis 2003) und danach Vorstandsvorsitzende des Freiburger Kreis e. V. (Arbeitsgemeinschaft der deutschen Großsportvereine)
  • 2004-2020 Sportpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Rat der Stadt Ratingen
  • 2009-2015 Erste Vorsitzende des TV Ratingen
  • 2015-2021 Präsidentin des TV Ratingen
  • 2021 Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen

Silvia Glander über …

  • … ihren Einstieg in den TV Ratingen

    „Den Verein habe ich zunächst mal als Verein gar nicht wahrgenommen. Ich habe unsere Tochter angemeldet und die ging zum Schwimmen. Und da waren die Schwimmer und da war der Abteilungsleiter ein Schwimmer und er organisierte das. Zum Verein selber habe ich da noch nicht viel Kontakt gehabt. Wir haben uns einfach um den Sport gekümmert und das wars. Da war zunächst mal die Ausbildung und dann gab es die Fördergruppen und dann gab es die Leistungsgruppen. Und ab da waren natürlich auch die Eltern mehr gefordert, sodass man mehr dabei war und mehr Kontakt kriegte. Und da ich eigentlich gut organisieren konnte, bietet sich das ja einfach so an: Wer macht was? Dann habe ich gesagt: ‚Ich mache das.‘ Also erst mal mitorganisieren in der Abteilung. Dann wollte der Abteilungsleiter gehen, wir verstanden uns gut und haben auch mal zusammengearbeitet und so bin ich in den Verein hineingerutscht. Also erst mal gab es ein Gespräch mit dem Vorstand. Das war ja auch noch eine ganz andere Welt, als es heute ist.

    Da war es ja auch noch so, dass es noch keine hauptberuflichen Mitarbeiter gab. Es gab eine Halbtagskraft, die die Mitgliederverwaltung machte. Damals war es so, dass man fragte: ‚Hast du Ideen? Hast du jemanden, der das mitmacht? Dann mach!‘ Das war immer Vorstand.
    Wenn man mit dem Vorstand sprach und sagte: ‚Das möchte ich gerne‘ oder ‚ich habe die Idee und man könnte noch eine Gruppe machen‘. Dann ging es so, dass man sagte: ‚Ja, wenn du Übungsleiter hast und es sich lohnt und finanziell über die Runden kommt.‘ Dann konnte man das machen. Das galt nicht nur für das Schwimmen, das galt für Handball, für Leichtathletik. Da waren einfach alles ehrenamtliche Abteilungsleiter oder Übungsleiter, die für ganz wenig Geld damals arbeiteten. Da gab es noch sechs, sieben DM die Stunde.
    Es existierte eine Startgemeinschaft mit einem anderen Verein, wobei es auf der Ebene der Schwimmer und der Aktiven überhaupt keine Probleme gab. Es gab dann Probleme auf der Vorstandsebene, weil der eine nicht zahlte und der andere nicht zahlte, was mich zu dem Zeitpunkt auch noch nicht wirklich interessiert hat, weil solange das funktionierte, ging es ja.

    Und in dem Augenblick, wo man dann mit in die Verantwortung hineinkommt und den Verein mehr wahrnimmt, nimmt man auch wahr, was nicht so funktioniert. Und wenn alles funktionieren soll, dann muss sich das ändern. Der Verein hatte damals 1200, 1300 Mitglieder und der Vorstand hat dann entschlossen, die erste hauptamtliche Kraft einzustellen: Marion Weißhoff-Günther.”

  • … die Vereinslandschaft in Ratingen

    „Ratingen ist 1975 als Stadt von vielen Gemeinden im Rahmen der Gebietsänderungen zur Stadt geworden. Da gab es sieben kleine Dörfchen, die vorher selbstständig waren, die 1975 eingemeindet wurden. In den vier Größeren gab es auch Sportvereine, das waren keine Großvereine wie der TV. Der TV war und ist auch jetzt immer noch der größte Verein. Jetzt haben wir 6200 Mitglieder und in den anderen Ecken in Hösel zum Beispiel oder Lintorf und Ratingen-West. Da gibt es Vereine, mit denen man gut zusammenarbeitet, die kleiner sind, aber nie Konkurrent sind, weil die auch in ihrer Kirchturmsecke zu Hause sind, das Kirchturmdenken hat nie aufgehört und ist seit 1975 unverändert. Die Rathäuser wurden zwar abgeschafft in den einzelnen Dörfern, aber ansonsten ist das immer noch Hösel, Lintorf und so weiter, das bleibt.
    Und die Vereine, die da sind, die sind auch gut aufgestellt, das ist einer, der hat auch über 3000 Mitglieder, aber die anderen sind so bei 2000 geblieben. Wir sind so eine Gruppe Großvereine und haben dann später angefangen, uns auch mal zu treffen. Da der Sport Verband in der Stadt sehr schwierig zu steuern war oder sich auch schwierig gekümmert hat, wie das damals mit der Sportpolitik so war. Den Stadtsportverband gab es zwar, aber man hat ihn nicht gemerkt. Und da haben wir dann mit diesen fünf Vereinen eigentlich angefangen Sportpolitik zu machen. Das war aber auch erst Ende der 90er-Jahre, wo wir da aktiv geworden sind.
    Bis dahin haben wir uns erst mal selbst aufgestellt und Anfang der 90er-Jahre sind wir zum Freiburger Kreis. Bis dahin haben wir uns so aufgestellt, dass wir eine Struktur hatten, dass wir mit den Hauptberuflichen gut arbeiten konnten, die wurden nachher auch noch zu Fachbereichsleitern.

    Die Ehrenamtlichen waren irgendwann nicht mehr zu finden. Auch da hat sich ja die Zeit geändert. Die Frauen wurden berufstätig, die Männer waren im Sport beim Handball und Fußball vielleicht, aber mehr auch nicht. Und da musste man gucken, dass man diese Abteilungen mindestens hauptberuflich begleitet und dann einen Verantwortlichen in der Abteilung hat. Dem konnte man dann nicht mehr die ganzen Aufgaben abnehmen. Dazu gehörte auch die Verbandsarbeit und wie wir wissen, gab es für jede Abteilung wieder Meldungen, die wir machen müssen. Das hat dann die Hauptberuflichkeit übernommen und auch dafür gesorgt, mal neue Trainer und neue Übungsleiter zu finden. Also da hat die Hauptberuflichkeit sehr viel dazu getan, dass das funktioniert. Sie hat auch den Sport selber begleitet, Veränderungen mit eingeführt und immer wieder nebenher auch das Thema Immobilien.
    Wir haben 1989 das Sportstudio gebaut. Wir haben 1984 einen eigenen Kindergarten aufgebaut und in diesem Haus noch mal ein Studio entwickelt. Wir haben dann 2004 in einem anderen Stadtteil ein großes Studio gebaut.
    Also wir waren immer wieder mit Baumaßnahmen beschäftigt. Wir haben uns immer abends zu Besprechungen getroffen, um das Ganze auch auf den Weg zu bringen.
    Wir hatten Architekten, wir hatten Handwerker, die brauchen das Geld. Das war immer das Schlimmste, bei der Verwaltung das Geld zu bekommen. Sie müssen ja erst mal sagen, was sie wollen.
    Dann müssen sie die Politiker überzeugen. Das heißt, ich bin dann teilweise alleine oder auch mit der Marion zusammen von einer Partei zur anderen gefahren. Sind dann in die Fraktionsrunden und haben dann fest vorgestellt, was wir vorhaben. Bis wir dann das Geld hatten, hat es natürlich auch wieder gedauert. Natürlich auch mit unserem Vorsitzenden, der in der FDP aktiv war. Und ich war in der CDU aktiv. Also da haben wir beide unseren Weg aufgenommen und es hat bis jetzt immer dazu geführt, dass wir auch Erfolg hatten.

    Der Kindergarten kam dazu. Das war am Anfang schwierig mit den Verhandlungen im Landschaftsverband, da fehlten uns vier Quadratmeter, um die genehmigte Fläche für den Kindergarten zu bekommen. Da haben wir hin und her geschoben, damit wir die vier Quadratmeter kriegen.
    Heute, glaube ich, haben sie Kindergärten in jeder Wohnung, da fragt kein Mensch mehr, ob die Quadratmeter reichen, weil der Bedarf so groß ist. Aber wir haben uns als anerkannter Sport und Bewegungskindergarten auch selber verwalten können. Wir haben unsere Beiträge selbst festgesetzt für die Kinder. Die Eltern haben für den Sport auch relativ viel bezahlt. Wir sind dann Anfang der 2000er-Jahre übergangen in die Verwaltung durch die Stadt, wobei wir immer noch selbstständig sind bei dem, was wir machen dürfen. Nur bei den Aufnahmen der Kinder sind natürlich jetzt auch die Meldungen von der Stadt dabei. Aber das läuft hervorragend. Die Eltern zahlen immer noch ihren Beitrag für den Sport zusätzlich zum normalen Beitrag. Und jetzt wird bei uns nicht gestreikt. Ich meine, das muss man einfach auch wissen. Das wissen die Eltern auch zu schätzen.“

  • … Schwimmen für muslimische Frauen

    „Ich habe Schwimmen für muslimische Frauen eingerichtet. Das war ein harter Job. Es kam eine Muslima und sagte: ‚Wir haben zwar Wasserzeiten, aber ich kriege das nicht richtig gebacken, mit dem Training und mit den Stadtwerken, denen ja das Bad gehört.‘ Die hatten sich beschwert, dass es so schlimm ist und da im Bad gegessen wird und Hygiene sei für die ein zweites Wort. Und dann habe ich auch so gedacht, ja, gucken wir mal!
    Und die habe ich dann auch zum Gespräch gebracht und habe aber gemerkt, dass sie eigentlich mit ihrem Verein ‚islamische Sport und Kultur‘ hieß der, also dass sie mit ihrer Gruppe so in unseren Verein wollte.
    Und dann haben wir gesagt, das geht nicht. Wir sind ja für Integration, die habe ich mir da ganz anders vorgestellt, aber trotzdem haben wir ein Stück Integration erreicht. Ich habe gedacht, wenn ich dann deutsche Frauen finde, die schwimmen möchten und muslimische, das wäre doch eine nette Ecke, das ist nichts geworden.
    Erst mal wollten die deutschen Frauen nicht. Da habe ich nur eine gefunden, die mir zuliebe mal da schwimmen gegangen ist. Und ansonsten wollten sie die Muslime auch unter sich lassen. Die Frau, die da zunächst mal sehr nett war, ist dann sehr extrem geworden und hat sich beklagt, dass unsere Übungsleiterin in kurzer Hose am Beckenrand stehen würde. Also bin ich jede Woche erst mal mit ins Bad und habe mir das angeguckt. Die brachten dann Essenskörbe mit, weil sie ja auch ein paar Kinder noch dabei hatten. Das geht überhaupt nicht. Die mussten sich ausziehen, umkleiden, Badezeug anziehen.
    Das war am Anfang nicht unseren Vorstellungen entsprechend. Dann haben die sich beklagt. Es tagten dann in Ratingen die drei Imame von Ditib und wie die anderen so heißen und unser Dezernent hat das dann dort geklärt, ob es so laufen kann. Ja, die Imame waren damit einverstanden, dass unsere Übungsleiterinnen so am Beckenrand stehen. Aber die Frauen haben immer noch nicht aufgegeben.
    Dann habe ich alle angeschrieben, Merkel, den Landessportbund, die Landersregierung in Hannover, dort war seinerzeit eine türkische Ministerin. Ich habe also alle angeschrieben, was die denn davon halten. Wir wollten Integration und meine Integration habe ich dann damit begründet, dass man Menschen eingliedert ins Vereinswesen und überhaupt mal Mitglied im Verein zu sein, jeden Monat Gebühren zu zahlen und dann auch pünktlich zu kommen und zu gehen und sich an die Vorschriften zu halten, die der Verein hat. Das war für mich das Ergebnis der Integration.

    Also die haben dann auch alle geantwortet und wir sind mit diesem Iman und so übereingekommen, wir machen das so, wie wir das für richtig halten. Da braucht keine einen Burkini oder sonst was. Und das ging gut. Die eine Frau hat dann noch gesagt, wenn sie nicht wäre, wäre eine andere Frau ertrunken. Dann habe ich sie rausgeschmissen, weil das nicht stimmte. Die hat dann auch irgendwann Ruhe gegeben und seitdem lief das eigentlich wirklich toll. Wir haben dann zweimal im Jahr dafür gesorgt, dass im Foyer des Sportbads, da war sonst keine andere Gruppe mehr, die Frauen sich treffen konnten und jeder brachte was Gekochtes mit. Das war eine wunderbare Runde. Die haben Rezepte ausgeteilt. Es waren ja nicht nur Türken, die waren ja aus Marokko, aus Algerien, aus der Türkei. Es war ja eine ganz bunte Runde da. Und wir hatten in der Hochzeit an die 75 Anmeldungen und leider ist das mit Corona jetzt verschwunden.

    Aber das war in der Form Integration, für die war es im Verein super. Einige haben dann gesagt, wenn sie die Anmeldung unterschreiben sollten: ‚Nein, mein Mann hat gesagt, ich darf nicht unterschreiben.‘ Dann hat man gesagt: ‚Nehmen Sie es mit und machen das zu Hause.‘ Das sind ja alles Dinge, die man regeln kann.
    Die Kinder kamen dann später nicht mehr mit. Wir haben dann unterteilt in Schwimmausbildung, Aqua Jogging und dann das normale Schwimmen im Becken und das war für die Frauen völlig okay und das war auch wirklich eine tolle Sache. Jetzt steht das Wasser leider nicht mehr zur Verfügung, schade, das hat Corona auch geopfert.“

  • … Kooperationen mit Schulen und Eröffnung des Sportstudios

    „Also die Schulen sind ein ganz großes Problem, weil die Schulen eigentlich immer glauben, sie brauchen die Vereine nicht. Wir haben angefangen mit einer Schule und diese Kooperation läuft eigentlich immer. Wir haben dort einen unserer Sportlehrer abgestellt zum Sportunterricht. Und die Schule hat dafür eine Lehrerstelle in diese Stundenangebote von uns umgewidmet. Das hat jahrelang gut funktioniert. Im Volleyball zum Beispiel hatten wir dann auch in dieser Schule eine Mannschaft, die dann auch gestartet ist. Also das war eine gute Entwicklung. Heute etwas eingeschlafen mehr oder weniger aus Zeitgründen und weil auf dieser Schule auch gerade neu gebaut wird. Es sind zu viele Kinder, sodass dann überhaupt nicht mehr richtig zu steuern ist, wer geht jetzt in diese AG, um das zu machen? Aber noch läuft sie und noch gibt es diese Sportangebote. Aber es ist nicht mehr diese Stärke, die sie mal hatte, also wirklich einen Vormittag in der Schule und Sportunterricht und verschiedene Angebote zu geben.

    Also die Kooperation läuft noch, aber sie ist nicht mehr so ausgefüllt. Wir haben einen Sportlehrer an eine Schule vermietet, weil es da gerade keinen Sportlehrer gab. Der hat dann auch Sportunterricht mitgemacht und das ist dann entsprechend abgerechnet worden. Also von daher haben wir den Schulen immer gesagt: ‚Wir sind auch da.‘ Unsere Turnhalle wird vormittags von den Schulen genutzt, auch da sind Verbindungen zum Sport da und durch den Ogata sind die natürlich generell gut.

    Ich habe mich damals geweigert, ein Fitnessstudio zu machen. Ich hatte lange mit der Frau Schwarze Kontakt. Die war ja damals Vorsitzende vom Deutschen Studioverband oder so ähnlich hieß der. Ihr habe ich gesagt: ‚Fitnessstudio finde ich nicht in Ordnung.‘ Wir haben es dann Sportstudio genannt. Das waren so die ersten, die im Sportbereich auf den Weg kamen, wo natürlich die kommerziellen Studios ja sehr stark auch gegen gewettert haben, obwohl man dann das System nicht verstanden hat. Wir haben gesagt: ‚Wir stecken das Geld ja wieder in den Sport.‘ Dieses Geld braucht man nämlich zum Leistungssport.

    Also wenn ich sehe, was das Studio erwirtschaftet. Das ganze Geld geht also fast in den Leistungssport, weil da die Kosten enorm gestiegen sind. Und natürlich geht das Geld auch zum Teil in den Breitensport, aber überwiegend in den Leistungssport.
    Wir haben damals angefangen und mit 800 Leuten kalkuliert, das waren ganz schnell viel mehr. Also das ist ein Standbein im Verein, ohne das könnte man nicht das machen, was man heute machen kann.

    Angefangen hat die Idee mit dem Fitnessstudio folgendermaßen: Die Idee kam aus dem Sportmanagement, also von der Marion. Die Diplom-Sportlehrer, die von der Hochschule kamen, haben ja eine ganz tolle Chance gehabt, sich ihr Berufsfeld selber aufzubauen. Die kamen ja ins Nichts, sag ich jetzt mal und haben dann angefangen, sich zu entwickeln, haben ein tolles Netzwerk gehabt. Und aus diesem Netzwerk heraus sind auch diese Gedanken entstanden. Also da war ich nicht beteiligt als Ideengeber, sondern ausschließlich durch Sport oder auch alle anderen, die sonst in der Redaktion waren.
    Da kam also die Idee: Wir sollten ein Sportstudio entwickeln, und zwar zunächst mal andere Geräte, aber auch die Möglichkeit schaffen, der Gesellschaft angepasst, dass nicht jeder zu einer bestimmten Stunde Zeit hat, um Sport zu treiben. Sondern ich kann morgens gehen, ich habe Zeit, ich kann nachmittags gehen oder ich habe abends Zeit. Dann kamen die Gedanken: Ja, aber die wollen doch Gruppen? Der Verein hat doch diese Vereinsphilosophie, dass man miteinander etwas macht. Also das war so das Gegenstück zu dem freien Sporttreiben im Sportstudio. Aber trotzdem haben wir dann gesagt, an dieser Entwicklung muss man festhalten und dieses individuelle Sporttreiben muss einfach sein. Und da muss man es auch spannend machen. Und da gab es ja diese Geräte, ich glaube, aus München kamen die, die mit einem sprachen: ‚Hallo, bist du wieder da?‘

    Das war ja eine tolle Zeit. Und was sich entwickelt hat, dass es auch da wieder Gruppen gibt, die sich nämlich um 6:00 Uhr oder um 8:00 Uhr treffen, keine 20 in der Halle, aber fünf, sechs, sieben wie auch immer. Also das war so die Entwicklung der Gesellschaft.

    Die jungen Sportwissenschaftler haben gute Arbeit geleistet, muss ich sagen, in diesem Netzwerk. Dadurch sind wir dann ja auch zum Freiburger Kreis gekommen, weil dieses Netzwerk einfach bestand und die Sportmanager, das sind die heutigen Geschäftsführer und Vorsitzenden. Ich fand das toll, mit welchem Engagement Sie diese Zeit genutzt haben, den Sport in den Vereinen vorwärts zu kriegen. Das hätte man alleine am Schreibtisch vor sich hindenkend gar nicht schaffen können. Also diese Entwicklung, wenn heute einer die Position übernimmt, der kriegt ein gemachtes Arbeitsfeld. Aber dieses reiche wissen, was da entwickelt worden ist, welches die ja mitnehmen, das fand ich einfach toll. Wer hat schon diese Chance gehabt?
    Und das hat Spaß gemacht, damit zu arbeiten. Also diese Arbeit, auch wenn es viel Arbeit war. Ich weiß gar nicht, wie ich das manchmal gemacht habe. Ich habe ja auch einen Vollzeitjob gehabt. Ich habe 40 Stunden gearbeitet. Und dann war auch noch die Politik dabei. Aber es war toll, es hat sich was bewegt, es waren Ideen da und man hatte Möglichkeiten gesucht, was umzusetzen oder auch fallen zu lassen. Es war toll. Also die, die jetzt kommen, können das auch toll machen. Aber sie haben schon mal was vorgegeben, wo sie rein müssen. Das war damals einfach eine tolle Zeit. Eröffnet wurde das Studio 1989.“

  • … die Akquise hauptamtlicher Mitarbeiter

    „Der Vorstand hatte eigentlich gar keine andere Wahl, wenn er den Verein vorwärtssteuern will. Alle haben erkannt, dass es so nicht geht. Also irgendwas muss jetzt passieren. Und dann meckerten auch manchmal die Abteilungsleiter, dass sie auch nicht mehr alles konnten und auch nicht wussten, an wen sie sich wenden sollten. Dann kam ja auch die Verbandspolitik dazu, das Meldewesen bei Veranstaltungen und Wettkämpfen und so und dann ist entschieden worden: ‚Wir müssen das jetzt hauptberuflich und zwar mit einer Fachkraft mit gut ausgebildeten Diplom-Sportlehrern besetzen.“

    Da haben wir die Stelle ausgeschrieben beim Arbeitsamt. Alle anderen, die dazugekommen sind auch übers Arbeitsamt, sonst hätte man keine ABM-Maßnahmen erhalten, aber da kannte man sich. Das ist dieses, wer kennt wen? Ich kenne jemanden, der jemanden kennt und er meldet sich dann beim Arbeitsamt und meldet sich da arbeitslos. Sie waren ja auch arbeitslos und dann konnte man vermittelt werden. Das war der Einstieg, am Anfang waren es drei. Einer davon ist dann ganz schnell wieder gegangen, weil er doch nicht in die Vereinsphilosophie passte. Es muss im Vorstand und auf der hauptberuflichen Ebene passen. Da muss man sich auch mal trennen, wenn einer nicht passt. Weil nur dann, wenn dieser Kreis funktioniert, kann es erfolgreich sein, wenn die gegeneinander arbeiten, wenn sie einen haben, der immer so hintenrum muffelt. Oder einen haben wir rausgeschmissen, der hat Sportstunden aufgeschrieben, die er gar nicht gemacht hat. Da ist man ein Betrieb, da ist man Unternehmer, da ist man Arbeitgeber und dann schmeißt man raus. Das ist genauso wie in jedem anderen Beruf auch.
    Und das muss man auch tun, dann darf man nicht denken: Ach du lieber Himmel. Und ich bin im Verein und der Verein macht das nicht. Also wenn man so anfängt, dann kann man nicht arbeiten. Also man muss gucken, dass diese Ebene funktioniert. Und wenn da einer muffelt, dann muss man gucken, weshalb, wieso, warum ist das so? Es gibt ja auch Gruppen, die keinen reinlassen. Also ich meine, auch das gibt es auf der Ebene. Wenn ich fünf hauptberufliche Mitarbeiter habe, kommt der sechste und die wollen den nicht, da macht man gar nix, da wollen die den nicht und dann muss man gucken, was ist mir wichtiger. Also das ist Arbeitgeberaufgabe.

    Aber gefunden wurden die hauptamtlichen Mitarbeiter meistens durch Netzwerke. Also die ersten ABM-Maßnahmen ja, dann hat man jemanden gesucht und dann gab es hier die Plattform der Sporthochschule, da wurde dann ein Aushang gemacht. Das war nicht so schwer, da waren ja auch viele, die einen Job gesucht haben. Also irgendwie möchte man ja mit dem, was man gemacht hat, auch arbeiten, entweder in der Praxis oder im Management. Das war die Entwicklung und die war einfach toll zu der Zeit. Ich glaube, heute ist es schon schwieriger, eine gute Kraft zu kriegen, weil alle irgendwie versorgt sind oder wissen, wohin die gehen. Oder ich weiß es nicht genau, ich bin da außen vor.
    Aber man muss schon wissen, was man will und wo man es machen kann. Ich glaube, dass der Arbeitsmarkt für Sportwissenschaftler sehr bunt ist.
    Also so war das, dass man dann Leute gekriegt hat. Man hat immer ein Team, was funktionieren muss und das gilt auch für die für die Entwicklung. Als wir angefangen haben zu überlegen: Wie kriegen wir unseren Verein überzeugt, dass kein ehrenamtlicher Vorstand mehr da ist. Das waren zwei Jahre Arbeit.
    Ich habe mit allen Abteilungen gesprochen. Ich habe mir dann den Dieter Rehm von Rheine geholt. Die hatten das gerade gemacht. ‚Erzähl du mal unseren Leuten, wie das bei euch gelaufen ist.‘ Und so kriegt man das hin, dass die sagen, die Idee ist doch gut und das auch mitgetragen haben, dann braucht er ja ein Präsidium und wen nimmt man da rein und was machen die? Und viel Arbeit hat das Präsidium eigentlich nicht, soll es auch gar nicht haben, weil der Vorstand ja arbeiten muss.

    Also das muss man alles hinbiegen und da muss man die Satzung ändern, eine komplette neue Satzung machen. Ja, und dann hat man es geschafft, dann kann man sagen, genau so geht das.“

Organisation von Schwimmwettkämpfen im analogen Zeitalter

Hauptberuflichkeit als Grundlage der Vereinsentwicklung

Eigenengagement als Wachstumsbedingung

Verhältnis zu DOSB und LSB

Die Professionalisierung des Vorstands


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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Ebener, Volker

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Volker Ebener

*1944
Judoka, Geschäftsmann und Gründer der FIBO GmbH

Als Judoka bereiste Volker Ebener die Welt. Er erkannte den sich anbahnenden „Fitnessboom“ und eröffnete ab den 1970er-Jahren diverse Fitnessstudios, ehe er sich auf die Organisation und Konzeption von (Sport-) Messen konzentrierte.

Kurzbiografie

  • Geboren 1944 in Moers
  • 1960-1962 Ausbildung zum Polizeibeamten in NRW
  • 1961 und 1962 bundesdeutscher U19-Meister für den Siegener Turnverein 1846 e. V.
  • 1965-1969 Studium der Rechtswissenschaften in Köln, 1. Staatsexamen
  • 1965-1972 Trainer und Athlet des Polizeisport Vereins Köln 1922 e. V. (Aufstieg von der Bezirks- bis in die Bundesliga)
  • 1968 Trainertätigkeiten für den Südafrikanischen Judo-Verband
  • 1969-2002 Betreiber einer Kampfsportschule in Bonn
  • 1971 bundesdeutscher Vizemeister (Einzel)
  • 1972 bundesdeutscher Vizemeister (Mannschaft)
  • 1972 Mitglied des DJB-Olympiakaders in München (ohne Einsatz)
  • 1972-2001 Eröffnung von sieben Fitnessstudios [Bonn (3), Bottrop, Herne, Hürth und Marburg]
  • 1978 Gründung der Firma BonSport GmbH
  • 1984-1990 Co-Konzeption, Co-Gründung und Betrieb der FIBO GmbH mit Partner Kurt Thelen – Erstmalige Durchführung 1985
  • 1990-1995 Verkauf der FIBO GmbH an Blenheim International Deutschland GmbH (heute: Reed Exhibitions Deutschland GmbH) – bis 1995 Tätigkeit als  FIBO-Eventdirektor
  • 1996-2000 Konzeption, Gründung und Durchführung der YOU Messe
  • 1999-2000 EXPO 2000: Konzeption des Thyssen-Krupp-Pavillons auf dem Messegelände Hannover und Leitung des Youth Information Forums
  • 2001-2020 Nach dem Verkauf der FIBO an Reed, Berater bei Reed International
  • 2002-2010 Konzept zur Umsetzung des Karstadt-Ruhr-Marathons
  • 2002-2008 Gründung der Idko GmbH & Co Kg
  • Seit 2021 Herausgeber des Online Magazins „Fitness News Germany“

Volker Ebener über …

  • … Schulsport und seinen Zugang zum Judo

    „In der Schule wurde ich relativ früh vom Sport freigestellt, weil ich schon Deutscher Jugendmeister war und in der Woche außer an zwei Tagen jeden Tag trainiert habe. Und dann hatte man eben Sorge, dass ich mich da übernehme und überlaste. Und dann hat die Schule von sich aus gesagt, dass ich da nicht hinkommen müsse. Wenn ich kommen wollte, dann wäre das ohne Weiteres möglich. Dann habe ich aber auch meistens in der Schule mitgemacht und dann war es im Judo so, dass nachdem ich dann Deutscher Jugendmeister geworden war, die Jugendgruppen dort betreut habe. Das war dann auch ein kleines Zubrot. Da gab es dann mal ab und zu einen Zehner jeden Monat. Das ist heute kein Geld, aber damals war das noch schönes Geld, zumindest für einen in meinem Alter und zu der Zeit.
    Mein Vater lag viel in Kliniken bevor er gestorben ist, unter anderem in Gießen und Marburg. Und ich war viel allein zu Hause oder bei Verwandten und bin dann nachmittags durch die Sporthallen gestromert und habe dort geguckt, was die machen. Und dann kam ich irgendwann auf welche, die in weißen Schlafanzügen da rumliefen und sich gegenseitig auf die Matte geworfen haben. Das hat mir dann in dem Alter, damals war ich so um die 14 Jahre alt, da hat mir das imponiert und da bin ich dann hingegangen und da ich keine Aufnahmegebühr zahlen musste, aufgrund meiner wirtschaftlichen Lage, konnte ich dann da mittrainieren. Dann hat schon damals der Trainer gesagt: ‚Wenn aus dir was wird, musst du das hier später abarbeiten, dann kannst du hier Hilfstrainer werden.’ Und das ist dann auch so passiert.
    Judo war damals noch relativ exotisch. Das kann man an meinem Ausweis sehen, den ich vom Deutschen Judo Bund bekommen habe. Der ist also noch in einer vierstelligen Nummer vergeben worden. Das heißt, um die 10.000 waren da maximal im Deutschen Judo Bund. Und das war für viele Leute, wenn man es einmal macht, dann war Judo das mit dem Hin- und Herschmeißen in den Schlafanzügen oder so was. Also viel Ahnung hatten die Leute nicht davon, aber es wurde akzeptiert.“

  • … seine ersten unternehmerischen Tätigkeiten in der Fitnessbranche

    „Ganz grundsätzlich ist es so, dass wir natürlich Mitarbeiter eingestellt haben. Wir mussten ja nachher auch eine eigene Presseabteilung haben und so was. Das war ja gar nicht anders möglich, um entsprechend größer zu werden. Und man lernt da ‘by doing’.  Ich hatte einen guten Steuerberater und auch heute noch eine gute Steuerberaterin. Die möchte ich nicht missen, denn ohne diese Leute wäre es nicht möglich gewesen. Man muss hier ein hundertprozentiges Vertrauen aufbauen, weil es ja auch darum geht abzuwägen: ‚Wie mache ich das jetzt‘? Wenn es eine halbe Million oder Million kostet, dann sind das Beträge, da muss man sich sicher sein. Wenn man das Geld noch nicht mal selber hat und es sich noch zum Teil leihen muss, dann wird es natürlich noch intensiver. Es ist wichtig, dass man gute Berater hat. Die sollte man dann auch entsprechend bezahlen. Da führt kein Weg rum.

    Das letzte Studio war in Marburg. Also ich habe drei in Bonn gemacht, das nächste war Herne und dann war es Bottrop. In Hürth war dann das vorletzte.
    Ich bin in Essen aufgewachsen und mit der Nationalmannschaft habe ich immer mit einem das Zimmer geteilt, der aus Herne war. Und der suchte einen Partner, er hatte wirtschaftliche Probleme und hat mir einen Teil seiner Anlagen verkauft und dadurch war ich dann nachher da drin. Er hat dann auch ganz aufgehört und da habe ich ihm den Rest abgekauft. Und in Bottrop, da hörten wir, dass da damals die beliebtesten Geräte waren, das waren waren Nautilus und Daniken. Daniken war verchromt und Nautilus war nicht verchromt. Eigentlich habe ich von verchromten Geräten gar nichts gehalten, aber die Damenwelt, die fährt schwer darauf ab, das haben wir dann gesehen.
    Die haben uns das Bottroper Studio verkauft, samt diesen Daniken-Geräten und die Geräte habe ich dann teilweise nach Bonn geschafft und der Damenzuspruch wurde immer größer. Das war also ‚learning by doing‘. Das war nicht irgendwo gedacht, sondern einfach nur beobachtet.
    Der Alltag im Fitnessstudio war sehr abwechslungsreich, je nachdem, wie viele Mitarbeiter oder wie viele Studios man hat. Es gibt eben ständig Kunden, die sich über irgendwas beschweren und irgendwelche möchten auch ihre Freude zum Ausdruck bringen. Man muss auf alle eingehen. Und dafür braucht man Leute, die man dazu eingearbeitet hat, die dann entsprechend reagieren können und die Arbeit liegt eigentlich zum großen Teil eben darin, dass man den Markt auch sehr stark beobachtet und guckt, was es Neues gibt. Dass man nicht zu Hause bleibt, sondern in andere Studios fährt und sich anguckt, womit die anderen Erfolg haben. Ich bin also damals viel ins Ruhrgebiet gefahren, nicht nur, weil ich da die zwei Studios hatte, sondern weil da viele Impulse herkamen. Hier im Rheinland gab es nur einen, der hieß Blömer. Der war Mister Universe geworden, aber das war nie so meine Gangart. Ich bin zwar ganz gut mit dem Herrn Schwarzenegger bekannt, bin auch mehrfach bei ihm gewesen, aber der ist ja auch als Gouverneur und so was nicht unbedingt immer nur Bodybuilder gewesen. Und man muss da schon sehr viel abgucken. Man muss abwägen. Man muss überlegen: Passt das zu uns? Wie geht das? Und so weiter. Das konnten nicht viele Kollegen. Das habe ich gemerkt, die haben immer auf der Stelle getreten und wir sind ständig gewachsen.“

  • … die Entwicklung von Fitnesstrends

    „In den 1980er-Jahren fing es an, dass die Frauen sogar teilweise in den Studios in Kursform, nicht im Individualtraining mit Abstand die meisten Mitglieder stellten. Ich habe damals Jane Fonda auf die FIBO geholt, da haben wir 1000 Steps aufgebaut und dann haben wir die verlost und da mussten wir unter 25.000 Bewerbungen die 10.000 Steps verlosen, die da mitmachen konnten bei Jane Fonda. Und die war dann krank. Sie hatte Magen-Darm, sie konnte nichts machen. Das passiert aber schon mal.

    Im Homebereich sind wir, was die Fitnessgeräte angeht, so gut wie nie unterwegs gewesen. Wir haben, um es ganz ehrlich zu sagen, früher den Heimsport als Konkurrenz betrachtet. Was aber gar nicht der Fall ist, weil es gibt Leute, die können besser allein trainieren und andere, die brauchen eben einen Ansporn aus der Umgebung und so weiter und so fort. Also das ist überwunden. Aber die meisten Leute, die damals angekommen sind, die ließen sich auch damals von Trends leiten. Da gab es also alle viertel- oder alle halbe Jahre in den Group-Fitnessklassen neue Trends. Das hat in letzter Zeit sehr stark aufgehört. Wir haben kaum noch große Trends, außer eben die gesundheitsorientierten. Da wird viel dran gearbeitet, ist aber, sagen wir mal, nicht mehr so bunt wie früher. Früher war dieses Group-Fitnesstraining eine sehr bunte Sache. Da waren eben auch viele gut aussehende junge Damen drin und so was. Das hat sich alles heute ein bisschen mehr Richtung 40 und drüber entwickelt.

    Ich bin damals an den Herrn Möller herangetreten, bei der ersten Messe und habe ihn gebeten, da auf der Pressekonferenz ein bisschen was zu sagen. Und von der Zeit an, haben wir immer sehr eng zusammengearbeitet. Herr Möller war auf den ersten fünf Messen immer über alle vier Tage gebucht. Poschmann vom ZDF, leider verstorben, er hat immer alle vier Tage den Conférencier gespielt auf der Bühne – und ich habe mich gewundert, wie einer, der als Läufer da war, er war ja 800-Meter Läufer, wie einer so gut mit den Leuten umgehen kann. Damals war eben Bodybuilding noch weit vorne. Wir hatten immer fast alle Weltmeister und Mister Universes und so was da auf den Bühnen rumlaufen. Die Firmen brachten die meistens sogar mit, muss man korrekterweise sagen. Die hatten die dann so als Zugpferd für ihre Geräteausstattung. Und die wurden dann bei uns über die Bühnen gejagt. Und das war, sagen wir mal, der Anfang. Möller war dann nachher sozusagen der Kofferträger von Schwarzenegger. Der wohnte ja damals in den USA, der ist dann am Wochenende zum Arnold und dann sind die mit der Harley durch die Gegend gefahren. Und dann hat er mich ja irgendwann mitgenommen und dann gehörte ich dazu, um es mal so zu sagen.“

  • … Anfänge im Messewesen und das Unglück während der YOU 1996

    „Mir war klar, dass das Messewesen mir liegt und ich habe dann ja auch relativ zügig angefangen, die YOU-Messe zu planen und habe da auch ein gutes Team für zusammengestellt. Also insbesondere mein Geschäftsführer der Herr Arbin hat da viel zu beigetragen. Und das war dann auch so ein Ding, was relativ schnell explodierte. Nur das lief nicht so schwer an wie die FIBO, sondern das lief noch schlimmer an wie die FIBO, weil direkt bei der ersten Messe – ich hing mit der damaligen Frau Jugend-Familienministerin in einer Kletterwand, weil wir die Europameisterschaften der Junioren im Klettern veranstalteten, als mir mitgeteilt wurde, ein Hubschrauber von der Bundeswehr mit 13 Jugendlichen an Bord ist abgestürzt, am ersten Tag.
    Dann kam so nach und nach der eine oder andere rein. Von Sneakers der Chef: ‘Boys great show, but we will not make money with the show, we will leave it.’ Und dann brachen die einen nach dem anderen ab.
    Ich hatte nicht nur damals, ich hatte schon bei der FIBO die Heide Ecker-Rosendahl immer als meine Assistentin beschäftigt, die war für mich Gold wert. Erstens, sie hatte goldene Medaillen gewonnen und zweitens sie war Leistungssportlerin ohne geringste Anabolikaverwandtschaft. Und genau so eine Figur brauchte ich an meiner Seite, um eine Bodybuildingmesse, eine Sportmesse zu haben. Und dann habe ich die Heide auch mitgenommen zur YOU. Und als ich dann zur Heide sagte: ‚Okay, wir brechen hier ab, wir machen Schluss.‘ Ich sagte: ‚Heide, komm, wir gehen. Es ist egal, was ich hier bezahlen muss. Ich bin weg!‘
    Sagt sie: ‚Stell dir vor, ich hätte in München dasselbe gemacht, wie du jetzt.‘ Da sagt sie zu mir: ‚Stell dir vor, ich hätte auch die Flinte ins Korn geworfen, nachdem die Juden erschossen worden sind, dann hätte ich auch nie mehr die Goldmedaille gekriegt.‘
    Und das war für mich dann eben auch der Ansporn zu sagen, ich muss das auch durchstehen, auch wenn ich härter getroffen worden bin, als wir alle damals. Aber ich muss das durchstehen. Und die Heide, die hat mich dabei also hervorragend unterstützt und stand auch immer an meiner Seite, die hat mich bei der Stange gehalten.

    Die Messe wurde dann weitergeführt, teilweise in einem Jahr drei Stück. Ich bin immer in Berlin gewesen, nachher in Dortmund oder Essen, alternativ und ab und zu in Stuttgart. Das schwächste waren mal 80.000. Da freut sich mancher Messeveranstalter, wenn er davon 20 % hat.“

  • … kontemporäre Entwicklungen im Fitnessbereich

    „Es gibt natürlich inzwischen in Deutschland Unmengen von Discountern. Und wenn man gesundheitsorientiert arbeiten will, ist da im Moment ein großer Streit für Fitness für unter 16-jährige. In der ersten Normkommission, in der ich gesessen habe, haben wir beschlossen, Fitness darf man erst ab 16 machen, zumindest mit freien Gewichten. Und diese Einstellung, dass die Leute hergehen und sich jetzt damit intensiver beschäftigen müssen, weil sie eben auch viel ausgewogenere Programme kriegen. Es gibt heute künstliche Intelligenz in Geräten. Also wenn Sie bei meinen Fitnessgeräten irgendwo an künstlicher Intelligenz gesucht hätten, dann hätten sie lange suchen müssen, da waren ein paar Eisenrohre aneinandergeschweißt. Die haben heute Physiotherapieprogramme. Zum Beispiel habe ich vor kurzem ein neues Knie gekriegt, dann stellt der die Maschine auf EGYM und darauf reagiert er und dann bewegt er das Bein entsprechend nach meiner OP, wie das sein muss. Also da ist heute auch so viel Technik drin, dass man sich wundert. Elektronik ist unheimlich im Vormarsch in der Fitnessbranche und wenn man sich da mal rein kniet, da wird schon einiges geleistet, was da gebaut wird. Und wie gesagt, es rutscht der Aspekt der Gesundheit immer weiter nach vorne. Und gerade jetzt sind alle Fitnessleute schlau geworden, nachdem die Pandemie da war. Weshalb? Der schlaue Bürger ist zu seinem Physio gegangen und hat eine Verordnung mitgebracht und konnte da trainieren. Wir haben heute kaum noch eine Physiotherapie, die nicht einen Kraftbereich hat. Die durften alle offen haben. Jetzt gehen die natürlich auch alle her und machen entsprechende Rehakurse, Präventionskurse und so. Und alles, was Ärzte verordnet haben, das kann der Gesetzgeber nicht umwerfen. Wenn die Ärzte verordnen, dass ein Rehakurs eine gesundheitsfördernde Maßnahme ist und die verordne ich diesem Patienten, dann darf mir keiner die Hütte zumachen. Und das hat natürlich auch dazu beigetragen, dass die Leute sich vielmehr um die Gesundheit kümmern als um dicke Muskeln. Ich habe nichts gegen dicke Muskeln, ich hätte sie auch manchmal gerne dicker gehabt, aber dann hätte ich zu viel Gewicht gehabt.“

Als Student und Judoka in Südafrika

Unternehmerische Anfänge

Entstehung der FIBO

Erfahrungen mit Anabolika


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

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Drees, Rita

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Rita Drees

*1942
Erfolgreichste Amateur-Trabrennfahrerin der Welt

Nur sechs Tage nach ihrer Amateurfahrerprüfung in Gelsenkirchen stand die gebürtige Westfälin das erste Mal auf dem Siegerpodest. Es sollte nicht das letzte Mal gewesen sein. Im Laufe ihrer Karriere brachte es Rita Drees zu erstaunlichen 2.432 Siegen im Sulky.

Kurzbiografie

  • Geboren 1942 in Münster
  • 1961-2006 Kauffrauliche Angestellte im heutigen Hauptverband für Traberzucht e. V. in Bonn und später Kaarst (Zuchtabteilung)
  • 1965 Amateurfahrerprüfung in Gelsenkirchen
  • 1965-2020 Amateurfahrerin im Trabrennsport (mit 2.432 Siegen)
  • 1966-2001 Insgesamt 13-fache Siegerin der ‘Juwelier-Michels-Perlenkette’ in Dinslaken
  • 1970-1976 Jeweils bundesdeutsche Championesse der ‘Damen-Amateurfahrer’
  • 1976  und 1980 Jeweils (Amateur-)Europameisterin
  • 1978 Erstmalige Austragung eines geschlechtsübergreifenden Championats: Mit Co-Gewinner Hans Abel wird Drees sogleich die erste Championesse des bundesdeutschen Trabrennsports
  • 1978-2009 Insgesamt 14 Amateurfahrer-Championate
  • 1981 Silbernes Lorbeerblatt
  • 2003 Deutsche Meisterschaft
  • 2019 Aufnahme in die Hall of Fame des deutschen Trabrennsports

Interview-Ausschnitte

  • … ihre Kindheit auf dem elterlichen Hof

    „An die Zeit in Münster erinnere ich mich eigentlich sehr wenig. Ich bin da zwar geboren, das war noch im Krieg, der Krieg hat ja 1945 erst aufgehört. Und ich habe auch das nur überlebt, weil meine Eltern mich, als ich zwei Jahre alt war, nach Everswinkel gebracht haben. Da war der elterliche Hof meiner Mutter, ihre jüngste Schwester war noch dort und die hat mich mehr oder weniger dort großgezogen.
    An diese Zeit aus Münster erinnere ich mich sehr wenig, da war ich erst zwei Jahre alt.
    An die Zeit in Everswinkel, wo ich dann aufgewachsen bin, zur Schule gegangen bin, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Und das war eben wie das früher auf dem Land so war. Da war ein Hof, der außerhalb lag, die nächste Schule und die nächste Pinte, wie man so schön sagt, waren drei Kilometer weit weg.
    Da bin ich dann eben mit Pferden aufgewachsen und daher kommt auch die Passion. Auf diesem Hof wurde schon lange Traberzucht betrieben. 1906 hat mein Großvater damit angefangen und sein Sohn, der den Hof geerbt hat, hat das weiter gemacht. Der hat aber auch zunächst geritten und war dann Trabrennfahrer.
    Es war ein ganz normaler landwirtschaftlicher Betrieb, wie man ihn früher hatte, wo speziell natürlich die Traberzucht den Vorrang hatte. Aber es gab genauso Kühe, Schweine, Hühner, Gänse. Also alles, was damals dazu gehörte. Es gab eben noch keine Massentierhaltung in dem Sinne, wie es das heute gibt, sondern das waren zehn, zwölf Kühe und 30 Schweine. In diesem Umfeld war das halt ganz was anderes als das, was heute in der Landwirtschaft los ist.

    Im Grunde bin ich mit Pferden groß geworden, daher stammt auch die Passion. Ich habe sehr früh schon, als ich zwölf, 14 Jahre alt war, gelernt, mit den Pferden umzugehen und das hat sich nachher immer wieder bemerkbar gemacht.
    Mein Großvater war ein Fan, wenn man das so sagen kann, von schnellen Pferden im Wagen. Also er hat nicht in dem Sinne geritten oder so was, sondern er ist immer gefahren. Und zu der Zeit gab es noch keine Autos und durch diesen Sport ist dann auch sein Sohn dazugekommen. Die Zucht wurde immer weiterentwickelt und die Pferde, die waren im Wagen immer noch schnell.
    Am Anfang waren die Leute, die sonntags morgens zur Kirche fuhren, beleidigt, wenn er mit einem Traber daran vorbei fuhr, wenn er woanders halt schneller war. Und dadurch ist das aber auch entstanden, dass die Zucht weiterentwickelt wurde, dass sein Sohn das weitergemacht hat. Damals war es umgekehrt, wie es heute ist. Im Turniersport gab es einen Ehrenpreis und wenig Geld und der Sohn hat dann angefangen und hat auf C-Bahnen Rennen gefahren. Und wenn er dann sonntags gewonnen hat und hat 300 Reichsmark mit nach Hause gebracht, dann durfte er weitermachen.“

  • … das Ruhrgebiet als Zentrum des Trabrennsports

    „Ich denke, dass das Interesse am Trabrennsport mehr mit den Menschen, die da lebten, zusammenhing. Denn es ist ja so, der Krieg war zu Ende. Und ich weiß mal von einem Reporter, der bei uns regelmäßig bei den Trabrennen war, der sagte: ‚Als wir jung waren, gab es nur zwei Dinge sonntags. Das eine waren Tauben und das andere waren Trabrennen.‘
    Da gab es auch in dem Sinne den Fußball noch nicht so im Ruhrgebiet. Und dadurch, dass viel gewettet wurde auf den Rennbahnen, sind diese Bahnen in Westdeutschland auch groß geworden. Ein Bezugspunkt zum Trabersport war sicherlich in erster Linie das Wetten. Sehr viele sind dann zur Rennbahn hingegangen, um da zu wetten. Aber eben auf der anderen Seite auch der Bezug zum Pferd, weil die Unterhaltung eines Trabers damals relativ kostengünstig war. Also es waren ganz normale Bäcker und Metzger, die sich ein Pferd halten konnten und damit gut über die Runden kamen und dann an Rennen teilgenommen haben. Und dadurch kam auch der Bezug zum Pferd immer mehr.

    In der Öffentlichkeit wurde im Grunde relativ wenig berichtet. Es ist im Endeffekt immer gejammert worden, dass andere Sportarten in den Medien viel besser vertreten waren. Und bei uns war immer der Galopprennsport der große Bruder. Die Unterhaltung eines Galoppers war wesentlich teurer und komplizierter. Das Pferd verlangte viel mehr von seinem Umfeld als ein Traber, der relativ genügsam ist. Also der Trabrennsport stand meistens somit auf der Verliererliste und das war dann auch die Zeit, wo das losging, dass sehr viel über den Fußball berichtet wurde. Und wenn ich so daran denke, es wurde auch sehr viel Leichtathletik übertragen, diese großen Leichtathletiksportfeste oder so was. Also das war das, was dann in den Medien ganz egal jetzt ob Zeitung oder nachher im Fernsehen auch mehr rausgebracht wurde.

    Versuche, mehr Medienarbeit zu leisten, die gab es eigentlich immer. Das waren auf der einen Seite die Rennsekretäre, also die Leute, die bei den Rennvereinen verantwortlich waren, die das versucht haben und dann auch die Vorsitzenden vom Hauptverband. Man hat dann versucht, zum Beispiel den Einlauf vom Derby in den Tagesthemen abends zu zeigen. Das war dann schon ein Riesenerfolg, aber im Grunde war das immer relativ wenig.“

  • … Trabrennsport der 1980er-Jahre und beruflicher Alltag

    „In den 1980er-Jahren lief es eigentlich noch gut. In den 1990er-Jahren ging es noch, aber da begann das dann, dass die Umsätze nicht mehr so stark waren. Das waren ja immer diese Vergleichszahlen vom Jahr vorher zum anderen Jahr hin und das sich da dann ein leichter Rückgang bemerkbar machte. Und das war dann auch damals die Zeit, wo weitaus die meisten Renntage stattgefunden haben. Wir hatten zum Beispiel hier im Ruhrgebiet fast an jedem Tag Rennen. Ausgenommen war damals mittwochs, aber der eine Renntag wie der andere. Das waren so die standard Renntage.

    Im Grunde konnte ich den Beruf und das Trabrennfahren ganz gut vereinbaren. Wichtig ist, dass man ein bisschen auf seine Gesundheit achtet und sich nicht hetzt. Das war immer sehr sehr wichtig. Wenn ich zum Beispiel zum Rennen musste, dass man geguckt hat, also im Büro bis 4:30 Uhr meistens oder 5:00 Uhr, je nachdem und dann was gibt der Verkehr her. Und dann muss ich natürlich sagen, ist uns oft zugutegekommen, dass das Amateurfahren oft das letzte Rennen war. Dann konnte man die größten Staus, Autobahnkreuz-Kaarst usw. umgehen und war dann trotzdem rechtzeitig zur Stelle.
    Training war eigentlich weniger. Die Zeit war nicht da. Wichtig war immer als Fahrer oder Fahrerin, dass man die Konkurrenz kannte, dass man wusste, wie die einzelnen Pferde einzustufen sind, wo die Stärken oder auf der anderen Seite und dann auch die Schwächen liegen.“

  • … die Folgen der COVID-19-Pandemie für den Trabrennsport und ein Blick in die Kristallkugel

    „Eine Zeit lang wurden keine Rennen gefahren und dann, als es wieder losging, praktisch ohne Publikum. Es durften die Aktiven auf die Bahn. Also es war so, dass an der Pforte jemand saß, der hatte eine große Liste von den Leuten, die angemeldet waren. Das waren die Trainer und die Pfleger. Und wenn, dann noch ein Fahrer oder so was. Ich habe das ein, zweimal miterlebt, bin dann mit meinem Bruder dahingefahren und dann stand der da mit seinem Zettel. Ja, und dann hat der abgehakt: ‚Ach, da sind sie ja.‘ Das war gut. Am Anfang musste man da noch irgendwelche Zettel ausfüllen, teilweise mit persönlichen Daten und die Telefonnummern angeben, falls mal irgendwas sein sollte, dass man telefonisch zu erreichen ist oder so. Dann hat sich das langsam wieder ein bisschen normalisiert. Man muss sagen, heute können die Leute wieder hingehen, wenn sie wollen. Aber es ist natürlich nicht so wie vorher – gar nichts. Und speziell nicht bei uns. Auf den Rennbahnen hat die Bewirtung auf den Tribünen immer eine große Rolle gespielt. Also es gab was zu essen und das sind so Dinge, die einfach nicht wieder so angelaufen sind, wie wir das vorher hatten.

    Im Trabrennsport ist das fast lebensbedrohlich. Es ist ganz klar, wenn man das heute sieht, ist im Turniersport ja nicht so furchtbar viel anders. Diese ländlichen Turniere, das kriegen wir ja auch immer mit, die fallen reihenweise aus. Jetzt habe ich dieser Tage im Internet folgendes gelesen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung sitzt ja in Warendorf und die haben jetzt für Pferde, weil viele Pferde erkrankt waren, eine Pflichtimpfung für Herpes. Früher hat man nie so viel darum gegeben, aber das vermehrt sich heute wohl sehr schnell und ist sehr ansteckend oder so und dann hat man Pflichtimpfung für diese Pferde, die alle am Sport teilnehmen würden, installiert. Ja, und jetzt ist man dabei und überlegt schon wieder, ob man das abschafft. Denn die EU hat es bisher nicht übernommen und weil so viele Leute darüber geklagt haben, dass einfach die Kosten für diese kleinen Veranstalter viel zu groß werden. Die können damit nicht leben. Das heißt, die haben eine Reithalle, da sind Pferde stationiert, die da mehr oder weniger den Veranstalter unterhalten, auch indem sie teilnehmen, Sponsoren ranschaffen usw. Und das sind alles Dinge, die heute teilweise dann weggefallen sind.

    Im Grunde ist es so, dass in Deutschland die Zucht sehr zurückgegangen ist, während in anderen Ländern, speziell Frankreich, Schweden usw. da ist es unheimlich, wie der Sport und auch eben die Zucht da aufgeblüht sind. Und wenn man alleine die Anzahl der Pferde sieht, also wie viele Pferde es in Frankreich gibt, die nicht nur die im Sport sind, sondern auch in der Zucht, die haben 6000-8000 Fohlen im Jahr und da ist auch aufgrund der enormen Rennpreise die, die in Frankreich haben auch noch ein Zuwachs zu erwarten, während bei uns das im Gegenteil eher runtergeht.

    Eine Renaissance des Trabrennsports ist schwer zu sagen. Ich habe letzte Mal gesagt, dass wir das bestimmt nicht mehr erleben werden. Entscheidend ist bei uns, dass sich Menschen engagieren, die auch bereit sind, Geld in den Sport zu investieren. Und das ist, das sage ich mal, was bei uns zurzeit absolut fehlt. Wir haben teilweise sehr gut betuchte Leute wie zum Beispiel Tchibo oder Herrn Herz, die sich engagieren, aber die sich untereinander nicht so gut verstehen. Und deshalb macht jeder sein eigenes Süppchen und das ist dann schwer.
    Gerade im Bereich der Zucht. Dadurch, dass also so viele ausländische Pferde gekauft werden, egal ob aus Schweden oder aus Frankreich. Aber das sind die beiden Hauptländer, aus denen wir Pferde bekommen. Und durch diese PMÜ, die natürlich bei uns die Trabrennen auch fördert, haben wir jetzt teilweise sogar Franzosenrennen, also Rennen, die schreibt der Rennverein aus, in der nur französische Pferde startberechtigt sind. Und es sind jetzt in den letzten Jahren sehr, sehr viel französische und auch schwedische Pferde nach Deutschland importiert worden. Leider muss man ja sagen, sind das meistens minderwertige Pferde, die dann unseren Sport hier mit auffüllen und betreiben. In dem Sinne für den Trabersport und die Traberzucht oder so was, da sehe ich im Moment keinen Luftzug nach oben.“

Frauen im Trabrennsport der Amateure in den 1960er- und 1970er-Jahren

Arbeit im Direktorium für Traberzucht und Rennen

Die Folgen der Wiedervereinigung für den Trabersport


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Deimel, Ingrid

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Ingrid Deimel

*1939
Turnerin mit Leib und Seele

Seit 1948 turnt Ingrid Deimel im TV Geseke. Noch heute steht “Ikki” täglich als Übungsleiterin auf der Matte. Das vielfältige Engagement der gebürtigen Danzigerin für Turnen und Sport wurde 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt.

Kurzbiografie

  • Geboren 1939 in Danzig-Langfuhr (als Ingrid Beinert)
  • 1948 Eintritt in den TV Geseke
  • 1960-2020 Jugendwartin/ Frauenwartin des Ostwestfälischen Turngaus (OWTG)
  • 1987-2019 Vorstandsmitglied des OWTG
  • 1991-1997 Turnwartin im Westfälischen Turnerbund
  • 1993 und 2008 Sportlerin des Jahres der Stadt Geseke
  • 1994 Turnfestsiegerin in Hamburg
  • 1997-2017 Vorsitzende des Stadtsportverbandes Geseke
  • Seit 1999 Mitglied im WTB-Landesfrauenausschuss
  • 2000-2022 Vorstandsmitglied im KSB Soest
  • 2004 Bundesverdienstkreuz
  • 2012 NRW-Preisträgerin Mädchen und Frauen im Sport (Kategorie Lebenswerk)
  • 2013 Sportplakette des Landes NRW
  • 2015 Deutsche Seniorenmeisterin (bei den ‚ältesten Damen‘ Ü75)

Ingrid Deimel über …

  • … ihren Beitritt zum TV Geseke

    „Ich habe mich immer gerne bewegt. Ich war Hansdampf in allen Gassen und war ein bisschen flott. Und dann hieß es aber: Hier in Geseke gibt es einen Turnverein. Die ganzen Verwandten, die wussten auch Bescheid von dem Turnverein. Ja, und dann bin ich da sofort hin und habe mich angemeldet. Und wurde eigentlich von da an eine begeisterte Turnerin. Dann wurde damals eine Horst-Wessel-Halle gebaut. Das war ein ganz einfaches Ding. Da war ich schon als Trainerin tätig. Und von da an war ich nur Turnerin. Ich habe zwar auch Tennis gespielt und habe alles Mögliche an Sport gemacht, aber Turnen war mein wichtigstes – bis zum heutigen Tag.

    In der Schule in Geseke gab es auch Sportunterricht. Aber wie gesagt, nur so ein bisschen Laufen. Und ich weiß nicht, ob man da schon an Geräte ging oder ob wir überhaupt Geräte hatten, das weiß ich nicht. Aber ich weiß nur, dass ich in meinem Zeugnis immer Sport sehr gut hatte – von klein auf.

    Im Verein habe ich sofort gemerkt, dass man gut aufgenommen wurde bei den Mädchen. Mit denen ich heute noch dort zusammen bin, mit den Turnerinnen. Wir sind dann auch gemeinsam immer an die Geräte gegangen. Wir hatten tolle Vorturner. Und deswegen muss ich das immer erzählen mit dieser Horst-Wessel-Halle. Da habe ich zum Beispiel als junges Mädchen schon eine Grätsche oben aus den Ringen gemacht, was ich heute gar nicht mehr verstehen kann. Habe mir damals natürlich auch einen Arm gebrochen und einen Arm verstaucht, aber ich war sofort Turnerin. Turnen ist einfach alles für mich gewesen.
    Die Halle ist nachher umgebaut worden, die gibt es heute nicht mehr. Da waren kleine Fensterchen, aber auch schon die hängenden Ringe, und wir hatten auch Pferde, also die Pferde mit den Knöpfen. Solche Sachen waren schon da, alte Barren auch.“

  • … erste regionale Wettkämpfe

     „Meine Freunde waren alle in dem Verein. Wir haben uns da auch alle dort kennengelernt. Wir haben dann auch Geräteturnen auf Wettkämpfen mitgemacht. Bei jedem Turnfest waren wir dabei.
    Wir waren damals auch Mädchen und Jungen. Mädchen und Jungen haben gemeinsam trainiert. Das weiß ich sogar noch genau, weil da ja nette Burschen dabei waren. Das weiß ich noch genau und unter anderem natürlich auch Trainer. Da war keine Trainerin, die haben wir nie gehabt. Beim Kinderturnen ja, aber sonst gar nicht.
    Ich meine, ich wäre jeden Tag in der Turnhalle gewesen und habe trainiert. Damals gab es mittwochs und freitags richtig Turntraining mit Jungen und Mädchen. Als ich dann älter war, sagen wir mal ab 15, dann hat man ja die richtigen Wettkämpfe mitgemacht hat. Und dann? Na gut, ab 1959 waren dann die ersten Turnfeste und da haben wir dann schon mitgemacht und mitgeturnt bei den Wettkämpfen.
    Die ersten Wettkämpfe waren beim Gauturnfest. Wir hatten bei uns im Gau extra Turnfeste und dann gab es Wettkämpfe im Bodenturnen, Barren und alles. Und dann gab es auch Sieger da, und wenn ich das sagen darf: Ich war von klein auf schon immer eine Siegerin. Deswegen hat mich das wahrscheinlich auch so angespornt, denke ich mal. Und da fanden so einmal im Jahr Gauturnfeste statt.
    Die Gauturnfeste waren in Höxter, in Beverungen, in Dahlhausen, in Elsen und in Bad Driburg. Also das war in den ganzen Ortschaften da. Das war schon sehr schön. Wie gesagt, unsere Grenze ging bis Höxter. Und die andere Grenze vom Gau aus ist eher bei Ehringhausen.

    Es waren ja mehrere Disziplinen, also mehrere Jahrgänge. Ich sage mal einfach, dass so 100 bis 120 Kinder und Jugendliche schon auf einem Gauturnfest zusammenkamen. Und es war immer ein großes Gauturnfest.

    Der Ablauf war wie folgt: Morgens war die Begrüßung und dann wurden wir in Gruppen eingeteilt. Vieles war damals auch noch auf dem Rasenplatz, Bodenturnen und so. Und dann wurden wir eingeteilt in die Gruppen. Da haben wir unsere Übungen durchgeführt und dann circa, ich sage jetzt mal so am frühen- bis späten Nachmittag war dann die Siegerehrung. Und dann kriegten wir ja unsere Kränze oder Sträußchen. Und dann sind wir wieder froh nach Hause gekommen.

    Ich habe auch noch einen Kranz. Ich habe auch noch Sträußchen. Ich habe eigentlich auch meine ganzen Plaketten noch. 1959 war mein erstes Deutsches Turnfest und seitdem habe ich keins ausgelassen.“

  • … den Erwerb des Scheins zur Übungsleiterin

    „Ich war 15 und unsere Trainerin Lola, die mit uns geturnt hat, die hörte auf zu turnen und oder konnte nicht mehr. Und ab dann war ich Vorturnerin. Dann habe ich den Posten als Vorturnerin übernommen. Und sie hat dann so ein bisschen abseits gestanden und hat dann ein bisschen geholfen. So zwei Jahre habe ich das gemacht. Und dann habe ich mit 17 Jahren meinen Übungsleiterschein gemacht. Und von dem Tage an, mit 17 Jahren habe ich angefangen und war Leiterin der Gruppe und habe somit mehrere Gruppen aufgefangen oder neu ins Leben gerufen.

    Wir mussten damals schon, meine ich zu wissen, schon 120 Stunden für den Schein machen. Das erstreckte sich über ein halbes Jahr. Das fing so September, Oktober an. Und im März kriegte man dann den Schein. Fast jedes Wochenende war man unterwegs. Manchmal nur samstags. Damals konnte man ja auch, glaube ich, keine Unterbringung finden. Da waren wir in Driburg, da war noch so ein Jugendheim und dann hatten wir da unsere Lehrstunden auch mal zwischendurch. Und wie gesagt, ein halbes Jahr und dann hatte man den Übungsleiterschein. Und ab da durfte ich jetzt auf Deutsch gesagt, das machen, was ich wollte. Und dann habe ich auch die ganzen Gruppen von unserem Leistungstrainer übernommen, der uns gefördert hat. Dann habe ich das nachher auch übernommen. Erst hat er uns noch trainiert und als er dann leider sehr früh verstorben ist, habe ich das dann übernommen. Und so bin ich dann da reingewachsen.
    Auf jeden Fall habe ich nebenbei immer aktiv weiter geturnt.
    Wir in der Gruppe waren immer ungefähr ein Alter. Also ich war immer die Älteste, aber die anderen waren dort auch zwei Jahre jünger oder drei Jahre jünger. Eine, die bei uns in der Gruppe war, die war sieben Jahre jünger. Aber ansonsten kamen nachher natürlich die Jüngeren auch nach, ist klar. Dann war ich schon die Leiterin, habe aber trotzdem noch geturnt und auch vorgeturnt.“

  • … die Olympischen Spiele 1960 und 1972

     „Nach dem Turnfest in München kamen 1960 ja die Olympischen Spiele, da habe ich als Teilnehmerin vom Deutschen Jugendlager die Ausscheidung gewonnen.
    Ich musste nach Duisburg, musste turnen, musste Leichtathletik machen und musste schwimmen. Und daraus wurde ermittelt, ob ich die Leistung erbringen und beim Deutschen Olympischen Jugendlager teilnehmen durfte. Und da kriegte ich nachher die Bestätigung, dass ich teilnehmen durfte.
    Dazu kann ich erzählen, dass es 1960 war in dem Jahr, als meine Sportkameradin Ingrid Mickler-Becker und ich, wir beide also für Nordrhein-Westfalen gewonnen hatten, um bei diesem Deutschen Jugendlager dabei zu sein. Und dann war ich dabei. Aber Ingrid Mickler-Becker kriegte plötzlich eine Zusage nach Rom wegen ihrem Hochsprung. Also war ich jetzt bei der Deutschen Sportjugend als einzige von Nordrhein-Westfalen und Ingrid Mickler-Becker, die nachherige Olympiasiegerin, war dann in Rom dabei.

    Im Olympischen Jugendlager war das ganz toll. Ich weiß noch, dass meine Leiterin Gisela Bentz hieß. Ob sie noch lebt, das weiß ich nicht. Wir haben danach gar nicht mehr viel voneinander gehört. Ich weiß nur, das war so ein Erlebnis, so was Tolles. Wir haben uns so gut verstanden, wir haben nur nette Jungen und Mädchen gehabt. Es war einfach schön und wir durften dann auch bei den Olympischen Spielen zuschauen, da durften wir dann hin. Ich konnte meine Kameradin Ingrid Mickler-Becker auch besuchen. Also wir haben uns dann dort getroffen. Wir haben sehr viel unternommen, sehr viel. Ich kann nur sagen, es war sehr schön.

    Ich meine, da waren wir so 15-16 Tage. Ich habe noch den Koffer, ich habe noch den Sitz, den wir geschenkt bekommen haben. Die Tasche habe ich noch gestern in der Hand gehabt. Alle Utensilien habe ich noch zu Hause. Das Buch hieß ‚Safari‘, denn wir kriegten nachher eine Ausgabe davon. Ja, also es war schon ein Erlebnis.

    1972 war ich Betreuerin, da war ich Betreuerin vom Gau Ostwestfalen, das heißt vom Westfälischen Turnerbund wurde ich als Betreuerin berufen. Ich musste da auch irgendwie was ausfüllen und alles rein, weil die auch wussten, dass ich sportlich tätig bin. Ich war damals auch im WTB als Landeswartin und dann bin ich 1972 als Betreuerin da gewesen.

    Wir haben das Königspaar betreut, wir mussten Spalier stehen, als das Königspaar kam. Wir mussten diese Leute förmlich betreuen. Diese Leute waren Sportler, aber auch die Politiker und die Prominenten.

    Von dem Attentat haben wir erst ganz spät erst erfahren. Wir hatten eine Unterkunft, es war nicht in einer Herberge, sondern in einem, ich sage jetzt mal Sporthaus. Da wohnten wir, wir frühstücken auch alle zusammen und dann haben wir erst ganz ganz spät von dem Attentat erfahren.
    Und ich weiß nur, dass meine erste Sorge um meine Turnkameradin war. Was ist mit Ingrid, was ist mit ihr wohl passiert? Und es hat lange gedauert, bis wir das erfahren haben.
    Und dann war Stille überall. Dann hat man quasi abgewartet. Und dann hieß es ja nachher. Die Spiele gehen weiter. Und ich weiß nur noch von uns, wenn ich das richtig erzählen kann, dass wir so geschockt waren. Wir konnten das erst gar nicht so verstehen. Wieso gehen die Spiele weiter, wo so viel passiert war? Aber nachher konnten wir es auch ein bisschen verstehen, denn viele waren Leistungsträger, die hatten viel dafür getan. Sie wollten was erringen bei den Spielen.
    Ich denke mal, man ist mit diesem Gedanken, mit diesen Erinnerungen wieder nach Hause gefahren, hat viel davon erzählt und dann, dann ging die Zeit wieder weiter.“

  • … Deutsche Seniorenmeisterschaften

     „2015 bin ich das letzte Mal Deutsche Meisterin geworden.
    Ich bin dann vorher schon mal Meisterin geworden. Ich habe eigentlich meine ganzen Daten notiert und bin voriges Jahr leider nur noch vierte geworden bei Deutschen Meisterschaften. Aber wie gesagt, ich habe noch mitgemacht.
    Aber es kam das Thema, dass man vielleicht so ehrgeizig war, dass man vielleicht bei uns in Geseke sogar sagt: ‚Habt ihr nicht genug gemacht mit den Turnerinnen?‘ ‚Warum steht ihr nicht jede Woche in der Zeitung?‘ Es wird mir sogar manchmal so gesagt.
    Aber wir haben eher den Breitensport gesehen. Und ich finde den Breitensport im Moment sogar viel wichtiger als den Leistungssport.

    Um Deutsche Seniorenmeisterin zu werden, muss man sich bei den Westfalenmeisterschaften qualifizieren. Wenn man sich da nicht qualifiziert hat, darf man nicht zu den Deutschen Meisterschaften. Aber ich muss vielleicht auch ein kleines ‚aber‘ dazu sagen. In unseren Wettkämpfen turnen so viele ja auch nicht mehr. Wir waren immer zu zweit, zu dritt, zu viert bei den Westfalenmeisterschaften. Sodass man ein Leichtes hatte, dann entweder Zweite oder Erste zu sein, so ehrlich bin ich. Aber wir haben immer noch geturnt und damals 2015, als ich Deutsche Meisterin wurde, da waren in meiner Gruppe noch zehn Turnerinnen. Also es waren schon noch ein paar.“

Wie die Aerobic-Welle nach Westfalen schwappte

“Nichts in der Breite, aber in der Höhe”

Funktionärslaufbahn “Unter Männern”


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