Skip to main content

Tillmann, Ferdinand

DSCF1628
DSCF1629

Ferdinand Tillmann

*1932
Vorsitzender des Sportausschusses des Bundestages und langjähriger Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes

Nach seinem Studium und der Übernahme des elterlichen Betriebes zog es Ferdinand Tillmann in die Politik. Für sechs Wahlperioden war der CDU-Mann Mitglied des Deutschen Bundestages und diente als Vorsitzender des Sportausschusses. In Winterberg setzte er sich aktiv für die Errichtung der Kunsteisbahn ein.

Kurzbiografie

  • Geboren 1932 in Sundern-Dornholthausen
  • 1952-1956 Studium zum Diplom-Kaufmann an der Universität Frankfurt am Main und Universität zu Köln
  • Ab 1956 Arbeit und später Übernahme des elterlichen Betriebes, der Tillmann Profil GmbH in Sundern
  • 1972-1994 Mitglied des Deutschen Bundestages
  • 1979 Bundesverdienstkreuz 1. Klasse
  • 1980-1994 Vorsitzender des Sportausschusses des Bundestages
  • 1984-2008 Vizepräsident des Deutschen Bob- und Schlittensportverbandes
  • 1994-2000 Vorsitzender des Kreissportbundes im Hochsauerlandkreis; Langjähriger Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes

Ferdinand Tillmann über …

  • … Kindheitserinnerungen zum Fußball im Sauerland

    „Da ich meinen Lebensmittelpunkt ja wieder in meinen Geburtsort verlegt hatte, habe ich mich dann mehr für meinen Heimatverein interessiert und weniger für die Vereine in Arnsberg. Da war Arnsberg 09, da war der Turnverein in Arnsberg. Aber das war für mich nicht attraktiv, weil ich auch mittags nach der Schulzeit in den Bus zu steigen hatte, um nach Hause zu kommen, sodass es keine Gelegenheit gab, in Arnsberg Vereinssport zu betreiben.
    Mein Heimatverein war ein typischer Dorffußballverein. Ich habe da aber im Fußball nicht reüssiert. Es gab einen humorvollen Schulkameraden, der gemeint hätte: Ich hätte die besten Kerzen geschossen, im ganzen Verein. Also meine Leistungen dort waren nicht so gewaltig und ich musste froh sein, in der Reserve auflaufen zu dürfen.
    Die Spiele der ersten Mannschaft zu verfolgen, das war für uns wichtig. Auch, dass die erste Mannschaft in der ihr zustehenden Klasse war.
    Damals war, glaube ich, mehr Interesse der Einwohner am Sportverein vorhanden, als das heute der Fall ist. Es sei denn, es sind heute Spiele mit dem Nachbarverein. Da kommen von draußen viele Zuschauer mit, aber das hat sich nicht verschlechtert die Situation, was die Zuschauerzahlen angeht. Es war auch noch mehr bäuerliche Bevölkerung damals auf dem Land. Die hatten im Sommer anderes zu tun. Wenn das Wetter entsprechenden war, muss man auch sonntags aufs Feld oder musste Heu machen. Wenn das Gewitter drohte, dann geht man dann nicht erst mal zum Fußball und dann aufs Feld, sondern es war umgekehrt.“

  • … Bau und Finanzierung der Kunsteisbahn in Winterberg

    Dieser Zuschlag für Winterberg war ja nur ein erster Schritt auf dem Weg zu einer neuen Bahn. Die abenteuerliche Baugeschichte, die es dann später gegeben hat, da kann man auch Bücher darüber schreiben. Aber Winterberg hatte insofern auch keine unerheblichen Chancen, weil die erste Winterberger Bobbahn ja schon 1910 gebaut worden ist. Damals wurde aber noch 5er-Bob gefahren und Rodeln und Skeleton spielen überhaupt noch keine Rolle. Also gab es in Winterberg ein Gefühl dafür, dass man hier oben Wintersport und vor allen Dingen, diesen attraktiven Bobsport betreiben kann, weil man es auch bewiesen hatte. Diese Bahn ist, glaube ich, auch ziemlich viel in ehrenamtlicher Knochenarbeit gebaut wurden – aber sie hat funktioniert. Und deswegen konnte sich Winterberg, auch der zuständige Verein, den es dort auch heute noch gibt, auf diese Tradition berufen, bei den Argumenten im deutschen Verband. So kam es dann zu dem Verbandsbeschluss Winterberg.
    Und jetzt ging es ums Geld, und da mussten die Abgeordneten tätig werden. Und so bin ich eigentlich über die Politik, über die Abgeordnetentätigkeit zum Ehrenamt in diesem Bereich gekommen, weil man der Auffassung war, wer da Beziehungen hat, der sollte auch hier bei uns eine Rolle spielen, im Verein, und dem Verband.
    Die Landesregierung war zunächst sehr zurückhaltend, aber der zuständige Sportdezernent in der Landesregierung war ein gewisser Eulering. Mit dem haben wir uns dann mal in der westfälischen Vertretung in Bonn getroffen und haben auf ihn eingeredet und versucht ihm klarzumachen, dass das sein müsse. Und wir haben sehr lange diese Kontakte nach Düsseldorf hin gepflegt. Und eines Tages war er es so leid – darf ich mal so ausdrücken, er sagt: ‚Gut, wenn es nicht mehr als 10 Millionen DM kostet, dann bin ich damit einverstanden.‘
    Die Kostenverteilung war auch jeweils ein Drittel, ein Drittel, ein Drittel. Die Kommune ein Drittel, Land ein Drittel, Bund 10 Millionen. Dann hätte es nicht mehr als 30 Millionen DM kosten dürfen.  Wie es dann hinterher ausgegangen ist, das ist eine andere Frage. Aber damit war eine Zusage im Raum mit, der man etwas anfangen konnte. Und dann sind die Verhandlungen mit dem Bund auch relativ problemlos verlaufen.“

  • … Resonanz und Auswirkungen der Bobbahn in Winterberg

    „Die Sportstätte wurde wirklich angenommen, nicht nur von den Sportlern, die sind ja im Verhältnis zu den Kosten der Bahn relativ gering. Aber die Zuschauer, sie sind regelrecht hingeströmt zu den Veranstaltungen.
    Man hat ja auch Sponsoren gefunden, die sich die Fernsehwirksamkeit dieser Sportart auch zunutze gemacht haben. Nicht nur die Sponsoren sind gefunden worden, sondern auch die beteiligten Städte und die Gemeinden, die Kommunen. Denn die Fernsehminuten mit Winterberg im Hintergrund hätte man sich sicherlich nicht für das Geld kaufen können, was jetzt letztendlich für die Sportstätte auch geflossen ist. Sofern wird das heute auch noch in den zuständigen kommunalen Gremien diskutiert. Sie können sich vorstellen, dass, wenn die Zuschusskosten bei den Haushaltsplanungen zur Debatte stehen, dass es dann auch kritische Anmeldungen gibt. Aber insgesamt gesehen glaube ich, auch als ehemaliger Ehrenamtlicher, dass dieses Engagement sich gelohnt hat. Auch im Hinblick auf die Erfolge bei den Olympischen Spielen.
    Was man auch immer von den Spielen in Peking halten mag. Der Deutsche Bob- und Schlittensportverband, wie er seinerzeit hieß, samt seiner Athleten und Athletinnen hat sich wirklich gut geschlagen. Man könnte sagen, sie haben optimale Möglichkeiten des Trainings auf ihren Bahnen. Aber das allein reicht ja nicht. Das gehört wie der Sportler selbst dazu, mit seiner Hingabe, mit seinem Trainingsfleiß und mit seinem Bob und beim Rodeln und Skeleton auch noch mit seiner Gerätepflege, das wird ja auch nicht nur von Hilfswilligen gemacht, sondern da gehen die Sportler ja selbst zu Werke.“

  • … die Rolle von Sponsoring in Winterberg

    „Also ich glaube schon, dass das Unternehmen Veltins, der Vertrieb dort und die Geschäftsleitung genau gewusst hatten, dass es eine attraktive Investition ist in Winterberg. Aber darüber hinaus hatte ich damals ein sehr gutes Verhältnis zu Frau Veltins, die dann später leider sehr früh verstorben ist. Es mögen auch durchaus persönliche Dinge, und die freundschaftlichen Verhältnisse, die es untereinander gab, da eine Rolle gespielt haben. Wenn die Chemie nicht stimmt, dann kann das Geld auch nicht helfen.
    Das ist ja auch nicht der einzige Sponsor, der dort mit dem Boot ist. Aber Veltins hat sich in der Folge des Engagements in Winterberg, ja auch in anderen Sportarten im Wintersport stark engagiert.
    Warum auch nicht? Sie nehmen keinen Einfluss auf den Sport. Weder auf das Training oder die Behandlung der Athleten, noch auf die Ergebnisse. Und Bier – ja gut, der Alkohol und Sportwerbung ist immer ein Problem. Aber der echte Sauerländer ist ja der Auffassung, dass Bier überhaupt kein Alkohol ist.
    In der Anfangszeit war da schon eine Überzeugungsarbeit erforderlich. Nun ist aber jetzt eine Situation glaube ich, in der man nicht inflationär alle Bänke mit jedwedem Sponsor bestücken kann. Ich glaube, Sponsoren legen auch auf eine gewisse Exklusivität einen Wert. Ob da noch mehr herauszuholen ist, wird ein guter Vereinsvorsitzender immer wieder prüfen müssen. Aber so, wie das im Augenblick in Winterberg läuft, wo auch andere sich dann später ein Beispiel daran genommen haben. Auch andere Brauereien an anderen Sportstätten. Wenn ich die Skisprungschanzen sehe, wie die auch zugepflastert sind. Gut, der Sport braucht Geld, sonst kann er nicht betrieben werden.
    Die finanziellen Verhandlungen sind ausschließlich von den Eigentümern der Bahn geführt worden, nicht von Verbänden. Dass solche freundschaftlichen Verhältnisse dabei eine Rolle spielen könnten, das schließe ich gar nicht aus. Aber da wären wir, glaube ich als Verband auf einer falschen Ebene. Gut, beim Fußball und anderen Verbänden möge das anders funktionieren. Aber wir waren wirklich ein Verband, bei uns war kein Geld zu verdienen, im Ehrenamt sowieso nicht.“

  • … die Folgen der Wiedervereinigung für den Bobsport

    „Die Wiedervereinigung war für uns, wie niemand bestreiten würde, ein ungeheurer Glücksfall. Auch ein Tag, den man sicher nie vergessen wird.
    Für den Bob- und Rodelsport war es aber ein Problem. Wir bekamen sozusagen ein Danaergeschenk, was wir da gereicht bekamen. Jetzt hatte Deutschland vier Bahnen und jeder wollte natürlich seine Bahn noch behalten. Die Oberhofer wollten jetzt sogar eine komplette Bobbahn ausgebaut bekommen. Altenberg war ohnehin schon zweimal gebaut worden, wie man weiß und auch kürzlich im Fernsehen zu Gesicht bekommen hat.
    Das waren ernsthafte Fragen, die auch damals gestellt wurden: ‚Welche Bahn wollt ihr denn jetzt aufgeben?‘ Nehmen wir der DDR eine Bahn weg? Dann haben Sie wieder die Diskussion über die Ossi-Frage. Oder die Westler sollen die das? Wer den dann? Die Bayern oder Nordrhein-Westfalen?
    Ich habe mich dafür eingesetzt, bei allen Folgen, die das auch finanziell haben könnte, es bei dem zu lassen, was man hat. Und das hat sich nach meinem Dafürhalten auch bewährt. Siehe das Ergebnis der Olympischen Spiele.
    Derjenige, der das gefordert hätte, hätte ja dann mit Schusswesten nach Thüringen oder Sachsen oder Bayern fahren müssen. Man konnte ja nicht sagen: ‚Macht eine Bahn zu.‘ Man hätte dann ja konkret werden müssen.“

Willensbildung um den Bau der Bobbahn in Winterberg

Erhöhte Baukosten und Konstruktionsfehler

Beweggründe für ehrenamtliches Engagement im Bobsport

Exponat: Ehrengabe des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Weiterlesen

Schnorbus, Alois

DSCF1563
DSCF1573

Alois Schnorbus

*1952
Olympiateilnehmer im Viererbob und Vizepräsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes e. V.

1980 pilotierte Alois Schnorbus erstmals ein nordrhein-westfälisches Viererbobteam zu den Olympischen Winterspielen. Nach seiner aktiven Karriere blieb der Winterberger dem Bob- und Schlittensport in diversen Vereins- und Verbandsämtern erhalten.

Kurzbiografie

  • Geboren 1952 in Winterberg
  • Seit 1971 Mitglied des Bob- und Schlittensportclubs (BSC) Sauerland Winterberg e. V.
  • 1975-2017 Tätigkeit als Diplom-Verwaltungswirt bei der Stadt Winterberg
  • 1977 und 1978 Junioren-Europameister im Vierer- sowie 1978 auch im Zweierbob
  • 1980 Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Lake Placid (USA) – mit den Anschiebern Lothar Pongratz, Jürgen Hofmann und Martin Meinberg
  • 1982 Bundesdeutscher Meister im Viererbob – mit den Anschiebern Lothar Pongratz, Uwe Eisenreich und Hans Metzler
  • 2001-2013 Erster Vorsitzender des BSC Winterberg
  • Seit 2001 Vizepräsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes e. V.
  • 2002-2017 Projektleiter und Prokurist in der Erholungs- und Sportzentrum Winterberg GmbH
  • 2019 Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen

Alois Schnorbus über …

  • … Kindheit und Sporterfahrungen in Winterberg

    Das Jahr 1952 war Gott sei Dank schon ein Nachkriegsjahr. Also ich habe diese ganze schreckliche Zeit vorher nicht miterleben müssen. Ich hatte eine wunderbar unbeschwerte Kindheit in diesem kleinen Winterberg, es ist ja nur eine Kleinstadt. Ich bin sehr früh in meiner Kindheit schon mit Wintersport in Berührung gekommen. Natürlich noch nicht mit Bob- und Schlittensport, sondern wir sind auf der Wiese hinterm Haus, nach der Schule, Ski gefahren und haben Skispringen gemacht. Wir haben uns unsere Naturschanzen gebaut. Wo wir dann erst drei, vier Meter, nachher fünf, sechs Meter und später auch mal zehn Meter weit gesprungen sind. Das war unsere Wintersportwelt in den ersten Jahren in meiner Kindheit und nachher dann auch natürlich ins große Skigebiet – was ja heute noch einen guten Namen hat. Damals gab es nur kleine Schlepplifte, wo man sich an einem Seil festhalten musste und dann den Hang hochgezogen wurde. Aber da waren die Abfahrten ein bisschen länger als hinter dem Haus auf der Wiese. Und so ist das dann gekommen, wenn man in Winterberg groß geworden ist, da hatten wir natürlich automatisch auch mit Winter und Wintersport zu tun. Und damals haben wir auch noch richtige Winter gehabt, mit viel Naturschnee. Es gab sicherlich auch mal Winter, wo es nicht so gut war.
    Aber wir sind schon jeden Nachmittag mit unserer Clique nach der Schule ins Skigebiet. Mein erstes besonderes Erlebnis war Skispringen auf der Jugendschanze. Das war immerhin Schanze, wo man bis zu 40 Meter weit springen konnte. Und da ist man dann erst mal so ein bisschen mit Bammel eine Station höher und dann noch mal eine Station höher, bis man dann oben vom Anlaufturm heruntergesprungen ist. Und auch das hat eigentlich auch ganz gut geklappt. Aber irgendwann habe ich dann den Dreh zum Skispringen nicht bekommen. Ich habe dann nachher im jugendlichen Alter den Bobsport entdeckt.
    Es gab ja in Winterberg, neben dem Skiclub, das ist der größte Sportverein im Stadtgebiet, auch den Bobclub schon viele Jahre. 1910 ist der schon gegründet worden, also es gab schon eine Bobsporttradition von 1910 bis in die 1970er-Jahre, allerdings auf einer Natureis-Bobbahn – mit diversen Schwierigkeiten. Weil das Mittelgebirge, wir liegen auf rund 800 Meter Höhe, halt nicht immer Minustemperaturen mit sich bringt. Und da ist es oft vorgekommen, dass die Bobbahn aufgebaut worden ist von freiwilligen Helfern. Am nächsten Tag sollte das Wettrennen stattfinden, und dann ging es aber nicht, weil über Nacht ein Wärmeeinbruch kam und dann kam Regen dazu und dann floss die Bahn, die man in mühevoller Kleinarbeit aufgebaut hatte, wieder den Berg runter ins Tal. Das war vor meiner Zeit, aber ich kann mich als Kind noch erinnern: 1965 hat unsere Schule einen Ausflug gemacht zur Bobbahn. Wir sind dann von der Schule zur Bobbahn marschiert, dort fanden die Deutschen Zweierbob-Meisterschaften statt. Es sind rund zweieinhalb Kilometer. Das waren also meine ersten Erlebnisse mit dem Bobsport, der natürlich noch sehr wild war zu der damaligen Zeit. Also keine Kunsteisbahn, sondern Natureisbahn, die natürlich nicht so gut ausgebaut war. Und wenn der Bob oben gestartet hat, dann hat man den weit unten schon gehört, so gescheppert hat das. In der ersten S-Kurve waren wir meistens gestanden, das war die längste Kurve damals auf der Natureisbahn. Und der kam dann angebraust, mit Wellen in der Kurvendurchfahrt und auch oft nicht ohne Stürze. Da gab es dann wieder eine halbe Stunde Unterbrechung. Also man kann das gar nicht vergleichen mit dem Bobsport heute, also den Bobsport auf den alten Natureisbahnen. Die gab es übrigens in allen Mittelgebirgen früher, also nicht nur in Winterberg im Sauerland. Die gab es im Harz in Hahnenklee, in Thüringen, im Schwarzwald, Triberg. Selbst im Taunus in Hessen. Überall gab es Natureisbobbahnen, die so um 1910/1920 entstanden sind.“

  • … Wintersporttouristik in Winterberg der 1960er-Jahre

    „Das war schon ganz interessant, an den Wochenenden, samstags und sonntags. Der Bahnhof war nicht so ganz weit weg von unserem Wohnhaus. Da kamen die Ski-Sonderzüge an. Jedes Wochenende und nicht nur einer oder zwei, manchmal drei oder vier. Die wurden dann teilweise in den Nachbarort gefahren, wurden dort abgestellt, weil der Winterberger Bahnhof gar nicht so viel Platz hatte, für diese langen Sonderzüge aus dem Ruhrgebiet, aus Münster, und wo die alle herkamen. Und es kamen auch jede Menge Sonderbusse. Ich habe zu der Zeit in der Altstadt gewohnt. Die Straßen waren rechts und links mit Bussen zugeparkt. Dort haben die ihre Skitouristen aus dem Ruhrgebiet abgeladen. Und da waren auch schon die ersten Skiverleihe, dann direkt um die Ecke. Dann haben die ihre Skier auf die Schultern gepackt und sind dann zu Fuß Richtung Skigebiet Herrloh gelaufen. Da hatte man ja noch nicht diese Skischuhe wie heute, mit denen man ja gar nicht laufen kann. Das war damals noch einfacher. Da kann ich mich noch sehr gut daran erinnern. Da war die Kleinstadt Winterberg voller Ski-Busse und am Bahnhof standen die Ski-Sonderzüge. Viele hatten natürlich noch kein Auto. Die mussten dann also mit Bussen ins Skigebiet gekarrt werden. Also Wintersport-Tourismus war schon eine große Hausnummer in den 1960er-Jahren in Winterberg.
    Die Einwohner von Winterberg haben das sehr positiv aufgenommen, denn das war ja Leben in so einer Kleinstadt, die dahin auch noch so ein bisschen bäuerlich strukturiert und geprägt war. Heute gibt es in der Kernstadt Winterberg keinen richtigen landwirtschaftlichen Betrieb als Vollerwerbslandwirt mehr, glaube ich. Das war schon auch für viele eine Erwerbsquelle, denn da entstanden ja eine Menge Arbeitsplätze durch diesen Skitourismus. Man war schon sehr stolz in Winterberg, dass man sozusagen für viele Ruhrgebietsgäste und aus dem Rheinland und aus dem Münsterland sozusagen der Anlaufpunkt war. Also kritische Stimmen sind mir da jetzt eigentlich gar nicht bekannt aus der Zeit. Das war schon positiv, was sich da an Skitourismus in Winterberg entwickelt hat.“

  • … erste Erfolge im Bob und die Entscheidung zum Bau einer Kunsteisbahn

    „Ich habe die Entstehung der Kunsteisbahn in Winterberg erlebt, als ich schon aktiver Bobsportler war. Ich bin seit der Saison 1971/72 Bobpilot gewesen, nicht in Winterberg, weil die Natureisbahn wurde nicht mehr aufgebaut. Wir mussten zum Bobfahren, zu Trainingszwecken oder auch zu kleineren Wettkämpfen, immer unsere Tour, die 700 Kilometer nach Berchtesgaden-Königssee, wo es seit 1969 die weltweit erste Kunsteisbahn gab, auf uns nehmen. Dort habe ich meine ersten Schritte erlernt. Das hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Und das ging dann immer so ein bisschen weiter. Erst in der Hälfte der Bahn angefangen Bob zu fahren. Dann hat man gemerkt: Ach, das geht ja. Das funktioniert ja.
    Lenktechnisch war es ja schon eine Herausforderung. Es war völlig neu alles. Ich bin dann immer wieder ein bisschen höher marschiert, dann in die erste S-Kurve. Am Ende der ersten Woche, kann ich mich erinnern, sind wir auch schon ganz oben vom Bobstart gestartet – noch nicht mit vollem Elan angeschoben, aber immerhin. Das war die erste Woche seinerzeit – die mich natürlich angespornt hat. Das hat nach mehr geschrien. Und dann sind wir die ganzen Jahre nach Königssee gefahren, wenn wir Bobfahren wollten.
    Dann kann mich erinnern, 1977 im März war das, das war die erste Junioren-Europameisterschaft im Viererbob. Da war die neue Bahn in Winterberg noch nicht eröffnet, das war am Königssee. Das war unser erster großer Erfolg. Die haben wir gewonnen, mit unserer Mannschaft. Lothar Pongratz saß hinter mir auf der Zwei, Achim Röhl saß auf der Drei und Martin Meinberg auf der Vier. Das war damals die Mannschaft. Wobei die drei, die hinter mir saßen, auch nicht aus dem direkten Sauerland stammten. Aber da waren die Anschubzeiten auch schon sehr wichtig. Martin Meinberg kam von Schalke, von der Leichtathletikabteilung, der Lothar war Diskuswerfer beim TV Wattenscheid und Achim Röhl kam auch aus Gelsenkirchen. So, und dann waren 1978 noch einmal Junioren-Europameisterschaften, dann in Winterberg. Das war kurz nach Eröffnung der Bahn. Das war dann auch sehr erfolgreich für uns, sowohl im Zweier- als auch im Viererbob landeten wir einen Doppelsieg.
    Und während meiner aktiven Bobfahrerzeit, in den ersten Jahren, war innerhalb unseres Bobclubs, dem ich dann ja seit 1971 angehörte, die Diskussion: In Königssee ist jetzt die erste Kunsteisbahn eröffnet worden. Wenn wir auf Dauer Bestand haben wollen, hier im Sauerland, dann brauchen wir auch unbedingt eine Kunsteisbahn. Natureis hat man schon gemerkt, das hat auf Dauer keine Zukunft. Im Mittelgebirge, in knapp 800 Meter Höhe, ist halt nicht den ganzen Winter über Minustemperatur, denn nur dann kann man gut eine Natureisbobbahn betreiben. Es gibt auch nur noch eine weltweit, in St. Moritz in der Schweiz. Alle anderen Bahnen sind ja Kunsteisbahnen, also Kunsteis heißt: Die werden künstlich gekühlt. Ansonsten ist es eigentlich eine Betonrinne, in der Kühlrohre eingelassen sind. Und die Diskussionen zu dieser Kunsteisbahn in Winterberg, die haben sich über mehrere Jahre hingezogen. Da sind natürlich viele Leute eingebunden gewesen. Sowohl im Sport als auch in der Politik. Man wusste natürlich, eine Kunsteisbahn ist was Wunderbares. Aber so eine Kunsteisbahn kostet nicht nur viel Geld in der Investition, sondern kostet auch viel Geld in der Unterhaltung. Und das ist bis heute so geblieben.“

  • … die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1980 in Lake Placid

    „Ich glaube, für jeden, der zum ersten Mal bei Olympischen Spielen teilnehmen darf, ist natürlich schon allein die Teilnahme ein Riesenerlebnis. Wir hatten allerdings schon eine ganze Menge von Hürden zu überwinden, bevor wir uns dann qualifizieren konnten. Ich glaube schon, dass einige Bayern das eigentlich gar nicht wollten, sondern die wollten schon ganz gerne unter sich bleiben. Aber wir haben uns dann, noch nicht mal auf der Winterberger Bahn, sondern in Königssee bei der Deutschen Meisterschaft im Zweier-Bob für die Olympischen Spiele qualifiziert. Da haben wir hinter Stefan Gaisreiter den zweiten Platz belegt, vor Peter Hell, unserem großen Konkurrenten, dem Königsseer. Das war damals so, entweder Hell oder Schnorbus, Schnorbus oder Hell. Das war die spannende Frage. Natürlich hätten die Bayern ganz gerne gesehen, dass da ihre bayerische Mannschaft hinkommt. Aber wir haben uns dann in Königssee erst kurz vor Olympia durchsetzen können. Und das war, glaube ich, in der Nachbetrachtung her, das Manko. Wir konnten uns gar nicht mehr richtig vorbereiten. Wir konnten gar nicht mehr regenerieren. Wir mussten dann sofort den Schlitten einpacken, vorher noch umlackieren, den Schlitten fertigmachen für den Transport, und sind dann wirklich am Zahnfleisch nach Olympia gekommen. Dann kam in Lake Placid, wenn man dann ins olympische Dorf da einzieht, ja auch irgendwo gedanklich: Jetzt bist du bei Olympia. Also jetzt muss natürlich auch was gehen!

    Und dann war natürlich die Entscheidung, die halte ich im Nachhinein noch für falsch, unseren gewohnten Viererbob, den wir hatten, mit dem wir wirklich gut gewesen sind, mit dem wir wirklich konkurrenzfähig waren, zu Hause zu lassen. Die Bobverkleidung war entwickelt von Luigi Colani, dem bekannten Designer. Das hatte der wirklich gut gemacht. Und ich weiß, damals Stefan Gaisreiter, der auch so ein Bob-Tüftler war, der sagte: ‚Das ist die beste Verkleidung, die ich aerodynamisch je gesehen habe.‘ Dann haben die an der Verbandsspitze gemeint: ‚Der Schlitten ist zu instabil.‘ Lake Placid ist schon eine recht gefährliche Bahn gewesen und auch eine sehr ruppige Bahn. Man hat gemeint, der Schlitten hält die Trainings- und Wettkampffahrten nicht durch, irgendwann bricht die Verkleidung auseinander. Man hat mich dann dazu bewegt: ‚Nimm einen älteren Schlitten, einen alten Gaisreiter-Schlitten und fahr mit dem.‘ Ich habe mich dann leider überreden lassen. Ich hätte sagen müssen: ‚Nein, mache ich nicht. Ich fahre mit meinem gewohnten Schlitten rüber.‘ Und ich behaupte, die paar Trainingsfahrten, es waren ja nur sechs Trainingsfahrten und dann die vier Wettkampffahrten, mehr gibt es bei Olympia nicht, die hätte der Schlitten locker überlebt. Aber ich habe mich dann in Lake Placid noch umstellen müssen auf einen anderen Schlitten, den ich zuvor nie gefahren hatte. Der hat dann auch dem Reglement nicht entsprochen. Da mussten während der Olympiawoche die Anschiebbügel noch umgebaut werden. Es war alles nicht so, wie man es sich unter einer geordneten Olympiavorbereitung vorstellt. Ja, und dann kam die Bahn dazu. Die Bahn war schon sehr anspruchsvoll. Ich weiß, im Umkleideraum oben am Start, ich habe ja dann auch viele andere Bahnen kennengelernt. Es war nirgendwo so still wie in Lake Placid. Da hatten schon jeder Pilot und jedes Team einen Riesenrespekt vor dieser Bahn. Die war schnell und die hatte im unteren Bereich ganz kurze Kurvenabfolgen. Und wenn man da stürzt, das ist schon nicht so angenehm. Es gab übrigens nur einen Sturz, von einem schwedischen Schlitten, in der ganzen Woche. Aber es war schon eine Herausforderung.“

  • … seinen Übergang in das Funktionärswesen

    „Nach Beendigung meiner aktiven Bobfahrer-Laufbahn bin ich dann nahtlos ins Vereins- und ins Verbandsgeschäft gewechselt – bis heute natürlich ehrenamtlich. Der BSC Winterberg wird auch heute noch komplett ehrenamtlich geführt. Auch der Nordrhein-Westfälische Bob- und Schlittensportverband wird bis heute nahezu komplett ehrenamtlich geführt, wenn wir auch mittlerweile einen kleinen hauptamtlichen Apparat im NWBSV, also im Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverband, etabliert haben. In den ersten Jahren war ich Sportwart für den Bereich Bob, im BSC Winterberg und auch im Nordrhein-Westfälischen Verband und gleichzeitig auch Bahntrainer.
    Das heißt, ich bin also dann abends auch nach Feierabend, wir hatten in der Regel um 18 Uhr Stützpunkttraining, an der Bahn gestanden und habe dann unserem Nachwuchs versucht das Bobfahren beizubringen. Das ging über eine ganze Reihe von Jahren. Ich hatte die Erfahrung von, ich sage mal sicherlich nahezu um die 2000 Abfahrten, die ich in Winterberg gemacht habe. Und die Bahn verändert sich ja nicht. Also die verändert sich schon mal hin und wieder, wenn das Eisprofil schonmal so ein bisschen in der ein oder anderen Kurveneinfahrt oder -ausfahrt verändert ist. Auch das muss ein guter Pilot erkennen. Und das muss man dann auch versuchen, dem Nachwuchs beizubringen. Nach dem Motto: ‚Bitte schau dir vor der Trainingsabfahrt die Bahn genau an!‘ In der Regel macht man eine Bahnbegehung vor dem Training als Pilot, wenn man das ernst nimmt. Und schaut sich die Kurveneinfahrten und -ausfahrten an. Was hat sich vielleicht verändert zum letzten Training, um dann auch reagieren zu können, weil der Bob reagiert nämlich dann anders. Man muss schon auch lenktechnisch noch ein bisschen was tun während der Abfahrt. Das war so die ersten Jahre meine Aufgabe, die Bob-Abteilung zu führen, sowohl im BSC Winterberg als auch im NRW-Verband. Der Verband ist einer der kleinsten Verbände in Nordrhein-Westfalen, aber einer der erfolgreichsten. Wir haben ja auch nur eine Handvoll Vereine, der BSC Winterberg war oder ist immer noch der tragende Verein. Und dann haben wir noch drumherum zwei, drei Nachbarvereine, die damals auch Bobsport betrieben haben. Heute macht es eigentlich gar keiner mehr, außer der BSC Winterberg. Die anderen Vereine haben sich inzwischen auf Rennrodel oder auf Skeleton konzentriert, das ist nicht ganz so aufwendig. Das Sportgerät Bob ist ein sehr aufwendiges Gerät.“

  • … den Werdegang Winterbergs

    „Also die Entwicklung der Stadt Winterberg in Nordrhein-Westfalen, die ist schon aus meiner bescheidenen, lokalen Sicht, sehr beeindruckend. Winterberg ist der Wintersportort Nummer eins in Nordrhein-Westfalen. Nun kann man sagen: ‚Das ist nicht so eine ganz große Leistung, weil so ganz viele Wintersportorte gibt es nicht.‘ Aber das Sauerland ist dann schon ein bisschen größer als nur Winterberg. Aber Winterberg ist nun mal der zentrale Punkt, wenn man an Wintersport denkt. Der wird dort in einer Qualität angeboten, was wirklich seinesgleichen sucht. Also wenn mir einer vor 20 oder 15 Jahren gesagt hätte, wo es nur Schlepplifte gab oder Ankerlifte, dass wir mal irgendwann einen 8er-Sessellift da im Skigebiet stehen haben oder jede Menge Vierersessellifte. Es gibt dort so gut wie keinen Ankerlift mehr. Es sind alles moderne Sesselbahnen, die da mittlerweile entstanden sind. Also das ist wirklich höchste Qualität, was den Freizeitsport, den Skisport in Winterberg anbelangt, also das ist wirklich eine tolle Entwicklung. Und wir als Bob- und Schlittensport sind natürlich Teil dieses Gefüges. Die Bobbahn ist auch nicht weit weg vom Skigebiet, im Prinzip sofort der Nachbarberg. Der ist mittlerweile auch verbunden über eine Skibrücke über die Bundesstraße. Vom Skigebiet Herrloh und Bremberg kann man mit Skiern über die Brücke fahren und ist dann im Skigebiet Kappe, was damit verbunden ist mit dem Skigebiet Herrloh, also ein tolles Skikarussell ist da entstanden, hauptsächlich durch private Initiativen und Investitionen, natürlich flankierend unterstützt durch die Stadt. Also das ist wirklich sehr beeindruckend. Und wir als Bob- und Schlittensport sind ein Teil dieser Wintersportmetropole, wenn ich das mal so sagen darf. Manche sagen ja so ein bisschen amüsant, Winterberg sei das St. Moritz des Sauerlandes. Das ist natürlich nicht ganz ernst gemeint, aber des Sauerlandes ja auch nur. Aber so elitär sind wir natürlich nicht. Also bei uns kann jeder Normalverbraucher seinen Urlaub verbringen, auch mit kleinem Geldbeutel. Insofern ist die Entwicklung von Winterberg schon sehr beeindruckend, aber auch eine spannende und eine Herausforderung, auch für die Zukunft.“

Entstehung und Bedeutung der Kunsteisbahn in Winterberg

Wintertourismus in den 1960er-Jahren

Trainingsbedingungen als Amateur

Die Krux mit dem Opelbob

Exponat: Junioren-Europameister-Pokal


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Weiterlesen

Heinz “Hein” Mück

DSCF1536

Heinz “Hein” Mück

*1942
Ehrenmitglied des Mittelrheinischen Amateur-Box-Verbandes und Weltmeister im Militärboxen

Im Laufe seiner Karriere im Ring bestritt der Siegburger Jung Heinz Mück 370 Amateurboxkämpfe und errang dabei 325 Siege und diverse nationale- und internationale Titel. Sein boxerisches Können stellte er zwischen Bonn und Bagdad unter Beweis.

Kurzbiografie

  • Geboren 1942 in Siegburg
  • 1951 Eintritt in den 1. BC Siegburg 1921 e. V.
  • Lehre als Maschinenschlosser
  • 1958 erste Mittelrhein-Meisterschaft im Halbweltergewicht
  • 1962 Bundesdeutscher Militärmeister im Weltergewicht
  • 1962-1963 Grundwehrdienst
  • 1962-1963 NATO-Europameister im Mittelgewicht
  • 1963 Militärweltmeister im Mittelgewicht
  • 1967 Bundesdeutscher Meister im Halbmittelgewicht
  • 1969 Ende der aktiven Karriere (Bilanz: 325 Siege, 27 Unentschieden, 18 Niederlagen)
  • 1972-1999 1. Vorsitzender des 1. BC Siegburg 1921 e. V.
  • 1991 Ernennung zum Ehrenmitglied des Mittelrheinischen Amateur-Box-Verbandes

Hein Mück über …

  • … erste Auswärtsfahren mit dem Siegburger Box-Club

    „Es kamen die ersten Busreisen vom Siegburger Box-Club. Ich durfte dann als sogenanntes Maskottchen mitfahren. Nach Betzdorf an der Sieg, Brün, nach Düren. Es war fein für mich, schön fein. Und dann war Folgendes, dann kam damals der Box-Club Kerkrade knapp über der Grenze der Niederlande, erstmals nach Siegburg. Das hat alles wunderbar geklappt. Da hat der Vorsitzende gesagt: ‚Frag mal deine Eltern, ob du jemanden mit zum Schlafen nehmen kannst.‘ Ich konnte den Kämpfer Willi Moerkerk mit nach Hause nehmen. Alles wunderbar. Als wir dann ein halbes Jahr später den Rückkampf gemacht haben, fuhr ich das erste Mal mit dem Bus nach Holland. Willi Moerkerk holte mich schon ab. Es war so wunderbar. Weil der Siegburger Box-Club mit Kerkrade so guten Erfahrungen gemacht hatte. Haben Sie dann ein halbes Jahr später den MSS Maastricht besucht. Eine tolle Mannschaft, eine klasse Mannschaft mit drei niederländischen Meistern und mehreren südholländischen Meistern. Da war das Gleiche. Es hieß wieder: ‚Frag mal zu Hause, ob du jemanden mitnehmen kannst?‘ Als die Veranstaltung vorbei war, bekamen die Kämpfer alle was zu Essen und es wurde getanzt. Und dann haben wir nachts nicht nur ein Pärchen mitgenommen, sondern auch den Schatzmeister mit seiner Frau. Wir wohnten, wie gesagt, ja nicht weit vom Jägerhof entfernt. Zu diesem Paar habe ich heute noch eine Verbindung. Oft bin ich da in den Ferien gewesen oder die bei uns. Wie gesagt, ich habe auch heute noch Korrespondenz mit denen, also es ist wunderbar. Ich habe dann auch, was beim Boxen möglich ist, fünf Kämpfe als Gast für den MSS Maastricht geboxt. Und habe auch alle fünf gewonnen. Das war natürlich schön. Der Boxsport hat mir sehr viel gegeben.“

  • … Kämpfe im Ausland und full house

    „Als Jugendlicher in den Niederlanden oder Belgien, oder Luxemburg was in der Nähe war, da wurde noch nicht mit zehn-, elf-Jährigen gekämpft. Die haben vielleicht auch mittrainiert, aber wir hatten keine Kämpfe. Aber als Junior nachher mit 16, 17 Jahre, da war das anders. Ja, da haben wir auch die Meisterschaften mitgemacht und positiv gewonnen. Und je mehr man gewinnt, desto mehr freut man sich. Mich brauchte man nicht zum Training zu schicken. Also, das war sowieso klar. Aber wie gesagt, nicht nur das Boxen, aber auch Fußball spielen oder Leichtathletik machen, das gehörte einfach dazu. (…)
    In Siegburg, aber auch bei anderen Vereinen, zum Beispiel beim BC Troisdorf oder Faustkämpfer Kalk, die Aurora von Deutz, der SC Colonia oder BC Westen in Köln oder der Bonner Box-Club, die hatten immer full-house. Und wenn dann Länderkämpfe vom Mittelrhein waren, gegen den und den, dann war die Deutzer Halle voll. Das Hauptpublikum, das wirklich Hauptpublikum kam ja aus Köln und Umgebung. Deutz, Kalk, Westen und so. Aber auch wenn es um die Meisterschaft ging. Da kamen auch Siegburger oder Leverkusener, Dormagener, Aachener. Und dementsprechend war auch das Publikum. Es waren nicht nur die Kämpfer, dann kamen die Schlachtenbummler. Vor allen Dingen bei großen internationalen kämpfen. Gegen die Türkei oder Köln-Leningrad. Das war eine russische Auswahl gegen eine westdeutsche Auswahl. Städtekampf Köln-Leningrad, 18 zu zwei für Leningrad. Die zwei Punkte habe ich geholt. War natürlich toll, aber besonders für mich. Das Publikum ist ja sehr viel Wert für einen Kämpfer.“

  • … Gastboxen und Boxen in der Militärzeit

    „Boxen ist ja wohl die einzige Sportart, wo man für fremde Vereine als Gast boxen kann. Dann war das so, dass ich auch öfter für den Bonner Boxclub geboxt habe. Und deren Geschäftsführer Herr Zarek, war im Verteidigungsministerium. Und der Vorsitzende vom Bonner Box-Club, Theo Wenz vom BBC Bonn, der lange Zeit Präsident des Mittelrheins war und Vizepräsident des Deutschen Amateur-Box-Verband, der hat zum Herrn Zarek gesagt: ‚Hör mal, du sitzt doch im Verteidigungsministerium. Kannst du nicht dafür sorgen, dass der Hein Mück wieder hier hinkommt? Damit der uns verstärken kann.‘ Und dann hat das geklappt. Nach einem Vierteljahr in Pinneberg bei der Grundausbildung wurden alle verstreut. Mein lieber Freund Heinz Marcks auch irgendwo nach Betzdorf. Ich wäre bei Heros Hamburg geblieben, aber dann hat das geklappt. Dann hat man mich nach Porz-Wahn zum Fliegerhorst geschickt. Und das war ja nicht weit weg von zu Haus. Und ich konnte dann auch wieder als Gast für den Bonner Box-Club boxen. Und so ist das immer weiter gegangen. Und deshalb habe ich auch im Laufe der Jahre so viele Kämpfe bestritten.“

  • … Vereins- und Talentdichte in Köln

    „Die Kölner Vereine waren immer stark, weil die gute Leute hatten. Oder weil Sportler von anderen Vereinen im Kölner Umland in Richtung Düren, Kerpen ja, wie die Vereine alle heißen, nach Köln strömten. Köln war immer etwas Besonderes. SC Colonia-Köln, Aurora Köln, BC Westen, Faustkämpfer Kalk. Also viele viele Vereine hier in Köln und viele gute Leute.“

Boxanfänge im Jägerhof

Wechsel zu Bayer Leverkusen

Revanche gegen Günther Meier

Begegnungen mit Max Schmeling

Boxen auf der Hochzeitsreise


Hier finden Sie in Kürze das vollständige Interview im PDF-Format:

Weiterlesen

Friedrich Hogrefe

DSCF1505
DSCF1519

Friedrich Hogrefe

*1941
Ehrenpräsident des Rheinischen Schützenbundes

In seiner jahrzehntelangen Vereins- und Verbandstätigkeit hat Friedrich Hogrefe des Öfteren ins Schwarze getroffen: Von 1990 bis 2001 stand der gebürtige Niedersachse an der Spitze des Rheinischen Schützenbundes (RSB). Als Präsident stiftete er den Wanderpreis der Bezirke um den „Bergischen Schmied“, welcher auch als „Hogrefe-Pokal“ bekannt wurde.

Kurzbiografie

  • Geboren 1941 in Celle
  • 1955 Mitgliedschaft im Schützenverein “Otzenia” Otze (Niedersachsen)
  • 1958-1961 Berufsschule in Celle
  • 1961-1969 Betriebsschlosser und Konstrukteur bei der DEMAG AG in Duisburg
  • 1962-1972 Vereins-, Kreis-, Bezirks-, Landesjugendleiter im Rheinischen Schützenbund
  • 1963 Jugendwart bei der Rheinhauser Schützengilde
  • 1969-1970 RSB-Landesjugendleiter
  • 1984-1990 RSB-Vizepräsident
  • 1990 Erste Auflage des „Hogrefe-Pokals“
  • 2000 Sportplakette des Landes Nordrhein-Westfalen
  • 1990-2001 RSB-Präsident

Friedrich Hogrefe über …

  • … erste Eindrücke aus Duisburg der frühen 1960er-Jahre

    „Durch die Fürsprache eines sehr guten Bekannten aus dem Familienkreis hatte ich die Gelegenheit bekommen, eine Stellung als Betriebsschlosser in Duisburg anzutreten. Wie gesagt: Ende März war meine Lehre abgeschlossen und ich bin am 4. April 1961 mit kleinem Gepäck in den Zug gestiegen. Auf geht’s nach Duisburg. Das war eine Ecke. Und was erwartet dich dort? Was kommt auf dich zu? Ich wusste, dass ich untergebracht werde in einem Ledigenwohnheim, was der Firma gehörte, zu der ich dann kam.
    Aber das Stadtleben war etwas, was mir völlig unbekannt war. Das war gewöhnungsbedürftig. Es war nicht viel Zeit dafür da. Die Lehre hatte zwar eine normale Arbeitszeit, acht, neun Stunden, aber es war schon sehr früh mit Überstunden und Ähnlichem verbunden, auch während der ersten Einarbeitungszeit dort. Und natürlich auch die Gegebenheiten, die sich so zeigen, in der Stadt an sich. Randgebiete, Industrie, die Altstadt war zum großen Teil zerbombt. Es sah nicht allzu schön aus. Aber das störte eigentlich gar nicht so sehr.
    Im Nachhinein muss ich sagen, es muss schon schlimm ausgesehen haben. Denn wenn ich mich erinnere, diese Firma, die DEMAG in Duisburg, lag seinerzeit direkt am Rhein, direkt daneben die sogenannte Kupferhütte. Ich erinnere mich: Nach dem ersten Jahr im Ledigenheim bin ich in Untermiete zu einer älteren Dame gezogen, die mich dann beköstigt hat. Und ich erinnere mich: Jeden Morgen musste eigentlich das Fenster erst mal aufgemacht werden. Und auf der Fensterbank, das war Ruß, das war brauner Kupferstaub, der da drauf war. Ich weiß nicht, wie die Frauen ihre Wäsche sauber bekommen haben. Es war kaum möglich, das draußen hängen zu lassen oder Ähnliches zu tun.
    Vom Rhein habe ich mitgenommen: Immer dieses Tuten der Dampfer zur damaligen Zeit. Oder die Dieselmotorengeräusche, die einen bei Nacht und bei Tag begleitet haben, denn ich wohnte auch ganz in der Nähe der Firma, also am Rhein.
    Mein Berufsleben, wenn ich heute so zurückdenke … mir fiel bei der Suche nach den Unterlagen auch meine erste Rentenversicherungskarte in die Finger. Und da stand drauf: Für die letzten drei Monate im dritten Lehrjahr waren dort 315 DM eingetragen. Das war damals viel Geld. Wenn man heute zurückdenkt, dann kann man diese Unterschiede kaum vernünftig unterbringen. Aber durch Überstunden und ähnliches habe ich dann eigentlich während meiner ersten Arbeitsjahre doch recht gut dazuverdienen können. Da waren Überstunden drin und ähnliches. Es blieb Freizeit, die man auch im Ruhrgebiet, und Duisburg zähle ich nun mit zum Ruhrgebiet, sehr gut verbringen konnte. Es gab vieles zu tun.“

  • … das Schützenwesen in Duisburg-Rheinhausen

    „Ich habe 1963 geheiratet. Meine Frau kam ebenfalls aus dem Bereich meiner Kindheit und wir zogen nach Rheinhausen, direkt gegenüber. In Rheinhausen, wie auch in Duisburg, hatte ich gleich wieder versucht, Anschluss zu finden mit dem Schießsport. Das war das erste, das war ein Anknüpfungspunkt. Da habe ich gedacht: Da gehst du hin, da kannst du was tun. Und man war gleich in etwas drinnen, wo man mitreden konnte oder mitreden durfte. Man fand also wesentlich schneller den Anschluss im Privatleben. Von der Berufsseite her war klar, da war genügend Bekanntschaft, die sich da aus der beruflichen Seite ergab, aber so in das Gefühl der Rheinländer hineinzukommen, das habe ich in den ersten Jahren sowieso nicht geschafft. Das war etwas zu schwierig für mich als Niedersachsen. Aber immerhin, es klappte eigentlich ganz gut.
    Und nachdem ich dann in Reinhausen ebenfalls in den Schützenverein eingetreten war, weiß ich noch, dass ich auch diese Erfahrung aus der Trainingslehre aus der Schießwartausbildung mit rüber nehmen konnte. Das war etwas Neues da.
    ‚Dann machst du doch gleich mal den Jugendbereich hier. Wir haben hier einige, da kannst du doch den Jugendleiter machen.‘ ‚Ja, mache ich ganz gerne.‘
    Jugendleiter auf der einen Seite, auf der anderen Seite Fahnenträger bei der Teilnahme am Rheinischen Schützentag. Das war 1964 in Oberhausen. Auf jeden Fall war das dann so der Anknüpfungspunkt. Da kannst du mit weitermachen. Und das ergab sich dann von alleine, wenn man erst einmal mit einer Jugendgruppe drin war und mit dieser Trainingsgruppe oder mit der ersten Jugendmannschaft, dann konnte man auch an Wettbewerben auf der nächsthöheren Ebene, auf Kreisebene teilhaben. Das war etwas, was eigentlich sehr gutgetan hat oder sehr gut gefallen hat.“

  • … Schützenfeste in Duisburg-Rheinhause der 1960er-Jahre

    „In Rheinhausen selbst hatten wir vier Schützenvereine. Und jeder veranstaltete sein Schützenfest. Jeder Verein hatte aber auch seinen Schießstand. Das waren teilweise Schießstände, die einfach aufgebaut wurden auf der Kegelbahn in einer Gastwirtschaft. Meist war es eine Verbindung zur Gastwirtschaft. Wenn der Gastwirt einen Saal hatte, dann wurde in dem Saal geschossen. Schützenhäuser kamen eigentlich erst gegen Ende der 60er-Jahre, als wieder einigermaßen Geld und Zeit für den Bau zur Verfügung stand. Die erste Zeit war eigentlich auch das Schützenfest auf diese Örtlichkeit der Gastwirtschaft oder des Ortes, wo man sein Schießen veranstaltete, beschränkt. Denn meistens stand dann auch ein Saal zur Verfügung, in dem das Schützenfest abgehalten werden konnte. Andere bauten dann auf einem Dorfplatz oder irgendwo, wo die entsprechende Gelegenheit war, mit Toiletten oder ähnlichem, auch Zelte auf, um in diesen Zelten die Schützenfeste abwickeln zu können.
    Das Vogelschießen wurde meistens veranstaltet an einem Schützenhaus an einem Schützenplatz. Denn da mussten ja doch gewisse Sicherheitsabstände eingehalten werden. Das konnte man nicht irgendwo inszenieren. Es waren damals also schon sehr strenge Regeln, kann ich mich erinnern, die von sogenannten Schießstandssachverständigen beachtet oder aufgedrückt wurden, um tatsächlich auch alles einigermaßen sicher über die Bühne bringen zu können.

    Da waren auch sehr viele Zuschauer da. Da mussten natürlich auch die örtlichen Honoratioren mit eingebunden werden. Der Bürgermeister muss dabei sein, der durfte meistens auch noch den ersten Schuss tun, wenn es nicht noch eine höhergestellte Persönlichkeit war, die als Ehrengast anwesend war, um diesen Dingen nachkommen zu können. Auch damit diesen Ehrengästen oder dem Bürgermeister dann auch als Pendant angeboten werden konnte, dass die Presse mit teilhaben konnte und darüber berichtet werden konnte. Das war ein Geben und Nehmen. Der Bürgermeister war froh, dass er etwas sagen durfte, auf der anderen Seite aber auch sicher sein konnte, dass das, was er sagte, in der Presse wiederum in die Öffentlichkeit kam. Das, was damals im kleinen Kreis so war, ist heute nicht viel anders.
    Die Straßen mussten für den Umzug geschmückt sein. Die wurden geschmückt. Auf dem Land war es so, dass man halt in der Woche vor dem Schützenfest rausfuhr in den Wald und holte Birkengrün oder Ähnliches dazu. Und dieses Birkenreisig wurde dann praktisch vor den einzelnen Häusern einfach abgeladen und verteilt. Die Hausbewohner hatten die Aufgabe, dann auch praktisch mit dem Birkengrün die Straßen einzusäumen und zu verschönern, soweit es eben möglich war.“

  • … Frauen im Schützensport

    „Es entwickelte sich eigentlich aus den Kinder- und Jugendrepräsentanten oder Prinzen und Prinzessinnen, dass da offenbar nicht mehr genügend Jungs waren. Dann waren die Mädchen damals Prinzessin. Und so hat sich das im Laufe der 1970er-Jahre eigentlich auch wesentlich stärker dahingehend entwickelt, dass auch dann gemeinschaftlich um die Würde des Königs und der Königin geschossen wurde. Und damit war es den Frauen ohne Weiteres gestattet, auch dazuzukommen. Bei den Schützenvereinen, die sich aus Bruderschaften entwickelt haben oder die als Bruderschaften bestanden, war über lange Jahre ein wesentlich strengeres Reglement gewesen, dass Frauen da einfach nicht daran teilnehmen durften. Die Frauen waren ausgeschlossen. Sie durften zwar mitarbeiten und mithelfen, aber waren ausgeschossen. Aber die rein bürgerlichen Schützenfeste waren in der Frühzeit, in den 1950er-, 1960er-, 1970er-Jahren schon wesentlich lockerer und wesentlich gemischter. So war es in den 1970er-Jahren also durchaus auch schon gegeben, dass eine Frau Vorsitzende eines Schützenvereins wurde, wenn kein anderer da war, der es übernehmen wollte. Oder weil sie auch so emanzipiert war, dass sie anerkannt wurde: ‚Die können wir gebrauchen, die kann das machen, die entwickelt das für uns richtig.‘“

  • … seinen Weg in das Präsidium des Rheinischen Schützenbundes

    „Über meine Tätigkeit im Verein oder im Kreis und Bezirk hatte ich die Möglichkeit, auch an dem Rheinischen Schützentag, der einmal im Jahr obligatorisch stattfindet, teilzunehmen. Das ist praktisch ein Delegationstag, an dem die obligatorischen Dinge in der Organisationsstruktur abgewickelt werden müssen, wie Wahlen, Kassenberichte und ähnliches über den Sport mit Organisationsmitteilungen und Ähnlichem. Dazu gehört dann auch immer bei den Wahlen die große Fragestellung oder die bloße Vorstellung derjenigen, die die Leitung gerade hatten. Und ich erinnere mich: 1969 auf diesem Schützentag im Süden war der Landesjugendleiter Buchholz, der dort mit seinen, ich glaube, er war seinerzeit schon weit über 60 Jahre alt, über die Jugend im Rheinischen Schützenbund erzählte oder berichtete, was sie vorhaben und was sie tun werden.
    Ich hatte das Gefühl, irgendetwas läuft doch da schief. Der redet über Dinge, die uns als Jugendliche oder als Jugendleiter, die wir ja im Alter zwischen 20 und 30 zu dem Zeitpunkt waren, eigentlich so gar nicht interessiert. Der kann doch nicht einfach bestimmen, was sie da machen wollen. Wo ist denn die Demokratie, von der überall die große Rede ist? Und gerade über die in den vorherigen Jahren abgebildeten staatsbürgerlichen Bildungsmaßnahmen hat man über die guten Ausbildungsmöglichkeiten beim Deutschen Schützenbund, beim Landessportbund, ja so ein bisschen das Gefühl mitbekommen, was sollte uns eigentlich interessieren oder was interessiert die Jugendlichen? Auf jeden Fall bin ich ihm dann in seinen Ausführungen zur Vorstellung des Landesjugendleiterpostens irgendwie in die Parade gefahren und habe ihm gesagt, das interessiere doch keinen Menschen hier. So ungefähr. Auf jeden Fall bin ich unangenehm aufgefallen.
    Drei Tage später kriege ich einen Anruf von der Geschäftsführerin des Rheinischen Schützenbundes, der Frau Gänsemüller: ‚Herr Hogrefe, der Herr Göbbels hätte sie gerne gesprochen.‘ Der Herr Göbbels war Vorsitzender des rheinischen Schützenbundes in Düsseldorf. Am Telefon sagt er: ‚Sie haben da ein paar Worte gefunden, die mich aufhören ließen. Hätten Sie mal Interesse, für uns, auf der Verbandsebene tätig zu werden?‘ Ich habe ‚Ja‘ gesagt.
    Ein Jahr später, auf dem Delegiertentag wurde ich dann Landesjugendleiter und kam somit in das Präsidium des Rheinischen Schützenbundes in Düsseldorf.“

  • … Schießsport und Schützenbruderschaften

    „Die Älteren hängen noch wesentlich stärker am Schützenwesen aus seinen Ursprüngen heraus. Die einen sagen, es kam vom Schießen, die anderen sagen, es kam vom Schutz oder Schützen – wie man auch sagen möchte. Und diese Begebenheiten der Schützen sieht man eigentlich getrennt zwischen den mehr katholisch geprägten Bruderschaften und den evangelisch geprägten anderen Vereinen. Die Bruderschaften sind eigentlich verstärkt vertreten in den katholischen Bereichen. Und auch dort geht es eigentlich mehr auf die Historie und den sozialen Charakter. Damit will ich keineswegs sagen, dass nicht die anderen Schützen, die Sportschützen-Vereine oder auch Schützenvereine, die Sport und Gesellschaft miteinander vereinbaren, dass die weniger sozial sind. Ganz und gar nicht. Denn das Helfen untereinander, ist nach wie vor etwas, was tatsächlich auch dort mit zur Kultur gehört.
    Zurück zu der Frage. Sie fragten ja, ob die Wirkung des Leistungssports vorrangig ist oder es eigentlich der gesellschaftliche Charakter ist, den wir in den Vereinen haben?
    Es gibt reine Sportvereine, die tatsächlich nur Sport treiben. Aber wenn ich die reinen Sportschützen nehme, dann würde ich im Moment schätzen, liegt das bei 40 Prozent. 60 Prozent der Mitglieder sind meines Erachtens immer noch nicht aktiv im Schießsport. Die machen ab und zu mal das Gesellschaftsschießen mit. Aber betreiben nicht direkt den Sport an sich. Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt ja durchaus Gegenden, wie zum Beispiel im Sauerland … Ein Problem des Westfälischen Schützenbundes ist, dass der Sauerländische Schützenbund nicht im Deutschen Schützenbund als Mitglied ist, sondern nur Mitglieder aus dem Sauerländischen Schützenbund sich vereinen, sich als Sportgruppe abspalten und als Sportgruppe dann wieder Mitglied im Westfälischen Schützenbund sind.
    Natürlich ein sehr beachtetes Problem beim Landessportbund hinsichtlich der Einflüsse. Da ist ein Verein, aber die zahlen keine Beiträge an den Landessportbund, obwohl sie vielleicht in dem Verein sind. Aber da ist es eigentlich so geprägt: Die agieren ja eigentlich nur als Schützenfest-Vereine einmal im Jahr, wenn sie ihr großes Schützenfest feiern. Dann sind da offenbar 3000 – 4000 Mitglieder, die als ein Verein aufgetreten. Die feiern ihr großes Schützenfest und fallen danach wieder mehr oder weniger auseinander und sind nicht mehr als direkter Verein ansässig.“

Einstieg in den Schießsport

Bildungsreisen nach West-Berlin nach Mauerbau

Strukturreform im Rheinischen Schützenbund 1983

Neue Disziplinen und neue Probleme


Hier findet Sie in Zukunft das vollständige Interview im PDF-Format:

Weiterlesen