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Ludger Claßen

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Ludger Claßen

*1953
Leiter Klartext Verlag

Ludger Claßen arbeitete von 1985-2016 für den Klartext Verlag und gründete 1987 die Sportfachzeitung Reviersport. Unter seiner Leitung wurde dem Thema Fußball der Weg in die populärwissenschaftliche Literatur geebnet.

Kurzbiografie

  • Geboren 1953 in Essen
  • 1975-1985 Wissenschaftlicher Angestellter und Promotion an der Universität Essen
  • 1981-2010 Aktives Mitglied der Lehrersportgemeinschaft Essen
  • 1985-2016 Verleger des Essener Klartext Verlags
  • 1988 Veröffentlichung des Buches „Jungens, Euch gehört der Himmel – die Geschichte der Oberliga West“

Luder Claßen über …

  • … die Anfänge beim Klartext Verlag

    „Ich habe 1985 beim Klartext Verlag als Lektor angefangen. Der Verlag wurde 1983 gegründet. Vorläufer war eine Stadtzeitung in Essen, die ‚Standorte‘ hieß, wo ich der Chefredakteur war. Wir versuchten mit der Zeitung oder Zeitschrift ‚Standorte‘, die einmal monatlich erschienen, so ein bisschen, ja, damals nannte man das Gegenöffentlichkeit, so ein bisschen Dinge aufzudecken, die sonst in der Stadt zwar vielleicht unter der Hand, aber so nicht öffentlich waren und zur Sprache gebracht wurden. Und das wollten wir eben aufdecken. Aus dieser Motivation heraus hatte sich dann auch der Klartext Verlag gebildet. Mit den Gründern des Verlages war ich auch aufgrund der Zusammenarbeit bei den ‚Standorten‘ verbunden und insofern habe ich beobachtet, was die machten. Die ersten Bücher, die bei Klartext erschienen sind, beschäftigten sich mit der Geschichte der Arbeiterbewegung, also zum Beispiel zwei Bände ‚Rote Fahnen im Vest‘, über die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg im Vest Recklinghausen von Hermann Bogdal. Dann gab es 1983 oder 1984 einen Titel mit einem Vorwort von Günter Wallraff: ‚Wenn Bild lügt, kämpft dagegen‘. Also sozusagen eine kritische Auseinandersetzung mit der Bild-Zeitung. Das war ein sehr erfolgreiches Buch.“

  • … die Kommerzialisierung der Sportwelt

    „Ich denke mal, ab Mitte der 90er-Jahre änderte sich die publizistische Welt insofern, als das das Ganze jetzt auch immer mehr publik wurde, vor allen Dingen der Fußball, aber auch viele andere Sportarten. Das war damals Becker mit seinem Wimbledon-Sieg, da fanden Ereignisse statt, die eben nicht mehr einfach nur Sportereignisse waren, sondern zu einem Bestandteil eines Showgeschäfts wurden, das sich immer weiter ausdehnte. Als Folge nahm es dann auch sowohl im publizistischen, wie aber auch im wirtschaftlichen Bereich immer größere Dimensionen an.
    Mittendrin so ein Organ wie Reviersport, was sozusagen jetzt auch bis heute treu und brav berichtet. Aber da spielte eben die Musik nicht mehr auf unserer Ebene. Wir bekamen dann mit den zunehmenden Jahren nicht mehr exklusiv die Informationen, an die wir vorher vielleicht gekommen wären, weil man sich dann in den Fußballvereinen in anderen Sphären bewegte. Was der Fußball jetzt mit Dortmund und Bayern offenkundig auch tut. Schalke war immer für eine Geschichte gut, im Moment eher für wechselhafte Geschichten.“

  • … das Thema Fußball und Literatur

    „So ist dieses Buch 1988 im November erschienen. Ich habe dem Buch dann den Titel ‚Jungens, Euch gehört der Himmel – die Geschichte der Oberliga West‘ gegeben und das Buch war für unsere Verhältnisse und ich denke auch über unsere Verhältnisse hinaus, ein riesiger Erfolg. Wir haben da in anderthalb Jahren 9000 Exemplare verkauft. Das war für uns der Einstieg. Wir haben das dann ‚Die etwas anderen Fußballbücher‘ genannt. Also sozusagen ein bisschen Zeitgeschichte, Sozialgeschichte und Fußball miteinander verbunden. Und dass die beiden Sphären, also die Sphäre Fußball und auch, die intellektuelle Welt durchaus durchlässig waren, das haben wir dann auf dem Historikertag in Bochum erlebt, wo wir als historischer Verlag einen Stand hatten. Ich weiß nicht genau, ob es 1990 oder 1992 war. Jedenfalls war die Erfahrung, dass wir weitaus mehr von unseren ‚anderen Fußballbüchern‘ verkauft haben als historische Monografien. Was eben zeigte, dass sich der Fußball und auch die Fußballbegeisterung und das Interesse an Fußball jetzt leichter bekennen ließ. Aber auch, dass Fußball sozusagen nicht nur als Meisterschaft und Tore notieren und wie viele Ecken und so weiter, sondern dass die Beschäftigung mit dem Fußball auch ein Teil der Gesellschaftsgeschichte wurde und einfach Interesse erweckte, sich über die bloßen sportlichen Ergebnisse hinaus damit zu beschäftigen. Diesen Einstieg oder diesen Umschwung, den Fußball zu öffnen und als auch Teil von Geschichte und Lebenswelt und so weiter zu betrachten, das würde ich jetzt im Nachhinein für uns in Anspruch nehmen.“

Publizistische Genese des Klartext Verlags

Erweiterung des Publikationsspektrums um Fußballgeschichte

Gründung der Fachzeitschrift Reviersport

Wandel des Sports und die Folgen für Reviersport

Fokusverschiebung des Klartext Verlags


Hier finden Sie das vollständige Interview im PDF-Format:

Zu den Zeitzeugen Ruhr

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